Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann

Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann

Viele Traditionen haben sich mit der Zeit entwickelt: So auch, dass der Osterhase Eier versteckt.

Ausgerechnet der Hase ist zu einem Symbol für Ostern geworden. Wie konnte es dazu nur kommen? Denn bei Kirchenvertretern war das fortpflanzungsfreudige Tier früher verpönt.

Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann

31.03.2021, 07:45 Uhr

Dekorativ herausgeputzte bunte Eier, quietschgelbe puschelige Küken und knisternd warme Feuerstellen im Frühling: Rund um Ostern, das wichtigste Fest im christlichen Kirchenkalender, gibt es zahlreiche Bräuche und Traditionen für Jung und Alt. Als österliches Symboltier gilt aber vor allem der Hase. Millionen Kinder in Deutschland glauben an das Tierchen, das zu Ostern bunt bemalte Eier versteckt, und machen sich alljährlich auf die Suche.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Warum gerade der fortpflanzungsfreudige Feldhase zum beliebtesten Eierlieferanten wurde, ist nicht endgültig geklärt. Volkskundler vermuten, dass der Hase als Symbol des Lebens die zur Osterzeit erwachende Natur versinnbildlichen soll. Dazu passt symbolisch das seit dem 13. Jahrhundert traditionell rot gefärbte Osterei: als Farbe des Lebens, der Freude und als Symbol für das Blut Christi.

Doch das ist nicht die einzige Theorie: Eine andere vermutet, dass sich das traditionelle Osterlamm-Brot häufig beim Backen verformte und die Gestalt eines Hasen annahm. Eine weitere Erklärung für die Osterhasen-Tradition liefert das Dreihasenbild, das drei im Kreis an ihren Ohren verbundene Hasen zeigt und häufig Einfluss in die Kirchenkunst fand.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Dass der Hase bemalte Eier im Garten versteckt, die dann von Kindern am Ostermorgen im Moos gefunden werden, wird zum ersten Mal 1682 von dem Mediziner Georg Franck von Franckenau in der Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ erwähnt. Er beschreibt das Phänomen, dass der Osterhase in bestimmten deutschen Regionen Eier versteckt – und nennt es „eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“.

In vielen Teilen Deutschlands war der wunderliche Brauch noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts unbekannt, verbreitet war er zunächst vor allem im Elsass und in der Pfalz. Unter dem Einfluss der Süßwaren- und Spielzeugindustrie wurde er bald überregional populär.

Einen Zusammenhang zwischen dem Osterhasen und dem Christentum gibt es dennoch: In Byzanz war der Hase in der Tiersymbolik ein Zeichen für Jesus. Danach, im frühen Christentum, genoss er einen weniger guten Ruf, denn der fortpflanzungsfreudige Feldhase galt als Symbol der Unzucht. Heidnische Mythologien wiederum nutzten seine Fortpflanzungsfähigkeit als Argument für den Hasen: Dort galt das Tier als Symbol der Sinnlichkeit. Außerdem spielte Meister Lampe, das heilige Tier der germanischen Frühlingsgöttin Ostara, eine wichtige Rolle für die Beliebtheit des Hasen.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Noch mehr aber gilt das Ei selbst als Symbol des Lebens und der Auferstehung. Daran erinnert das christliche Osterfest: Der gekreuzigte Jesus ist von den Toten auferstanden, Gott schenkt neues Leben. Schon der Kirchenvater Augustinus, geboren 354, deutet das Ei theologisch. Und in der gesamten europäischen Kunstgeschichte steht das Ei sinnbildlich für die Auferstehung – Christus hat das Grab und damit den Tod durchbrochen wie ein Küken die Schale seines Eis.

Meist rot gefärbte Eier als Ostergeschenke kennt man in Deutschland schon im 13. Jahrhundert. In den orthodoxen Kirchen hat das Osterei besondere Bedeutung: In Russland schreibt man in Kirchen geweihten Eiern magische Fähigkeiten zu.

Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann

Der Osterhase als Eierbringer? Das ist eine lange Geschichte. ©Pixabay

Der Hase macht seinen Job noch gar nicht so lange. Erst seit dem 19. Jahrhundert behauptet er seinen Platz in unserer Osterkultur. Wobei er aber lange Zeit nicht das Monopol als Eierbringer hatte. Auch Kuckuck, Raabe, Hahn, Kranich, Storch oder sogar der Fuchs brachten die Eier. Und dann gibt es auch die Legende, dass die Kirchturmglocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen. Deshalb gibt es auch die Karfreitagsratschen als Krachmacher. Am Karsamstag kommen die Glocken dann mit den österlichen Gaben zurück, um sie am Ostersonntag zu verteilen.

