Welche schlafmittel gibt es ohne rezept

Welche schlafmittel gibt es ohne rezept

Der Mensch schläft durchschnittlich etwa ein Drittel seiner Lebenszeit. "Schlaf ist für Menschen überlebensnotwendig und spielt eine wesentliche Rolle im Rahmen biologischer und psychischer Regenerationsprozesse", heißt es in einer Studie des Robert Koch-Instituts. Schlafmangel kann unter anderem zu Stress und Erschöpfung führen, die Konzentrationsfähigkeit verschlechtern, sich negativ auf den allgemeinen Gesundheitszustand, das psychische Wohlbefinden und den Umgang mit sozialen Kontakten auswirken.

Stiftung Warentest bewertet rezeptfreie Schlafmittel

Stiftung Warentest hat 55 rezeptfreie Schlafmittel untersucht - das Ergebnis ist ernüchternd. Die meisten Müdemacher schnitten schlecht ab. Bewertet wurden unter anderem Anti­histaminika, Baldrianpräparate, Tees und Nahrungs­ergän­zungs­mittel. Nur zwei Gruppen von Präparaten empfehlen die Gutachter.

Antihistaminika als Einschlafhilfe

Als Schlafmittel geeignet empfiehlt Stiftung Warentest Präparate mit den Wirkstoffen Diphenhydramin und Doxylamin. Beide zählen zu den Antihistaminika und bremsen allergische Reaktionen. Zudem gelangen Diphenhydramin und Doxylamin ins Gehirn, dort wirken sie dämpfend, weshalb sie auch als Schlafmittel Verwendung finden.

Beide Wirkstoffe waren früher in Heuschnupfenmitteln zu finden. Heute nicht mehr, da sie müde machen - anders als neuere Antihistaminika. Die bei Heuschnupfenmitteln negative Nebenwirkung wird heute zur Behandlung von Schlafstörungen positiv genutzt.

Präparate mit Diphenhydramin und Doxylamin sollten nur wenige Tage, höchstens zwei Wochen genommen werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Bei längerem Gebrauch kann sich der Körper an die Substanzen gewöhnen und die Wirkung nachlassen.

Die Tester empfehlen mit dem Wirkstoff Diphenhydramin die Präparate Betadorm-D, Halbmond und von Vivinox Sleep die Schlaftabletten stark sowie die Schlafdragees. Mit dem Wirkstoff Doxylamin wurden die Mittel Gittalun, Hoggar Night und Schlafsterne als geeignet empfohlen.

Schlafmittel: Baldrian mit Einschränkung geeignet

Präparate mit Baldrian sind häufig als Schlaf- und Beruhigungsmittel zugelassen. Allerdings liegen kaum hoch­wertige klinische Studien vor, die den Nutzen bestätigen. Stiftung Warentest hat 33 Mittel mit Baldrian untersucht. Bei acht Präparaten war die therapeutische Wirksamkeit "noch am besten belegt", so die Gutachter. Sie seien mit Einschränkung geeignet und die Dosierung ausreichend hoch.

21.6.2017, 06:00 Uhr

Die Tester empfehlen sechs Präparate nur mit Baldrian: Abtei Baldrian Forte Beruhigungs­dragees, Baldriparan Stark für die Nacht, Euvegal Balance 500, Klosterfrau Nervenruh Baldrian Forte 600, Sedonium 300 mg und Tetesept Baldrian Schlaf-Dragees Für die Nacht. Dazu kommen noch zwei Kombinationen aus Baldrian und Hopfen: Abtei Nacht­ruhe Baldrian + Hopfen Einschlafdragees und Klosterfrau Nervenruh Einschlafdragees.

Notleidende, die auf Baldrian-Mittel zurückgreifen, sollten Geduld mitbringen, denn bis die volle Wirkung einsetzt, braucht es bei Baldrian oft mehrere Tage bis Wochen. Vorteil bei den Präparaten: Sie verursachen kaum Nebenwirkungen.

Tees zum Einschlafen schneiden schlecht ab

"Immerhin mag das Ritual eines Guten-Nacht-Tees wohltun und beruhigen", trösten die Gutachter, denn viel mehr trauen sie dem Schlaftrunk nicht zu. Alle neun getesteten Tees sind laut Stiftung Warentest wenig geeignet. Bestimmte Pflanzen wie unter anderem Baldrian, Melisse oder Hopfen seien zwar schonend für den Körper und in vielen Schlaf-Tees enthalten, doch die Wirksamkeit solcher Zubereitungen sei nicht ausreichend durch klinische Studien nachgewiesen.

