Show
Kaiser Franz Joseph, 1848 Leider ist auch hier vieles verklärt und die Sissi-Geschichte im Film ist so ganz anders, als die harte brutale Realität. Eine Realität, der ich hier auf die Sprünge helfen möchte. Ich zeige in meinem 5. Teil das Bild eines so ganz anderen Kaisers. Ein Kaiser, der seine Engels-Sisi zwar anbetete, dennoch zahlreiche heimliche Affären hatte und einige uneheliche Kinder gezeugt haben soll. Schon im zarten Alter von 14 Jahren verschaute sich Erzherzog Franz (Anmerkung Petra: erst als Kaiser verwendete er seinen zweiten Namen) sehr unstandesgemäß in eine Hofdame seiner Tante Königin Elisabeth Ludovika, genannt „Elise“, von Preußen (*13.11.1801, †14.12.1873).
hatte es dem jungen „Franzi“ angetan. Mutter Sophie schrieb besorgt in ihr Tagebuch:
1847 verliebte er sich in eine Hofdame von Großfürstin Helene Pawlowna, gebürtige Friederike Charlotte Marie Prinzessin von Württemberg (*9.1.1807, †9.11.1873). Leider blieb die Hofdame und Gesellschafterin in der Biographie von Karl und Michaela Vocelka „Franz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916“ unbenannt.
Kaiser Franz Joseph war kein unbescholtenes Blatt mehr, als er Herzogin Elisabeth das erste Mal näher betrachtete und sich entschied sie zu heiraten. Rund um die Erzherzöge gab es
welche extra ausgesucht wurden, um den jungen Männern die „Liebe zu lehren“. Graf Grünne übernahm die Auswahl für Franz Joseph, selbstverständlich nicht ohne Erzherzogin Sophie miteinzubeziehen. Hygienische Damen waren am Wiener Hof sehr angesehen. Diese Damen waren zwar (meist) nicht aus dem Adel, aber gesunde Witwen, mit einer animalischen Konstitution, die den Herren die Dinge beibrachten, die sie wissen sollten, um mit einer Ehefrau die erhofften Thronfolger zu zeugen. Bei Franz Joseph war es eine reife, üppige Dame aus Krems. Die erste LiebeFoto: Wikimedia/CommonsKönig Friedrich Wilhelm IV von Preußen 1848 hatte Franz Joseph wohl mit Elisabeth Gräfin von Ugarte eine „heiße“ Affäre.Brisant allerdings war, dass Gräfin Elisabeth Ugarte bereits verheiratet war und Graf Ugarte dieses Amüsement gar nicht witzig fand. Auch Erzherzogin Sophie war einem Schlaganfall nahe, als sie erfuhr, mit wem sich ihr 18jähriger Sohn abgab. Als dann noch der gesamte Wiener Hof tuschelte, als Franz Joseph ihr auf den folgenden Hofbällen sämtliche Tänze schenkte und sogar zweimal den Kotillon mit ihr tanzte, war Schluss mit lustig. Elisabeth berichtete einer Freundin:
Hofdame Sophie Scharnhorst notierte:
Als Franz Joseph besagte Gräfin auch noch „allein“ in die Hofburg einlud, war Erzherzogin Sophie einer Herzattacke nahe. Sie zitierte die 26jährige Gräfin zu sich und befahl ihr Wien für immer zu verlassen. In der gesamten Literatur lässt sich Elisabeth Gräfin Ugarte nicht mehr finden. In Olmütz, während der Revolution (1848), soll angeblich eine junge Dame der Grund gewesen sein, warum sich Franz Joseph immer gerne an diese Zeit im Exil zurückerinnerte. Näheres konnte ich auch mit besten Absichten nicht herausfinden. Am 18.2.1853 gab es ein Attentatsversuch durch János Libenyi, dass nicht von politischer Natur aus begangen worden sein soll, sondern aus rein privater. János hat aus „Ehre“ morden wollen. Die gesamte Geschichte zum Libényi-Attentat ist hier nachzulesen. Der wahre Grund ist bis heute ungeklärt und wird auch nicht mehr eruiert werden können. Folgendes konnte ich in verschiedenen Büchern herausfinden: Gabriele Praschl-Bichler beschrieb in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen“, folgende Geschichte, die ich im ganzen Wortlaut wiedergebe:
Nun geht die Geschichte der Historiker/innen auseinander. Während G. Praschl-Bichler im zitiertem Buch schrieb, dass sich der Kaiser darauf hin von Mizzi Langer trennte und Libényi beim Polizeiverhör den wahren Grund seiner Tat preisgab, so erzählen die restlichen Historiker/innen, dass der Attentäter keinen wirklichen Grund nannte. Was auch immer stimmt, János Libényi wurde am Galgen gehängt und die abstruse Geschichte verfolgte die Bevölkerung sogar bis in die 1950er Jahre. Aber dazu bitte ich euch, den Beitrag auf der anderen Seite zu lesen. Da der Kaiser gerade viel Sympathie im Land erreichte, war es für Erzherzogin Sophie Zeit endgültig eine Braut auszuwählen. Das glückliche Österreich heiratetSophie hatte ab 1852 die ersten Anzeichen gezeigt ihren jungen Sohn, Kaiser von Österreich, standesgemäß und mit der besten Partie die sie finden konnte, zu verehelichen. Foto: Wikimedia/CommonsPrinzessin Anna von Preußen Bild: F.X.Winterhalter, 1858 Sie ließ Kaiser Franz Joseph unter dem Aspekt „einer politischen Reise“ zu Tante Elise nach Berlin fahren. Wie bereits erwähnt, war Elisabeth eine Schwester von Erzherzogin Sophie und Herzogin Ludovika; somit die Tante von Kaiser Franz Joseph und Herzogin Elisabeth. Sie wurde mit Friedrich Wilhelm IV, König von Preußen (*15.10.1795, †2.1.1861) verheiratet; die Ehe war zwar glücklich blieb aber nach einer schweren Totgeburt kinderlos. Kaiser Franz Joseph verliebte sich in Preußen in die Nichte von König Friedrich, Marie Anna Friedericke Prinzessin von Preußen welche aber bereits mit Prinz Friedrich Wilhelm (*26.11.1820, †14.10.1884) verlobt war. So sehr sich Elise bemühte, den König und die preußische Regierung zu einem Bündnis mit Österreich durch Heirat, umzustimmen, sie scheiterte kläglich. Sophie schrieb ihrer Schwester einen herzzerreißenden Brief: Foto: Wikimedia/CommonsPrinz Wilhelm I
