Welche Produkte kommen aus China

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Made in China. Die drei allgegenwärtigen Worte auf billigen Produkten überall auf der Welt. Zahnstocher, Tennisschläger, Kerzen für Geburtstagskuchen, Duftbäumchen. All das und mehr kommt aus China, aber ein Großteil davon – etwa 60 Prozent der preiswerten Konsumgüter der Welt – kommen aus einer einzigen Stadt: Yiwu.

Für chinesische Verhältnisse ist sie mit 1,2 Millionen Einwohnern eine kleine Stadt. Aber sie ist von globaler Bedeutung – und von ganz persönlicher für jeden, der schon mal Socken, Reißverschlüsse oder in letzter Minute ein preiswertes Halloweenkostüm gekauft hat.

Welche Produkte kommen aus China

Die Stadt zieht Geschäftsleute aus der ganzen Welt an. Käufer kommen, um Produkte zu begutachten und Großbestellungen zu machen. Die Waren landen dann in Baumärkten, Souvenirläden und bei Einzelhändlern auf fast jedem Kontinent. Laut einer Schätzung einer lokalen Handelsgruppe stammen mehr als 60 Prozent aller Weihnachtsdekoartikel – besonders Lichterketten – aus Yiwu.

„Weihnachten fängt hier im September an“, sagt Raffaele Petralla. Der Fotograf hat die Stadt besucht, um sich die Waren aus der Nähe anzusehen. „Weihnachten war in China mal verboten, während der Jahre des Kommunismus. Jetzt sieht man es aber als große Gelegenheit, um Waren zu verkaufen.“

Der Weihnachtsmarkt bedeckt eine Fläche, die größer als ein Fußballstadion ist. Es gibt auch einen Markt für Spielzeug, einen nur für Reißverschlüsse und noch einen für Socken. Der größte Markt, ein buntes Sammelsurium aller möglichen Produkte, umfasst knapp 260 Hektar Fläche und besteht aus mehr als 58.000 Ständen.

Die meisten Produkte werden in Fabriken direkt in Yiwu hergestellt, aber der Produktionsgeist erstreckt sich auch auf die Vororte und das umliegende Land. Dort nähen die Menschen in ihrem Zuhause und verkaufen die Waren an einen Markt, von wo aus sie dann an einen Käufer aus Korea, Japan, den USA oder einem anderen Land weiterverkauft werden. Einer Schätzung zufolge verlassen etwa 1.000 Schiffscontainer Yiwu jeden Tag in Richtung ausländischer Häfen.

Für Petralla war es surreal, von so vielen billigen Produkten umgeben zu sein. Überall wurden Dinge verkauft, in jedem Stockwerk, auf dem Gehweg, selbst auf den Straßen. Er lief an Ständen voller Menschen vorbei, die alle die gleichen Produkte verkauften, die in der Nähe gefertigt wurden. Wasserspritzpistolen, Fußbälle, Schmuck, Kuscheltiere, Haargummis, Telefonhüllen. Alles gab es für ein paar Cent.

Wie es bei so vielen chinesischen Städten der Fall war, basierte auch Yiwus Wirtschaft einst auf der Landwirtschaft und konzentrierte sich auf Bereiche wie Hühnerzucht und Zuckerproduktion. In den 1950ern begann sie sich dann zum Produktionszentrum für Handelsgüter zu wandeln. Die Stadt investierte in Infrastruktur und Fabriken. Bauern, die sonst vielleicht weggezogen wären, wurden in den Fabriken an die Arbeit geschickt und produzierten Waren, die auf dem internationalen Markt billig verkauft werden konnten.

Yiwu hat seine Ökonomie für das 21. Jahrhundert auf Quantität ausgerichtet, aber in den letzten paar Jahrzehnten hat die Stadt auch mehr in Qualität investiert. 2005 investierte ein Sockenhersteller mehr als 100 Millionen Dollar, um „das fortschrittlichste Paar Socken“ herzustellen, das aus experimentellen Materialien gefertigt wurde und haltbarer ist. Dieselbe Entwicklung konnte man bei Reißverschlüssen sehen, die einst billige Wegwerfware waren und nach beträchtlichen Investitionen nun schlanker und stabiler sind.

So viel Produktion und Kommerz führt zu einer Kultur des Konkurrenzdenkens, in der jeder versucht, einen höheren Preis als der Nachbar zu erzielen.

Was aber alle vereint, scheint der Stolz darauf, Waren herzustellen, die überall auf der Welt verkauft werden. „Von den Ärmsten bis zu den Reichsten schien über alle sozialen Klassen hinweg jeder in Yiwu stolz auf seine Leistung zu sein“, sagt Petralla. Gürtel, Angelhaken, Handschuhe – die Arbeit einer einzigen Stadt, die milliardenfach reproduziert wird.