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln

Die Gutachter nahmen auch sechs Präparate unter die Lupe, die als Nahrungsergänzungs- oder diätetische Lebensmittel vermarktet werden. Im Unterschied zu Arzneien brauchen diese Mittel keine behördliche Prüfung und Zulassung. "Überzeugende Nachweise für den Nutzen liegen uns bei keinem der sechs getesteten Mittel vor", rät Stiftung Warentest von der Nutzung und sieht sie als wenig geeignet im Kampf gegen die Schlaflosigkeit.

Konkret ging es um die Präparate: Cherry Plus Silence Nacht-Formulierung, Sleep2Relax, Zein Pharma L-Tryptophan 500 mg, Alsiroyal Gut Einschlafen Melatonin hochdosiert, Dreamquick Schlaf-Optimierer und Green Doc Schneller Einschlafen.

Viele Nahrungsergänzungsmittel, die beim Einschlafen helfen sollen, beinhalten Melatonin. Das Hormon wird vom Körper selbst hergestellt und macht müde. Der schlaffördernde Effekt durch die zusätzliche Zufuhr von Melatonin-Präparaten fällt laut bisherigen Studien höchstens gering aus. Insgesamt ist die Studienlage dürftig.

Schlafprobleme? Ab diesem Zeitpunkt sollten Sie zum Arzt gehen

Stiftung Warentest warnte in seinem Testbericht auch vor rezept­pflichtigen Medikamenten für Ein- und Durch­schlafs­törungen. Viele der Schlafmittel könnten bereits nach wenigen Wochen in die Abhängigkeit führen, so die Gutachter. Wer länger als etwa vier Wochen mit Schlafproblemen zu kämpfen hat, sollte zum Arzt gehen.

25.6.2019, 10:32 Uhr

Wer sich nächtelang schlaflos in den Laken wälzt, schon tagsüber Angst vor dem Zubettgehen hat, dem ist irgendwann jedes Mittel recht, bzw. jedes Schlafmittel. Rezeptfrei sollte es möglichst sein, denn bei kurzfristigen Schlafstörungen versuchen die meisten erst einmal auf eigene Faust das Problem in den Griff zu bekommen. Tatsächlich gibt es einige pflanzliche und chemische Schlafmittel ohne Rezept, die Wirksamkeit ist aber nicht bei allen gleich gut dokumentiert. Hier ein Überblick über die drei gebräuchlichsten, die in wissenschaftliche Studien effektiv und sicher waren.

Schlaf: Bestimmte Antiallergika sind als Schlafmittel rezeptfrei

Wie wirken sie?

Man nennt sie auch alte Antihistaminika, also Mittel, die u.a. gegen Allergie-Symptome helfen, indem sie die Wirkung des Botenstoffes Histamin blockieren. Dafür besetzen sie Histamin-Rezeptoren, u.a. im Gehirn, was eine müde machende Wirkung haben kann. Bei neueren Allergiemedikamenten ist dieser Effekt größtenteils ausgeschaltet, für Schlafstörungen kann sie aber von der unerwünschten zur erwünschten Nebenwirkung werden. Bei den H1-Antihisaminika machen vor allem die Wirkstoffe Diphenhydramin und Doxylamin besonders schläfrig, sie werden daher in Deutschland mittlerweile vor allem als rezeptfreie Schlafmittel und nicht mehr als Allergie-Mittel genutzt.

Wie einnehmen?

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Diphenhydramin und Doxylamin gibt es als Antiallergikum und Schlafmittel rezeptfrei in der Apotheke, wo man Sie auch zur Einnahme beraten kann, die sich je nach Alter und Beschwerden unterscheiden kann. In der Regel werden 25 – 50 mg der Antihistaminika etwa eine halbe Stunde vor der geplanten Einschlafzeit genommen. Es muss einem klar sein, dass das nicht zu spät am Abend sein sollte, weil es sonst am nächsten Morgen zu unerwünschter Benommenheit kommt - der Effekt der Tabletten hält nach Einnahme etwa acht Stunden an. Aber Achtung: nur weil es diese Schlafmittel ohne Rezept gibt, sollen sie trotzdem nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden. Apotheker*innen empfehlen, die Dosis nach maximal zwei Wochen täglicher Einnahme schrittweise zu reduzieren, um durch plötzliches Absetzen nicht wieder erneute Schlafstörungen auszulösen.