Es half alles nichts, Elise brachte die Hochzeitspläne im Haus nicht durch. Prinz Wilhelm, späterer Kaiser Wilhelm I (*22.3.1797, †9.3.1888) meinte zur Absage sogar: Foto: Wikimedia/Commons Erzherzogin Elisabeth Wirklich ernste Absichten hatte Kaiser Franz Joseph 1853 das erste Mal mit Elisabeth Franziska Maria Erzherzogin von Österreich-Este, der ungarischen Linie der Familie Habsburg. Doch Erzherzogin Sophie passte diese Verbindung überhaupt nicht, da sie mit den Ungarn nichts mehr zu tun haben wollte. Elisabeths (Halb) Bruder Stephan Erzherzog von Österreich (*14.9.1817, †19.2.1867), Palatin von Ungarn, hatte sich während der 1848er Revolution auf die Seite der Ungarn gestellt und wurde deshalb aus der Monarchie verbannt. Hier möchte ich einen Schreibfehler eines Buches von Katrin Unterreiner ausbessern. Im Buch „Kaiser Franz Joseph 1830-1916 Mythos und Wahrheit“, Christian Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2006 steht auf Seite 35: (Zuerst erzählt sie von Gräfin Ugarte) Foto: Wikimedia/Commons Erzherzog Stephan Foto: Wikimedia/Commons Erzherzog Karl Ferdinand Allerdings fand das Treffen mit Anna schon vorher statt und Palatin Joseph (*9.3.1776, †13.1.1847) hatte keine Tochter namens Therese. Erzherzog Stephan war auch nur der Halbbruder von Elisabeth Franziska. Mittlerweile gibt es eine Neuauflage des besagten Buches, in welchem diese Sätze weggelassen wurden und K. Unterreiner auf S. 38. gleich mit Anna als Brautschau beginnt (siehe 1. Auflage 2015, gleicher Verlag, gleicher Buchtitel). Um Elisabeth und Franz Joseph nicht noch weiter auf dumme Gedanken zu bringen, verheiratete sie die junge Witwe kurzer Hand mit Erzherzog Karl Ferdinand von Österreich (*29.7.1818, †20.11.1874).
Das Paar bekam 6 Kinder, u.a. jenen Erzherzog (Friedrich Maria) Albrecht (*4.6.1856, †30.12.1936), der später einmal Erzherzog Franz Ferdinand unverhofft zu seinem Glück verhelfen sollte. Erzherzog Albrecht heiratete Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen (*27.2.1856, †5.9.1931) die jene Hofdame beschäftigte, die als Sophie Gräfin von Chotek oder später Sophie Fürstin von Hohenberg in die Weltgeschichte eingehen sollte. Die Geschichte von Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie Fürstin von Hohenberg könnt ihr hier nachlesen. Der erste uneheliche SohnFoto: Wikimedia/CommonsPaul Freiherr Gautsch von Frankenthum von Kaiser Franz Joseph soll Paul Gautsch Freiherr von Frankenthum (*26.2.1851, †20.4.1918) gewesen sein, welcher nach dem Jusstudium ins Unterrichtsministerium wechselte und 1879 Unterrichtsminister wurde. Diesen Posten behielt er ungewöhnlich lange, nämlich bis 1893. Zusätzlich wurde er von Kaiser Franz Joseph zum Direktor und Kurator der Theresianischen Akadamie ernannt. 1895 ernannte ihn der Kaiser zum Herrenhausmitglied. 1895 – 1897 wurde er nochmal Unterrichtsminister. 1899 – 1904 wurde er Präsident des Obersten Rechnungshofes. Gautsch galt als „besonderer“ Vertrauensmann für Kaiser Franz Joseph. (5a) Während sich Kunsthistorikerin Gabriele Praschl-Bichler zur Mutter ausschweigt und auch sonst keine Quellen nennt, sondern nur im Nachwort ein Dankeswort an Erzherzog Otto (Habsburg) und an dessen Sekretärin nach Pöcking richtet, da dieser seine Familiengeschichte geöffnet hätte (?), habe ich wirklich lange recherchiert und die Namen von Vater und Mutter von Paul Gautsch ausfindig gemacht. Sein Vater war Karl Gautsch von Frankenthum (*1817, †1892), welcher als Polizeikommissär arbeitete. Seine Mutter war Maria Beatrix Wittek Edler von Salzberg (*1828, †1908), welche aus der Linie mütterlicherseits aus der Schlumberger-Goldeck-Linie stammte.
Kuckuckskinder waren sicherlich an der Tagesordnung. Es gab weder DNA, noch richtige Gynäkologen. Der Beweis einer Vaterschaft wurde oft nach der Geburt ob das Baby dem Vater ähnelt angetreten. Also alles sehr wage und absolut nicht beweisbar. Ich weiß nicht einmal, ob die Frauen im 19. Jahrhundert wussten, dass eine Schwangerschaft 9 Monate dauert und man 10 Monate berechnet. Trotzdem wäre es wirklich interessant zu erfahren, wieso gerade Graf Gautsch ein unehelicher Sohn gewesen sein soll. Schade, dass nirgendwo in der Literatur mehr verzeichnet oder irgendetwas aufzufinden ist. Das grösste GerüchtHelene Baltazzi, verh. Vetsera, Foto: Wikimedia/Commons
Kaiser Franz Joseph soll ein Verhältnis mit Helene Baltazzi besser bekannt als Helene Freifrau von Vetsera gehabt haben. Die Geschichte dazu liest sich so: Zeitpunkt der Beziehung war das Jahr 1850 und Franz Joseph war gerade einmal 20 Jahre alt. Auch diese Affäre verbot Erzherzogin Sophie sofort und Helene, die Zeit ihres Lebens den Drang hatte vom Kaiserhaus anerkannt zu werden, soll eine Abfertigung von sage und schreibe 3 Millionen Kronen (!) bekommen haben. Allerdings war Helene Baltazzi bzw. verheiratete Vetsera selbst reich und brauchte das Geld nicht. Was war also der Grund, warum sie so viel Geld bekommen hatte.