Wenn die Schokolade keimt, Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen “Glockenklingen” sich auf „Lenzesschwingen” Endlich reimt Und der Osterhase hinten auch schon presst,

Dann kommt bald das Osterfest.

(Joachim Ringelnatz, 1883-1934)

Eigentlich reicht die Geschichte des Osterhasen aber viel weiter zurück. So nimmt Herr Hoppel bei den Protestanten bereits im 17. Jahrhundert die Figur des fiktiven Eierlieferanten ein. Schriftlich belegt wurde der zu dieser Zeit bereits übliche Brauch durch eine Dissertation von Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahre 1682 unter dem Titel “De ovis paschalibus – von Oster-Eyern”. Darin warnt er die Menschen vor einem zu hohen Verzehr von Eiern.Den Katholiken war während der Fastenzeit der Konsum von tierischen Produkten – also auch Eiern – strikt verboten. Dieser Eierüberschuss wurden häufig als „Zinsei“ an die Klöster abgeliefert und dort gesegnet. Und um die gesegneten Eier von den noch nicht gesegneten zu unterscheiden, wurden sie bemalt.

Die Protestanten lehnten diese religiöse Praxis des Fastens und der Eierweihe jedoch ab. Auf den Brauch des Eierverschenkens wollten sie allerdings nicht verzichten. Sie mussten sich also eine Geschichte ausdenken, ohne auf die Kirche zurückzugreifen. Der Hase kam ins Spiel. Irgendwann nahm auch die katholische Kirche von der Eierweihe Abstand. Aber die Eier blieben und mit ihnen der Hase. Das Eierbringen ist also ein säkularisierter Brauch, eine aus dem religiösen in den weltlichen Kontext übertragene Geschenkstradition.

Der Hasen und der Löffel drei…….

Aber da wäre sie wieder, die Frage: Warum ist es gerade der Hase, der die Eier bringt? Erklärungen und Vermutungen hinsichtlich der Starallüren des Hasen zur Osterzeit sind vielfältig und manchmal auch skurril. Der ausgeprägte Fortpflanzungstrieb des Nagers ist daran schuld, das manche Quellen von ihm als Fruchtbarkeitssymbol sprechen. Bis in die germanische Mythologie lassen sich die Hasenspuren in dieser Hinsicht zurückverfolgen, wo er als Begleiter der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostera fungiert haben soll. Auch der griechischen Liebesgöttin Aphrodite wurde der Hase als heiliges Tier zugeordnet. Der Hase steht von Grund auf für Fruchtbarkeit und Auferstehung, wie auch die Eier ein Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Lebens sind. Er bietet sich als österliches Symbol also geradezu an. Dann gibt es noch den Verdacht, dass das Dreihasenbild für den Brauch des Eier versteckenden Osterhasen verantwortlich sei. Es stellt die Dreifaltigkeit dar und ist seit dem 18. Jahrhundert ein bekanntes Motiv, mit dem Ostereier sehr gerne bemalt werden. Drei springende Hasen sind in Kreisform so angeordnet, dass auf den ersten Blick jeder Hase zwei Ohren hat, auf dem Motiv insgesamt aber nur drei Ohren dargestellt sind.

Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann

Das Symbol wird in einem Vers beschrieben: “Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“ Der Hase gilt auch als Mondtier. Am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes wird Ostern gefeiert, also auch hier könnte man eine Verbindung sehen. Andere wiederum suchen den Ursprung des Osterhasen hinter dem Herd. Sie sagen, der Hase sei nur das Ergebnis eines missratenen Lammgebäcks, das die Form eines Hasen angenommen hatte. Und die unwahrscheinlichste Hypothese ist wohl jene, die sagt, dass ein mit Eiern unterlegter Hasenbraten an Ostern der Ursprung des Osterhasen sei.

Auch wenn die Vergangenheit des Osterhasen noch etwas im Dunkel liegt, seine Zukunft  ist mehr als rosig. Sie ist bunt, fröhlich und vor allem süß. Denn auch wenn der Osterhase beim Eierbringen keine Spuren hinterlässt, weil es ihn ja eigentlich nicht gibt – einmal im Jahr wollen wir trotzdem ganz fest an ihn glauben. Denn er beschert uns ein besonderes kulinarisches Fest.

Wir wünschen Frohe Ostern!

Wir wollen wissen, wo es herkommt!

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Melden Sie sich jetzt zu unserem Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig unsere besten Beiträge.

Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann
Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann
Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann
Warum bringt der Osterhase Eier wo er doch gar keine legen kann