Vorsicht: "Wer älter als 65 Jahre ist und synthetische Schlafmittel aus der Gruppe der Antihistaminika einnimmt, riskiert schwerwiegende Nebenwirkungen," warnt Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer. Beobachtet wurden zum Beispiel Sehstörungen, Schwindel, Herzrhythmusstörungen oder Stürze als Folge der Schlafmittel. Rezeptfrei bedeutet außerdem nicht, dass die Medikamente keine Wechselwirkungen mit anderen Stoffen haben. Diphenhydramin und Doxylamin können u.a. die dämpfende Wirkung von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln verstärken, außerdem die Krampfschwelle im Gehirn senken und daher für Menschen mit Epilepsie lebensgefährlich sein. Wichtig ist, auch Schlafmittel ohne Rezept immer genau nach Anleitung einzunehmen.

Melatonin – Hormon als Schlafmittel ohne Rezept

Wie wirkt es?

Das Gehirn produziert von selbst das Hormon Melatonin, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Bei Dunkelheit startet die Melatonin-Produktion im Körper von selbst, man kann das Hormon aber auch in verschiedenen Präparaten als rezeptfreie Schlafmittel einnehmen. Studien zeigten bei einigen Teilnehmer*innen eine verkürzte Einschlafzeit und eine verbesserte Schlafqualität, außerdem hilft Melatonin bei Jet-Lag den Tag-Nacht-Rhythmus wieder einzpendeln. Melatonin ist als Schlafmittel ohne Rezept zwar praktisch, aber es lässt sich nicht sagen, ob es bei jedem bzw. jeder funktioniert und wer wie stark profitieren kann.

Schlafprobleme – Wie sinnvoll sind Melatonin-Präparate?

Wie einnehmen?

Als rezeptfreie Schlafmittel gibt es Melatonin in Deutschland beispielsweise in Form von Tabletten, Kapseln und Mundsprays zu kaufen. Die empfohlene Dosis beträgt 2 mg Melatonin, die eine bis eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen und nach der letzten Mahlzeit eingenommen werden sollten. Wenn die Behandlung nach einigen Tagen keine Wirkung zeigt, kann die Dosis – in Rücksprache mit Apotheker*innen oder Ärzt*innen – noch erhöht werden, die maximale Dosis beträgt 10 mg täglich.

Besonders interessant kann Melatonin als Schlafmittel ohne Rezept für ältere Menschen sein, denn mit dem Alter gleicht sich der körpereigene Melatonin-Spiegel über 24 Stunden an. Damit verliert sich der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus und Schlafstörungen entstehen. Aber auch die Aktivität der Leber lässt mit dem Alter nach, was dazu führt, dass Melatonin-Präparate besonders wirksam sein können, weil weniger vom Wirkstoff abgebaut wird, bevor er ins Blut gelangen kann. Gerade für ältere Menschen, die oft dauerhaft Schlafprobleme haben, könnte von Vorteil sein, dass Melatonin über mehrere Monate eingenommen werden kann.

Vorsicht: Melatonin-Schlafmittel sind rezeptfrei, aber nicht nebenwirkungsfrei. Häufig kommt es zu Bauchschmerzen, Sodbrennen und Mundtrockenheit. Auch Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Tagesschläfrigkeit werden häufig als Nebenwirkungen beobachtet. Wie für alle rezeptfreie Schlafmittel gilt auch für Melatonin besondere Vorsicht, wenn weitere Medikamente eingenommen werden. So können beispielsweise Östrogen-Präparate, wie die Antibabypille, ohnehin den körpereigenen Melatonin-Spiegel erhöhen, wie auch das Antidepressivum Fluvoxamin. Daher sollten sie nicht mit Melatonin-Präparaten kombiniert werden. Eine Senkung des Melatonin-Spiegels entsteht hingegen durch Alkohol und Zigaretten, wer diese konsumiert, muss also damit rechnen, dass die Melatonin-Einnahme nicht wirkt.

Baldrian, das beliebte pflanzliche rezeptfreie Schlafmittel

Wie wirkt es?