Sehr großzügig für einen so sparsamen Menschen wie Kaiser Franz Joseph. Noch dazu als junger Kaiser, wo er vor allem noch auf die Gunst seines Onkels Ferdinand (*19.4.1793) angewiesen war; denn auch wenn dieser kein Kaiser mehr war, das ganze Geld und somit das gesamte Vermögen verwaltete dieser bis zu seinem Tod. Erst dann beerbte ihn sein Neffe in allen Belangen. Und Ferdinand starb erst im Jahre (†29.6.) 1875. Ob also Erzherzogin Sophie bereit gewesen wäre, einer Gespielin ihres Sohnes so viel Geld auszuzahlen, ist mehr als fraglich. Fiel euch etwas beim Lesen auf? Kam euch nicht etwas komisch oder fraglich vor? Nein? Kunsthistorikerin und Buchautorin Gabriele Praschl-Bichler schrieb in ihrem Buch mit Joseph Cacheè (*) „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen“ Kaiser Franz Joseph ganz privat, Amalthea Verlag, 1. Auflage 1994
In ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat“ „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“, Amalthea Verlag, 3. Auflage 2005, heißt es: (Zuvor trifft er in dem Buch Katharina Abel, zu der ich noch komme…)
Zu dieser Zeit gab es keine Kronen, sondern Gulden. Und bei aller Liebe, ich glaube nicht, dass er ihr 3 Millonen Kronen abgegolten hätte, wenn man bedenkt, dass er seiner 14jährigen Affäre Anna Nahowski 200.000 fl (Anmerkung Petra: Abkürzung für den Gulden) gab. Zu ihrer Geschichte komme ich noch. Aber weiter in der Aufklärung: Kaiser Franz Joseph wurde 1830 geboren. Wenn er bei der Liebesgeschichte 20 Jahre alt war, war dies 1850. Helene wurde 1847 (!) geboren. Na? Klingelts? Helene wäre demnach 3 Jahre alt gewesen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich keine Historikerin schlecht machen möchte, aber die Zeitangaben können einfach nicht stimmen, wenn man bedenkt, dass Helene Baltazzi unumstösslich im Jahre 1847 geboren ist (steht auch auf ihrem Grabstein). Es ist also definitiv unmöglich, dass Kaiser Franz Joseph 20jährig ein Verhältnis mit Helene Baltazzi gehabt haben kann! Ein weiteres Indiz ist, dass Helene von Konstantinopel verheiratet (!) nach Wien kam und Albin Ritter von Vetsera beim Kaiser um ihre Hand anhalten musste. Der Diplomat sah die Schöne 16jährige und war sofort fasziniert von ihr. Ihre Familie war unermesslich reich, aber nicht adelig und so musste Ritter von Vetsera beim Kaiser um ein Heiratsgesuch bitten. Dies wurde ihm gewäht und so konnte der um 20 Jahre ältere Albin die junge Frau ehelichen. Bereits 1865 kam der erste Sohn Ladislaus in Paris zur Welt, danach 1868 Tochter Johanna in Konstantinopel und erst 1871 Marie Alexandrine „Mary“ in Wien. Also erst in den frühen 70er Jahren waren die „von Vetsera“ in Wien mit 2 Kindern eingetroffen, 2 weitere wurden in Wien geboren.
Es kann natürlich gut sein, dass sich die beiden in den frühen 70er Jahren irgendwann einmal „begnegneten“, denn Helene hatte in Wien nur ein einziges Ziel: sie wollte bei Hofe angenommen werden. Sie war unermesslich reich, schön, nur ihr war furchtbar langweilig, da der Wiener Hof von ihr keine Notiz nahm. 1870 wurde ihr Mann in den Freiherrenstand befördert, somit durfte sie sich „Freifrau von Vetsera“ nennen.
Kaiser Franz Joseph tobte, als er dies hörte und verbot diese Beziehung sofort. Da es später zu heimlichen Treffen mit der Tochter Mary kam, konnte Franz Joseph nicht rechtzeitig einschreiten. Böse Zungen behaupten ja, dass Mary Vetsera (*19.3.1871, †30.1.1889) sich mit Kronprinz Rudolf deshalb das Leben nahm, da sie seine Tochter gewesen sei. Doch auch hier sei erwähnt, dass Kronprinz Rudolf 14 Jahre gewesen sein müsste, um besagte Affäre gehabt zu haben. Die tatsächliche Affäre mit Helene Baltazzi soll stattgefunden haben, als er 18 Jahre alt war. Also geht sich die Vaterschaft natürlich nicht aus. Aber das sei nur nebenbei erwähnt. Es geht um hier jetzt ausschließlich um Kaiser Franz Joseph. Brautschau und HochzeitSophie suchte weiterhin fieberhaft nach einer neuen und geeigneten Kanditatin, die sie in Dresden zu finden glaubte. Foto: Wikimedia/CommonsSidonie Prinzess von Sachsen Maria Sidonie Ludovica Prinzessin von Sachsen (*16.8.1834, †1.3.1862) sollte nun die Braut und zukünftige Kaiserin von Österreich werden. Sie hatte wahres Pech mit ihren Verehrern, die beinahe alle aus falscher Zugehörigkeit der Religion oder politischen Machtspielen, abgelehnt wurden. Auch Kaiser Franz Joseph wollte Sidonie nicht zur Frau. Der banale Grund: sie gefiel ihm nicht. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Sidonie starb 27jährig unverheiratet an Typhus. Sophie sah sich schlussendlich in ihrer eigenen Verwandtschaft nach jungen heiratsfähigen Mädchen um.
Hochzeitsbild
Affären ab 1859Foto: dorotheum.comKaiserin Elisabeth Was genau der Auslöser 1859 für die sehr überstürzte Abfahrt von Kaiserin Elisabeth nach Madeira war, ist bis heute ungeklärt. Viele Gerüchte und Legenden ranken sich um diesen plötzlichen Aufbruch. Einige Historiker/innen schreiben, es sei eine Lungenkrankheit gewesen - was aber nicht erklären würde, warum Elisabeth auf der Überfahrt schon ziemlich munter wirkte -, die anderen behaupten, die Krankheit hätte etwas mit einer Geschlechtskrankheit zu tun, da Kaiser Franz Joseph weiterhin fremd ging und keine Rücksicht auf seine zartbesaitete junge Frau nahm. Auch mit ihr selbst soll er nicht zimperlich umgesprungen sein. Was auch immer der Grund war, ab diesem Zeitpunkt wurde Elisabeth „erwachsen“ und entzog sich ihrem Mann immer mehr, so dass ab nun immmer mehr neue „Bekanntschaften“ seinen Weg kreuzten. 1863 traf Kaiser Franz Joseph zum ersten Mal, auf Theresia „Reserl“ Pointinger (*8.4.1846, †1928). Was folgte, war eine fast 10jährige Liaison, aus der angeblich 4 Kinder entstammen sollen. Foto: Hubert PointingerTheresia Pointinger Kaiser Franz Joseph weilte in Mondsee mit seinem Freund Otto Fürst von Wrede (*8.1.1797, †10.10.1871), um zu jagen. Der elterliche Hof auf dem Theresia lebte, war seit langem schon ein beliebter Gutshof für adelige Gäste. So war es nicht verwunderlich, dass er 1863 am Grauwitzgut auf die damals noch 17jährige aufmerksam wurde. Franz Joseph war damals ein Mann von stolzen 33 Jahren.
