Wenn der Partner Sie nur noch kritisiert, steckt oft mehr dahinter, als nur schlechte Laune. In dieser Situation ist es wichtig, die Ursachen zu erforschen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn Sie das Gefühl haben, es Ihrem Partner überhaupt nicht mehr recht machen zu können, ist das sehr verletzend. Ein solches Verhalten belastet die gesamte Beziehung und den Alltag. Darum sollten Sie unbedingt handeln und die Ursache herausfinden.
Ständiger Kritik ausgesetzt zu sein, ist kein erstrebenswerter Zustand. Und vor allem ist es keine Grundlage für eine harmonische und glückliche Liebesbeziehung. Darum sollten Sie unbedingt handeln.
Wenn Ihr Partner Sie nur noch kritisiert, ist ein harmonisches Miteinander nicht mehr möglich.imago images / JuNiArt Themen des ArtikelsLiebeKommunikationPartnerschaftBeziehung
Psychologie Destruktive Kritik Veröffentlicht am 30.11.2015
Psychotherapeuten raten, den Partner nicht zu kritisieren, sondern ihm Feedback zu geben
Man muss dem anderen doch klar machen, was einen nervt. Muss man das wirklich? Nichts zersetzt die Liebe so schnell wie die Kritik am Partner, sagen Psychologen. Und raten zu einem anderen Vorgehen.
Fragt man Psychologen und Therapeuten, welches Verhalten eine Beziehung am schnellsten und effektivsten zerstört, dann sagen sie: Kritik. Jeder hasst es, kritisiert zu werden. Kritik wertet das Verhalten des anderen ab und fordert ihn dazu auf, sich den eigenen Vorstellungen oder Prinzipien zu unterwerfen. Niemand mag das. Kritik, so subtil sie auch daherkommen mag, löst immer eine Trotzreaktion aus, und Wut. Beides ist nicht gerade hilfreich dabei, mit dem Partner so zu diskutieren, dass am Ende eines Konflikts eine Lösung steht, mit der beide gut gut leben können. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, jemanden dazu zu bringen, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Menschen hassen es zwar, zu gehorchen, aber sie kooperieren gern. Wer sich nicht abgewertet fühlt, lässt gern mit sich reden. Wer das Gefühl hat, nichts zu verlieren, wenn er etwas ändert, nicht seinen Stolz und nicht seine Prinzipien, der hat keinen Grund, weiterhin etwas zu tun, das den anderen verletzt oder verärgert. Warum aber ist man so schnell bei der Kritik, der destruktiven? Steven Stosny, ein klinischer Psychologe aus Washington D.C., der sich auf Eskalation und Gewalt in Beziehungen spezialisiert hat und diesbezüglich unter anderem Gerichte als Gutachter berät, hat dazu mehrere Bücher geschrieben, unter anderem „How to Improve your Marriage without Talking about It“, „Love without Hurt“ oder das auch auf Deutsch erschienene „Schatz, wir müssen gar nicht reden!“ Er glaubt, dass Kritik in einem recht harmlosen Gewand daherkommt – und deshalb in ihrer Wirkung oft unterschätzt wird. Am Anfang der Beziehung mag es ein paarmal gut gehen, kritisiert zu werden, sagt er. Jeder macht schließlich mal etwas falsch oder anders, als der andere es gern hätte. Schwamm drüber. Dann aber fängt es an zu nerven, wenn der Partner immer wieder etwas findet, das ihm an einem so gar nicht passt. Irgendwann dann nervt es nicht nur, sondern verletzt, und letztlich wirkt die Kritik zum unzähligsten Male nur noch abstoßend. „Aber irgendwie muss ich doch klarmachen, wenn mir etwas wirklich nicht passt“, sagen Paare zu Stosny. Der Psychologe macht sich dann daran zu erklären, was der Unterschied ist zwischen destruktiver Kritik und konstruktivem Feedback. Nicht, weil Feedback irgendwie netter ist als Kritik, oder weil man als Psychologe darauf bedacht ist, immer besonders sorgsam mit seinen sozialen Beziehungen umzugehen. Sondern deshalb, weil Feedback tatsächlich funktioniert – und Kritik nicht. Während Kritik sich darauf konzentriert, was falsch läuft, konzentriert sich Feedback ihm zufolge darauf, wie man zusammen erarbeitet, was besser funktionieren könnte. Während Kritik die Person des anderen ins Visier nimmt („Du bist so stur!“), konzentriert sich Feedback auf ein konkretes Verhalten („Wie wäre es, wenn wir das mal so probieren?“). Kritik wertet ab, Feedback ermutigt. Kritik beschuldigt und erpresst, Feedback strebt auf eine Lösung hin und verharrt nicht in Schuldzuweisungen. Kritik kontrolliert, Feedback respektiert die Autonomie und Eigenständigkeit des anderen. Soll sich das Zusammenleben und die Beziehung verbessern, ist es wichtig vorwurfsfrei zu kommunizieren. Dabei gilt es einige Grundsätze zu beachten. Der Kritisierende sollte den Dialog zunächst positiv, beispielsweise mit einem Lob beginnen. Begriffe wie „immer“ oder „nie“ sollte er im weiteren Gesprächsverlauf vermeiden, da sie dem Partner das Gefühl geben sich generell schlecht zu verhalten. Konstruktive Kritik hingegen beinhaltet Lösungsvorschläge und legt die eigenen Gefühle offen. Dabei kann ruhig verdeutlicht werden, dass es sich um die persönliche Wahrnehmung handelt. Desweiteren sollte auch nach der Meinung des Partners gefragt werden und dessen Wahrnehmung berücksichtigt werden. So verlockend es für den Kritisierten auch ist gleich Kontra zu geben, sollte er sich lieber zurücknehmen und aktiv zuhören. Nachfragen sind hingegen ausdrücklich erwünscht und unterstützen den Konflikt zu lösen. Es hilft außerdem sich in Erinnerung zu rufen, dass nicht die eigene Person, sondern eine bestimmte Verhaltensweise in Frage gestellt wird. Letztlich ist es hilfreich in Ruhe über das Gesagte nachzudenken und zu überlegen, inwieweit man sein Verhalten ändern kann beziehungsweise ändern möchte. Ziel der konstruktiven Kritik sollte ein Konsens sein, mit dem beide Partner leben können und der keinen Anlass für einen erneuten Konflikt bietet. Wenn man sich an diese Grundregeln hält, rutscht man nicht in die negative Spirale aus gegenseitigen Schuldzuweisungen, in der Paare manchmal bereits Jahrzehnte unglücklich gefangen sind, wenn sie zu Stosny kommen. Wenn sie dann üben, von Kritik auf Feedback zu schalten, klappt das meist nicht sofort. Große Wut oder echte Verachtung für den anderen klingen auch in noch so schön geformten Sätzen durch. Die Absicht ist dann zwar nobel, der emotionale Vorwurf dahinter aber nicht zu überhören. Nicht so einfach also, von Kritik auf Feedback umzuschalten. Es lohnt sich aber, lebenslang. Und zwar nicht nur für die Beziehung. |