Einige Inhaltsstoffe der Wurzeln der Baldrian-Pflanze sollen dämpfend auf die Nervenzellen im Gehirn wirken, insbesondere Valerensäure und Valerenol wirken möglicherweise als Schlafmittel. Rezeptfrei sind Baldrian-Extrakte, wie sie in Dragees und Kapseln sind, in der Apotheke und Drogerie zu bekommen. Rezeptfreie Schlafmittel, die zerkleinerte Baldrianwurzel enthalten, sind gewöhnlich in Arzneitee, der allerdings meist eine niedrigere Dosierung enthält. Es gibt keine allgemeingültigen Richtlinien, ab welcher Menge Baldrian als Schlafmittel wirkt, ohne Rezept sind viele verschiedene Dosierungen erhältlich, Apotheker*innen empfehlen meist zwischen 400 und 600 mg Baldrianwurzel-Tockenetrakt, die in einer oder mehreren Tabletten eingenommen werden.

Gesunder Schlaf durch natürliche Heilmittel

Wie einnehmen?

Je nach Zielsetzung, ob der Baldrian zum Einschlafen genommen wird, oder zur Beruhigung, kann sich die Einnahme unterscheiden, also ggf. über den Tag verteilt oder als Einmal-Dosis etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Beachten Sie immer die Packungsbeilage bzw. die Anweisungen von Apotheker*innen und Ärzt*innen. Erst nach einigen Tagen oder auch Wochen der Einnahme wirkt Baldrian richtig zum Einschlafen – der Vorteil dabei ist, dass Baldrian-Präparate nicht schon nach zwei bis vier Wochen wieder abgesetzt werden müssen, so wie chemische Schlafmittel, auch rezeptfrei, die eine Gewöhnungsgefahr bergen.

Vorsicht: Generell ist Baldrian als Schlafmittel ohne Rezept sicher und nebenwirkungsarm. Es kann aber trotzdem zu unerwünschten Effekten kommen, die für manche so störend sind, dass sie die Einnahme abbrechen. Häufig sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Bauchkrämpfe, selten auch allergische Reaktionen, die sich z.B. durch Juckreiz äußern. Die Heilpflanze kann außerdem andere Schlafmittel, ob rezeptfrei oder verschreibungspflichtig, in ihrer Wirkung verstärken, und so unerwünschte Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte außerdem immer mit Arzt oder Ärztin besprechen, ob Baldrian den Abbau der Inhaltsstoffe in der Leber verändert kann.

Was, wenn rezeptfreie Schlaffmittel nicht wirken?

Schlafstörungen sind leider längst eine Volkskrankheit, rund ein Drittel der Deutschen leidet regelmäßig darunter. Verantwortlich gemacht werden u.a. Stress, ein zunehmend unregelmäßiger Tagesablauf, zu viel Zeit vor technischen Geräten und vieles mehr. Rezeptfreie Schlafmittel zu nehmen, kann kurzfristig eine wichtige Unterstützung sein, allerdings müssen auch die Auslöse-Faktoren wie psychische Anspannung und Überlastung angegangen werden, z.B. mit einer Psychotherapie. Auch hormonelle Veränderungen, wie in den Wechseljahren , können sich negativ auf den Schlaf auswirken. Hier sollten immer auch Fachärzt*innen zu Rate gezogen werden. Wozu alle Schlaf-Expert*innen dringend raten, ist eine verbesserte Schlafhygiene, dazu gehören regelmäßige Schlafenszeiten, ein dunkles und kühles Schlafzimmer und keine Zeit vor dem Bildschirm vor dem Zubettgehen. Wichtig ist, sich spätestens nach vier Wochen mit Schlafstörungen ärztlichen Rat einzuholen, denn eine gestörte Nachtruhe kann auch ein Symptom vieler Krankheiten sein, wer morgens beispielsweise wie erschlagen ist, könnte das Morgentief einer Depression erleben.

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Wie Sie psychische Probleme zuordnen und behandeln können, erfahren Sie auch auf unserer Themenseite Depression.

Welche Methoden helfen können, um generell ruhiger zu werden und den Schlaf zu verbessern, lesen Sie auf der Themenseite zu Entspannung und Stressbewältigung und natürlich alles zu Ursachen, Auswirkungen und Hilfe bei Schlafstörungen auf der Themenseite.

Aktualisiert: 24.04.2022, 21:09 Do, 09.09.2021, 15.38 Uhr

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