Doch erst im Juli 1869 kam es zur schicksalhaften „Liaison“. Als er dann tatsächlich im Juli 1869 auf der einsamen Eisenauer-Alm (im Sommer arbeitete sie auf der elterlichen Alm als Sennerin) erschien, erkannte sie ihn zunächst nicht. Der Text, der von Rosamunde Pilcher stammen könnte, lautet wie folgt: Foto: Stadtmuseum Bad Ischlder junge Kaiser als Jäger
Reserl war nun keine 17 mehr, jedoch eine 23jährige Jungfer. Unser Kaiser war ein vollreifer Mann von 39 Jahren. Aber er hatte immer schon ein faible für junge Frauen und je älter er wurde, desto jünger wurden seine Gespielinnen, zumindest bis Kaiserin Elisabeth ihm die Schratt zuwies. Ob sie dies alles ahnte? Ich weiß es nicht. Die Briefe von Franz Joseph wurden alle angeblich verbrannt, es gibt keine Korrespondenz zum Nachlesen, das größte Archiv ist bis heute noch immer nicht zugänglich und ist somit unerforscht.Und welche Frau ahnt im Grunde nicht, wenn der eigene Mann ständig fremd geht? Aber all das, ist nur eine Vermutung meinerseits (bis auf das Archiv; das ist wirklich Tatsache). Aber weiter gehts mit Reserl und Franz Joseph: Als sie sich von dem Schock erholte, bat sie ihn in die spärlich eingerichtete Hütte. Der Jägersmann, der tatsächlich Kaiser Franz Joseph war, setzte sich artig neben sie und legte seine Hand in ihre:
Ein zärtlicher und gefühlsbetonter Liebhaber soll er gewesen sein, der Franzl. Meint zumindest Theresia Pointinger, bzw. ihr Biograph Hubert Pointinger; denn Aufzeichnungen von Theresia gibt es keine. Das Ganze ist eine Nacherzählung, einer Nacherzählung, einer Nacherzählung. Anna Nahowski sah das ganz anders. Aber ich greife etwas vor. 4 Kinder sollen der Affäre entsprungen sein: Foto: Hubert PointingerAnton Pointinger Foto: Hubert Pointinger Franziska Pointinger Foto: Hubert Pointinger Matthias Pointinger Foto: Hubert Pointinger Wilhelmine Buchwald
Reserl wurde drei mal schwanger und trug diese Kinder aus. In einer Zeit, am Dorf lebend und unverheiratet, muss das die Hölle für eine junge Frau gewesen sein. Theresia hatte viel Glück und brachte alle ihre Kinder durch. Anton, ihr Bruder wollte immer wieder wissen, wer der Vater der Kinder sei, doch sie schwieg eisern. Er suchte mit Hochtouren einen Ehemann für sie, wusste aber, dass eine Frau mit drei unehelichen Kindern kaum an den Mann zu bringen sei. Die Kinder durften nicht bei ihr aufwachsen und so nahm sich ihre Schwester Franziska der unehlichen Kinder an und Theresia besuchte sie so oft sie konnte. Oft auch spät abends. Dafür musste sie oft Kilometer weit gehen; oft durch Tiefschneemassen. Die Strapazen müssen unvorstellbar gewesen ein. Nach einigen Monaten erkannten sie die Kinder nicht mehr und sie nahm dies voller Eifersucht und Tränen zur Kenntnis.
Als sich Kaiser Franz Joseph im darauffolgenden Jahr nicht blicken ließ, litt Reserl Höllenqualen. Sie verliebte sich in weiterer Folge in den verheirateten Privatjäger Wilhelm Buchwald der Familie Graf Paar, welche im Salzkammergut ebenfalls ein Jagdgut besaßen. Buchwald galt als Windhund und nahm sich vor Reserl zu erobern, was ihm beinahe auch gelang, als diese dann doch das schlechte Gewissen, wegen der Ehefrau von Willi packte und sie sich doch nicht hingab. Doch in dieser Nacht gab es ein Geständnis der anderen Art:
Doch Willi Buchwald wusste schon längst Bescheid. Als Waldhüter und Förster und Jäger war er es gewohnt auf die Pirsch zu gehen, um Wilderern das Handwerk zu legen. Dabei bleiben den Mitarbeitern ungewöhnliche Leute die durch den Wald streifen nicht verborgen. Im Buch von Hubert Pointinger liest sich das so:
Doch Frau Buchwald war schwer krank und diesmal meinte es das Schicksal etwas besser, diese starb alsbaldig. Einen Monat nach deren Tod hielt Willi Buchwald um die Hand von Reserl Pointinger an. Grund für die Heirat war, um Reserl
Um das Ganze abzukürzen: Es wurde geheiratet und Reserl brachte weitere eheliche Kinder zur Welt, wobei eine Tochter ein Monat nach der Geburt starb. Sie blieb Sennerin und es kam wie es kommen musste, Kaiser Franz Joseph trat wieder in ihr Leben und Reserl ließ ihn wieder in ihr selbiges. Obwohl alles diskret und heimlich ablief, war Willi eifersüchtig und ahnte Zeit seines Lebens, dass die letzte Tochter „Wilhelmine“ nicht die Seine war. Um Reserl endgültig aus den Fängen von Kaiser Franz Joseph zu befreien, zog die Familie nach Bayern. Das ganze ist so schwülstig erzählt, dass man glauben möchte, man liest einen schlechten Bauernroman. "Kaiser Franz Joseph und Reserl waren Zeit ihres Lebens in Gedanken verbunden" und obwohl er bereits mit Anna Nahowski beisammen war und diese Reserl ähnelte, konnte er seine Reserl nicht vergessen. Foto: Hubert PointingerHubert Pointinger Die Geschichte wurde übrigens von der Tochter Theresia von Matthias erzählt, welche Ordensschwester wurde. Diese wurde so „streng erzogen, da das blaue Blut ihres Vaters, von seinem „Erlauchten Erzeuger“ übertragen wurde. Bauerstochter Theresia musste ihren Bauersvater „Siezen“, denn immerhin floß adeliges Blut durch seine Adern. Bei nicht gehorchen, gabs ordentliche Züchtigung. Ja, man schüttelt wirklich nur noch den Kopf. Hubert Pointinger (*25.4.1961), der Verfasser von "Die Salzprinzessin" ist der Ur-Enkel von Matthias Pointinger, der als einziger dieser Kinder überhaupt eine Familie gründete.Als das Buch herauskam, haben Georg Markus und Hugo Portisch (*19.2.1927,†1.4.2021), zwei anerkannte Schriftsteller und Historiker Hubert Pointinger vorgeschlagen, eine DNA Analyse machen zu lassen. Georg Hohenberg, der Urgroßneffe von Erzherzog Franz Ferdinand, aus der Linie von Maximilian Hohenberg hat sich für die DNA Analyse zur Verfügung gestellt.
Ob also die drei anderen Kinder (also Anton, Franziska und Wilhelmine) von Kaiser Franz Joseph abstammen, ist sehr fraglich. Generell ist die Frage: Was ist an dieser Geschichte wahr?
Ein paar Sachen ließen mich im Buch stutzig werden: zum einen schrieb Herr Pointinger immer „Sissi. Reserl findet man darin nicht – was schon einmal sehr eigenartig ist. Lediglich folgenden Satz, weit nach Anna Nahowksi und sonstigen Liebschaften
Man mag jetzt darüber denken was man will, aber aussagekräftig ist das nicht, wenn man bedenkt, dass Gabriele Praschl-Bichler ansonsten immer gerne Namen nennt und das Ganze ausschmückt. Weiters geht es in dem Buch von Frau Praschl-Bichler auch um die Jägerkleidung des Kaisers, um die Weltausstellung 1873 usw. Ein Schelm wer böses denkt…. Die beiden Historiker/in Michaela und Karl Vocelka schreiben zu dem Thema in ihrem Buch „Franz Joseph Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916“ folgendes:
Affären ab 18701870/1 soll es Katharina Abel gewesen sein, die dem Kaiser im Ballett ins Auge stach. Foto: theatermuseum.atKatharina Abel Wie lange die Affäre dauerte, konnte ich auch nach intensiven Recherchen nicht eruieren. Am 17.1.1876 gebar Katharina eine Tochter namens Maria. Den Vater hielt sie Zeit ihres Lebens strikt geheim. Mit den „Gaben“ des Kaisers konnte sie sich ein Haus in Wien Wieden leisten. 1890 ehelichte sie den um 10 Jahre jüngeren, mittel- und arbeitslosen Adeligen Georg Graf Orssich von Slatevich. Katharina beendete 1892 ihre Karriere, nach dem sie sich bei einem Unfall während der Aufführung von „Giselle“ schwer verletzte. Autorin Praschl-Bichler berichtete, Abel sei dem Kaiser noch vor der Hochzeit begegnet und habe ihm vom Liebeskummer mit Gräfin Ugarte geheilt. (8)
Katharina Abel wurde erst lange nach der Affäre mit Gräfin Ugarte geboren (*1856). Sie wurde ab 1868 am Kärntnertortheater engagiert und war ab 1870/1 Mitglied der Hofoper. Von 1880 – 1892 war sie unter Direktor Carl Teile eine der beliebtesten Tänzerinnen.
Ebenso im Jahr 1870 war es Rosa Moskowitz die Franz Josephs Herz erreichte. Sie war Weißnäherin in der Wiener Hofburg. 3 Jahre soll die Affäre gedauert haben, als sie sich „plötzlich“ ins Privatleben zurückzog. Hier geht die Literatur auseinander: Katrin Unterreiner schrieb in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph 1830 – 1916“ Mythos und Wahrheit, Christian Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2006
Bei Gabriele Praschl-Bichler liest sich die Geschichte nämlich folgendermaßen:
Nun meine Fragen:
Immer wieder taucht Rosa in der Literatur auf, aber ohne Hinweis auf ein weiteres Verzeichnis oder Beweise. Meist sind es 1-2 Sätze wie: „Rosa Moskowitz, Weißnäherin aus der Hofburg Wien, hatte es dem Kaiser in den 1870er Jahren angetan. Angeblich entstand daraus eine uneheliche Tochter.“ Mehr ist nie zu lesen. Mir liegen im übrigen beide Ausgaben von G. Praschl-Bichler vor. Die 1. Auflage aus 1996 und die 3. Auflage von 2005. Beide erschienen im Amalthea Verlag. Eine 14jährige AffäreFoto: Wikimedia/CommonsAnna Nahowski, 22jährig Viel detaillierter und aufschlussreicher ist hier die Beziehung zu Anna Nahowski die durch ein veröffentlichtes Tagebuch ihre Beziehung notiert hatte. Anna soll das einzige Kind, dass jemals „öffentlich als geheime Tochter von Kaiser Franz Joseph anerkannt worden ist“, geboren haben: Es war der 8.5.1875, als um 6.00 Uhr morgens Anna, damals gerade einmal 15 (!) Jahre alt und mit einem „Haderlump“ verheiratet (!), im Park vom Schloss Schönbrunn ein stattlicher „Offizier“ begegnete, der ihr auffallend auf die Oberweite starrte und sie musterte. Selbst beim Auseinandergehen, drehte sich der hübsche Offizier um: Kaiser Franz Joseph war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Mann von imposanten 45 (!) Jahren! Ihr Dienstmädchen Lini teilte Anna mit, dass es sich nicht um einen „Offizier“ per se, sondern um den Kaiser persönlich handelte. Sie errötete und da sie in ihrer Ehe unglücklich war, suchte sie ab sofort täglich beim frühen Spaziergang den Kaiser – und fand ihn auch. Am 24.6.1875 notierte sie in ihr Tagebuch:
Am 26.6.1875 kam es zum ersten Kuss. Kitschiger hätte es nicht sein können: im Regen. Auch die darauffolgenden Tage kam Anna nach Schloss Schönbrunn Park um mit dem 45jährigen Kaiser „zu knutschen“. Wie ein Wahnsinniger soll der Kaiser gewesen sein; oft durchnässt, da es schüttete, und immer allein. Die Begegnungen wurden immer intensiver, sogar das Kleid machte er ihr einmal auf, um sie „näher betrachten zu können“ und reagierte beleidigt, weil Anna nicht weitergehen wollte. Inmitten der Abgeschiedenheit des Tiroler Parks (Anmerkung Petra: ein Abschnitt im Schloss Schönbrunn Park) während ihr Dienstmädchen die Wege bewachte. Anna quälten die Gewissensbisse, dennoch war sie verliebt. 3 Jahre dauerte es, bis es zum ersten Akt kam. Es flossen die ersten Gelder, sie ordnete ihre Verhältnisse und im Jahre 1879 zog sie in die Nähe von Schloss Schönbrunn, damit der Kaiser sie nun täglich besuchen konnte. Sie lässt sich von ihrem ersten Ehemann scheiden und heiratete Franz Nahowski.
Bereit im Bett zu liegen, mochte er besonders gern. Diese Aufforderung schrieb er auch an seine „Engels-Sisi“, wenn sie sich wochenlang nicht gesehen hatten. „…so bitte ich Dich recht schön, lieber Engel, mich so lange es geht, im Bett zu erwarten, denn das ist doch das schönste Wiedersehen nach so langer Zeit.“ (10) Foto: absw.atAlban und Helene Berg Anna bekam vier Kinder. Tochter Carola war bereits vom ersten Ehemann. Die drei weiteren Kinder wurden ehelich geboren und hießen
Tochter Anna dürfte tatsächlich eine „richtige“ Nahowski gewesen sein; allerdings waren auch hier Gerüchte im Umlauf. Anna selbst schrieb in ihrem Tagebuch, dass „sie dasselbe Gesicht wie der Nahowski“ hat. (9a) Diesesmal räume ich das Feld von hinten auf und beginne mit Sohn Franz Joseph, da er eine Zeit lang das größte Geheimnis für die Historiker/innen war. Es gab unfassbar viele Gerüchte über Sohn Franz Joseph und folgendes konnte ich in der Literatur zusammentragen: Er kam am 10.12.1889 zur Welt. Foto: PressReader, Kurier Anna Nahowski (stehend) mit ihren „Kaiserkindern“: Helene (sitzend) und Franz Joseph (sitzend, dahinter) Der Selbstmord des Kronprinzen war im Jänner, die Geburt von Franz Joseph war im Dezember. Selbst mir als Nicht-Mutter leuchtet ein, dass hier der Kaiser nicht der Vater sein kann. Dennoch wurde dies immer wieder behauptet. Obwohl nicht feststellbar ist, warum dies behauptet wird/wurde, hatte dies zwei Begründungen mit sich getragen: Zum einen die Namensgebung des Kindes: Franz Joseph Gegen ein Indiz wurde immer wieder widersprochen: Nahowski selbst hieß mit dem Vornamen Franz und so könnte der Bub eben „Franz“ getauft worden sein und „Josef“ als Huldigung an den Kaiser, was in diesen Jahrzehnten sehr häufig vorkam. Franz Joseph war ein sehr begabter Maler, aber leider schon von jeher von labiler Gesundheit. Schon früh musste er immer wieder in psychiatrische Einrichtungen.
Er kam mit der Diagnose „Schizophrenie“ in die Irrenanstalt Steinhof, welche er für sehr lange Zeit nicht mehr verließ. Nach seiner Entlassung zog er sich in das steirische Landhaus von Helene Berg zurück, wo er schließlich 1942 in ihren Armen starb. Behaltet Franz Joseph trotzdem noch im Gedächtnis; ich komme noch einmal auf ihn zurück. Wenden wir uns also jetzt Tochter Helene zu. Foto: mugi.hfmt-hamburg.deHelene Berg Helene Berg wurde am 29.7.1885 in Wien geboren. 1906 lernte sie Alban Berg (*9.2.1885, †24.12.1935) kennen. Gegen den Willen ihres „Vaters“ F. Nahowski heirateten die beiden schließlich 1911. Sie galt in der High Society und im Wiener Adel als die Tochter von Kaiser Franz Joseph, obwohl sie offiziell ehelich geboren wurde.
Und obwohl Anna keinen Ton über die Vaterschaft darin verlauten ließ, galt und gilt Helene bis heute als die einzige wahre uneheliche und in der Gesellschaft anerkannte Tochter von Kaiser Franz Joseph. Sowohl Anna Nahowski, als auch Helene mit ihrem Ehemann Alban haben die Gerüchte jemals dementiert oder gar zerstreut. Foto: Bildarchiv ÖNBHans Lebert Über Tochter Anna (*20.1.1883, †?), konnte ich leider nicht viel in Erfahrung bringen. Sie heiratete Artur Anton Lebert und gebar einen Sohn namens Johann „Hans“ (*9.1.1919, †20.3.1993). Hans Lebert wurde ein bekannter Schriftsteller. Diesem ist im Buch „Unter uns gesagt: Begegnungen mit Zeitzeugen“ von Hugo Portisch und Georg Markus ein Kapitel gewidmet. In diesem Kapitel liest man von 2 Kindern von Kaiser Franz Joseph und Anna Nahowski.
Hans Lebert erzählte, dass der Neffe von Alban Berg, Erich Alban Berg ein Tonband besaß. Auf diesem ist vom 18.2.1973 die Stimme von Helene Berg zu hören. Sie erzählte:
Weiter heißt es:
Diese – von Helene Berg persönlich beschriebene Szene – findet sich auch im Tagebuch von Anna Nahowski wieder:
Ich möchte daran erinnern, dass das Tonband von Helene Berg mit ihrem Neffen Erich im Jahre 1973 aufgenommen wurde. 3 Jahre vor Helene Bergs Tod. Das Buch über die Affäre von Anna Nahowksi und Kaiser Franz Joseph wurde von Friedrich Saathen im Jahr 1986 veröffentlicht. Dieses beinhaltet – bis auf ein Vorwort – nur Originalzitate aus dem Tagebuch. Es ist hier also gut möglich, dass Helene, dieselbe Szene sehr lebendig vor Augen hatte, als sie über diese mit ihrem Neffen sprach.
So romantisch wie die Geschichte zwischen der 15jährigen Anna und dem 45jährigen Kaiser Franz Joseph begann, so nüchtern und abrupt endete sie. Kaiserin Elisabeth wusste (angeblich) Zeit ihres Lebens nichts von Anna. Kaiser Franz Joseph achtete stets penibel darauf, wann Kaiserin Elisabeth anwesend war, dass kein Treffen zwischen ihm und Anna stattfand. War Elisabeth anwesend und ging mit ihm im Schlosspark spazieren und Franz Joseph und Anna begegneten sich "zufällig", wandte der Kaiser stets gelangweilt den Blick von ihr ab.
So lautete die nüchterne Visitenkarte die Anna von ihrem Dienstmädchen erhielt. Als Anna Freiherr von Mayr tags darauf aufsuchte, wurde ihr ein Schriftstück zum Unterzeichnen vorgelegt. Vorher durfte sie noch jede x-beliebige Summe nennen, die sie wollte.
(*)fl – Bezeichnung für Gulden = ca. € 2.851.196,00 Das Schreiben, welches sie unterzeichnete lautete:
14 Jahre einfach aus Franz Josephs und Annas Leben gestrichen. Dass zu diesem Zeitpunkt Katharina Schratt bereits in Kaiser Franz Josephs Leben getreten war, wusste Anna. Es kränkte sie sehr, zumal Franz Joseph an ihren Fenstern vorbei musste, um zur Schratt zu kommen. Anna war außer sich, als Katharina eines Tages bei ihr nachfragte, ob sie das Haus verkaufen würde.
Anna kam weder über die Affäre, noch über seinen Tod hinweg. Zeit ihres Lebens liebte sie ihn bedingungslos, was ihre Ehe zur Hölle werden ließ. Franz Nahowski trank im Überfluss und misshandelte seine Frau schwer. Anna litt still vor sich hin. Auch als „Er“ (sie schrieb immer nur „der Kaiser“ oder „Er“ in ihr Tagebuch) längst tot war. Anna überlebte Kaiser Franz Joseph um 15 Jahre. Sie ruht am selben Friedhof wie Katharina Schratt. Eine Fügung des Schicksals, dass sogar im Tode ihre Erzfeindin in ihrer Nähe ist. Die gnädige FrauKatharina Schratt, Foto: Wikimedia/CommonsKatharina Schratt war die letzte (zumindest von der die Nachwelt weiß) und die bekannteste Affäre von Kaiser Franz Joseph. Auch hier war die Frau wieder wesentlich jünger, jedoch kein halbes Kind mehr. Kaiser Franz Joseph war beim Kennenlernen bereits 55 Jahre alt, die Schratt 32. Bis heute halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass er Katharina sogar heimlich geheiratet habe. Im History Magazin vom Kurier konnte man folgendes lesen: Foto: Wikimedia/Commons Zar Alexander III Wie schon bei Reserl Pointinger überlasse ich jedem selbst, was er/sie/es glauben möchte. Die Schratt, wie sie im Wiener Volksmund genannt wurde und Kaiser Franz Joseph lernten sich beim sogenannten „Antrittsbesuch“ beim Kaiser kennen. Hier machte sie aber keinen sonderlichen Eindruck, denn Franz Joseph blieb völlig unbeindruckt von ihr. Als Burgschauspielerin und prominentestes Mitglied des Hofburgtheaters war sie zu großen Festen Wiens eingeladen, weshalb es nicht verwunderlich war, dass sie am „Ball der Industriellen“ war 1885 erschien. Hier dürfte sie schon mehr Glanz und Gloria versprüht haben, denn dem Wiener Hof fiel auf, dass sich der Kaiser auffallend lange mit der Burgschauspielerin unterhielt. Ab sofort war er bei jeder Aufführung, wo die Schratt spielte, zu Gast. Als diese 1885 in Ischl zum Gastspiel eingeladen war, freute dies den Kaiser ganz besonders. Dies blieb Elisabeth nicht verborgen und sie wollte „Die Schratt“ kennenlernen. Ende August 1885 begegneten sich daher das Kaiserpaar, nach dem Gastspiel, welche noch ihren Freund Zar Alexander III (*26.2.1845, †20.10.1894) bei sich hatten und ihren Sohn Kronprinz Rudolf zum Souper. Rudolf notierte in sein Tagebuch später, dass dieser Auftritt mehr als merkwürdig war, denn die Schauspieler nach dem Theater zum Souper zu Tisch dabei zu haben, war unüblich. Doch hier lernte Elisabeth Katharina ungeniert kennen und merkte, dass ihr Mann dem jungen Ding zugetan war. Um sich endlich aus ihrer Ehelast zu befreien, kam ihr die Idee, ihrem einsamen Mann, die Schratt „zuzuführen“. Foto: mutualart.com Katharina SchrattBild: Heinrich Angeli, 1886 Um der Öffentlichkeit die Chance auf Klatsch und Tratsch zu nehmen, bestellte sie beim Maler Heinrich von Angeli (*8.7.1840, †21.20.1925) ein Bild von Katharina Schratt, um es ihrem Mann zu schenken. Damit galt die Kaiserin und der Kaiser als „befreundetes Paar“ der Schratt. Gegen Ende der Sitzungen bei Meister Angeli arrangierte Elisabeth ein „zufälliges“ Aneinandertreffen ihres Gatten mit Schratt.
Kaiserin Elisabeth konnte sich jedoch in ihren Gedichten mit Spott und Hohn nicht zurückhalten. Sie nannte die Schratt „dicklich“ und spottete in ihren Versen über den verliebten Oberon (Gestalt aus dem Sommernachtstraum, Shakespeare). Foto und Illustration: Melissa FindleyFantasiegestalt „Oberon“ nach Shakespeare Dein dicker Engel kommt ja schon Im Sommer mit den Rosen. Gedulde Dich, mein Oberon! Und mach nicht solche Chosen! Sie bringt sich mit ihr Butterfaß, Und läßt sich Butter bereiten, Sie macht mit Cognac die Haare naß Und lernt am End noch reiten. Sie schnürt den Bauch sich ins Korsett, Daß alle Fugen krachen. Hält sich gerade wie ein Brett Und "äfft" noch andre Sachen. Im Häuschen der Geranien, Wo alles so fein und glatt, Dünkt sie sich gleich Titanien, Die arme dicke Schratt. (13c) Dieses Gedicht überlieferte die Nichte Marie Gräfin Larisch-Wallersee (*24.2.1858, †4.7.1940), welche, nach dem Selbstmord vom Kronprinzen nicht mehr in die Nähe ihrer Tante Elisabeth kommen durfte und vom Hof verbannt wurde. Darauf hin schrieb sie einige Bücher, die Franz Joseph verbieten wollte und von Historiker/innen verpöhnt sind, da so vieles erfunden ist, dass man nicht weiß, was Wahrheit oder Lüge ist. Laut Kaiserin Elisabeth Expertin und Biografin Brigitte Hamann (*26.7.1940, †4.10.2016) dürfte obiges Gedicht jedoch echt sein, weshalb ich es aufgenommen habe. Elisabeth selbst schrieb dieses jedoch nicht in ihren (mittlerweile veröffentlichten) Gedichteband. Nachstehendes jedoch schon: Was Ob'ron treibt, das kümmert nicht Titanien, Ihr Grundsatz ist: Einander nicht genieren. Frist einer Disteln gerne und Kastanien, Sie selber will sie ihm offrieren (13d)Katharina Schratt stellte sich jedoch als Glücksfall für den Kaiser heraus. Bald schon wurden tägliche Spaziergänge vereinbart und sie folgte ihm auch nach Ischl und an den Wolfgangsee. In Ischl wurde eine Villa gekauft, die ca. einen 20minütigen Fußmarsch erforderte; aber beide nahmen diesen gerne in Kauf. Der alternde Kaiser blühte auf. Er war – wahrscheinlich – das erste Mal in seinem Leben glücklich. Auch wenn die Schratt weitere Affären nebenbei unterhielt, so war sie ihm stets eine loyale Freundin.
Aus heutiger Sicht konnten der Schratt drei Affären nachgewiesen werden:
Hans Graf Wilczek Foto: Wikimedia/Commons König Ferdinand I von Bulgarien Foto: Wikimedia/Commons Viktor Kutschera Allerdings kühlte sich das Verhältnis nach dem Tod von Kaiserin Elisabeth merklich ab und 1900/1 gab es gar keinen Kontakt, da sie mit dem Kaiser stritt. Doch ohne Katharina konnte Kaiser Franz Joseph auch nicht mehr und so fingen die beiden wieder an, sich unzählige Briefe zu schreiben bzw. stundenlang spazieren zu gehen.
Bis heute ist ungeklärt, ob die beiden eine leidenschaftliche Beziehung hatten oder ob das Ganze rein platonisch war.
Beweisen lässt es sich heute natürlich nicht mehr, jedoch gibt es zahlreiche Hinweise aus den Briefen.
Katrin Unterreiner schreibt in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph 1830 – 1916 Mythos und Wahrheit, Christian Brandstätter Verlag, Amalthea Verlag, 1. Auflage 2015:
Auch ein „Beweis“ sind die Zeilen über die „stille Woche“, wie sie Kaiser Franz Joseph nannte. Die „stille Woche“ war in diesem Fall die Menstruation die natürlich die junge Schratt noch hatte.
Die Briefe von der Schratt sind nicht vollständig erhalten, jedoch die Briefe an die Schratt. Wer sich mit ihnen beschäftigt, wird bemerken, dass sie nach und nach offener werden. Schrieb Kaiser Franz Joseph zu Beginn noch „Meine gnädige Frau“, wird dies zu „Meine liebe gnädige Frau“ und dann zu „Meine liebe Freundin“. Zeit seines Lebens bleibt er per „Sie“ und unterzeichnete immer mit „Ihr treu ergebener Franz Joseph“. Foto: Wikimedia/CommonsKaiser Franz Joseph und Katharina Schratt Kaiserin Elisabeth gegenüber erwähnte Kaiser Franz Joseph die Schratt in fast jedem Brief. Sie wurde „die gute Freundin“ genannt und in einem dieser bat Kaiser Franz Joseph Sisi keinen Kurvorschlag an Katharina zu machen, da sie (Anmerkung Petra: Sisi) sowieso schon so mitgenommen aussehe und „die gute Freundin“ sich dazu verleiten ließe, trotzdem mitzumachen.
Aus diesen Zeilen entnimmt man, dass Franz Joseph von seiner „Engels-Sisi“ nicht los kam und Katharina dies auch unverblümt mitteilte.
Elisabeth spottete boshaft: Sie schnürt den Bauch sich ins Korsett, Daß alle Fugen krachen, Hält sich gerade wie ein Brett Und äfft noch andere Sachen Im Häuschen der Geranien Wo alles so fein und glatt, Dünkt sie sich gleich Titanien, Die arme dicke Schratt. (17)Wer sich eingehender mit den Briefen von Franz Joseph an Katharina Schratt beschäftigen möchte, kann dies mit dem Buch von Brigitte Hamann „Meine liebe, gute Freundin! Die Briefe Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt“ machen. Ich picke mir zum Abschluss für diesen Bericht einen heraus, den ich einfach „mal etwas anders“ fand. Es geht im Prinzip um Nichtigkeiten, zeigt aber einen privaten Kaiser.
(*)Anmerkung Petra: Stricherln sind Busserl und Küsse Das war es nun mit dem umtriebigen Kaiser und seinen Affären. Was alles wahr ist und wer erfunden ist, das überlasse ich jedem Leser selbst. Ich glaube, dass längst nicht alle „Gspusis“ (Kurzaffären) vom Kaiser historisch nachweisbar und belegt sind. Wer weiß, was sich hinter den verschlossenen Türen und Hecken der Hofburg/Schloss Schönbrunn/Schloss Schönbrunn Park und sonstigen Orten noch so getan hat. Wenn ich nun die unehelichen Kinder zusammenzähle, käme ich auf die Zahl: 8 bzw. 9, wenn man glaubt dass die Affäre Katharina Abel gefruchtet hätte. Eine ungeheure Zahl, die stimmen könnte, wenn irgend etwas davon noch beweisbar wäre. – Petra – Rechtliche Hinweise: Hinweis und Nachwort zum Buch Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“ 1996/2005 (*) Gabriele Praschl-Bichler zu Joseph Cachée: Joseph Cachée war Beamter der österreichischen Schlösserverwaltung und Autor des Buches „Hofküche des Kaisers“. Er hat unzähliges Material von den Habsburgern zusammengetragen, starb aber 1987. 1994 übernahm Praschl-Bicher von den Erben Fragmente dieses Materials. Der Autorin fehlten Quellenangaben, Dokumente waren verloren gegangen und Textseiten fehlten. Trotzdem machte sie daraus das Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“ 1 Literatur Hinweise: 1 – S. 46 – 47, 2 – S. 66, 17 – S.282 3 – S 121, 6g – S. 277Michaela und Karl VocelkaFranz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916 C.H.Beck, 1. Auflage 2015 3 – S. 25, 13c – S 511/12, 13d S. 512 4 – S. 36, 4a – S.38, 5a S. 92, 8a – S. 91/2, 8b – S. 110 Amalthea Verlag, 3. Auflage 2005 (nur noch antiquarisch erhältlich) 5a – S.164, 8 – S. 162 6 – S. 23/4, 6a – S.30, 6b – S. 31, 6c – S. 86, 6d – S. 86/7, 6e – S.90, 7 – S. 101/2, 11 – S. 137, 11a – S. 140, 11b – S. 140 9 – S. 42, 9a – 43, 13 – S. 141, 13a – S. 144, 11c – S. 151, 11d – S. 81 10 – S. 148Georg Nostitz-RieneckBriefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859 – 1898, Band I Herold 1966, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich) 12 – S. 217 14 – S. 90 13b – S. 87, 15 – S 86, 87 16b – S. 112 18 – S. 251 |