Deutsche Hersteller des Lebensmittelsektors lassen offenbar häufiger in China produzieren bzw. kaufen dort Zutaten ein als gedacht. Nach Recherchen der Zeitung DIE WELT seien China-Produkte in Deutschland längst Standard, was vielen Verbrauchern nicht bewusst sei.

"Wenn Sie im Discounter Fischstäbchen oder Tiefkühlfilet kaufen, können Sie davon ausgehen, dass die Rohware in China aufgetaut, bearbeitet, wieder eingefroren und von dort aus weitertransportiert wurde", sagt Matthias Keller, Leiter des Hamburger Fisch-Informationszentrums (FIZ). Neben Fisch oder Shrimps stammten aber auch die Zutaten für Marmelade, Joghurt, Saftschorle oder Schokolade häufig von dort.

Die Lebensmittelindustrie macht laut der Zeitung allerdings ein großes Geheimnis daraus. Dies ist verständlich angesichts der Negativnachrichten aus China, beispielsweise über genverändertes Tierfutter, Pestizide oder Schwermetalle. Schon seit Jahren falle den EU-Kontrolleuren kein Herkunftsland öfter wegen verunreinigter oder mit verbotenen Substanzen versetzter Lebensmittel auf.

Hygieneprobleme, Gifte und fehlende Kontrollen

Zwar sei der Import aufgrund strengerer EU-Einfuhrregeln im vergangenen Jahr um 6 % gesunken, u.a. darf kein frisches Geflügel oder kein GVO-Reis mehr eingeführt werden. Dennoch führe das Land die Herkunfts-Statistik auffällig gewordener Lebensmittel in der EU mit großem Abstand an. 435-mal schlug das Schnellwarnsystem an. Da China jedoch extrem viel in die EU liefert, können laut den EU-Beamten gar nicht alle Ladungen kontrolliert werden, die Dunkelziffer sei also deutlich größer, heißt es.

Entsprechend schweigsam würden sich die Markenhersteller von Marmeladen, Säften oder Tiefkühlfisch darüber geben, wie viel sie aus China importieren und wie sie die Qualität der Rohstoffe kontrollieren, heißt es weiter. Ein Mitarbeiter eines großen Marmeladenherstellers bestätigte etwa gegenüber der Zeitung, dass chinesische Erdbeeren z.B. nur ein Drittel von spanischen Erdbeeren kosten würden. Dass dies auch nach hinten losgehen kann zeigte der Fall von Noroviren 2013, die über chinesische Tiefkühlerdbeeren 11.000 Kinder und Erwachsene infizierten.

Neben der Hygiene bereitet Kritikern wie Christiane Huxdorff von Greenpeacxe auch der laxe Umgang mit Chemikalien Sorgen. "In der chinesischen Landwirtschaft sind Pestizide erlaubt, die in Deutschland verboten sind. Es gelten auch andere Grenzwerte, die Landwirte dürfen also pro Kilogramm Obst oder Gemüse teilweise mehr Pflanzenschutzmittel verwenden als in der EU", sagte sie der WELT.

Wertvolle Zertifikate und Kennzeichnungen?

Die Verbraucherschutzorganisation ärgert sich unterdessen über mangelnde Kennzeichnung. Wie etwa bei Fruchtsäften erkenne der Verbraucher auch beim Fisch nicht, dass er schon mehrere Stationen hinter sich habe. Gefangen meist in der Beringsee vor den Küsten Russlands und Alaskas, geht der Fisch eingefroren nach China. Dort wird er aufgetaut, zerlegt und typischerweise in 7,5 Kilo schweren Portionen wieder eingefroren. Dann wird er auf ein Frachtschiff verladen und tritt seinen Weg ins Bestimmungsland an – mit Papieren der chinesischen Gesundheitsbehörden an Bord, die Fangort, Verarbeitungsort und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Ware bescheinigen sollen.

An der Richtigkeit und Aussagekraft zweifeln die Kritiker jedoch, weil niemand die chinesischen Unternehmen kontrolliere. "Die Kennzeichnungspflichten sind vage. Auf den Dokumenten muss teilweise nicht einmal stehen, um welche Fischart es sich handelt", so die US-Meeresbiologin Shelley Clarke. Über die Qualität des Fischs, ob er etwa mit Schwermetallen oder Antibiotika belastet sei, sagten die Zertifikate nichts aus.
 

pte20110503014 Handel/Dienstleistungen, Politik/Recht


Welche Produkte kommen aus China

Stromschlag: Vorsicht bei Produkten aus China (Foto: aboutpixel.de/S. Thanner)


Berlin (pte014/03.05.2011/11:30) - Der überwiegende Großteil der Produkte, von denen eine Gefahr für den Menschen ausgeht, stammt aus chinesischer Produktion. Das geht aus dem Bericht "Gefährliche Produkte 2011" von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervor. Das Papier beleuchtet neben den Geräten auch Arbeitsunfälle, die sich im Jahr 2010 ereigneten und zum Tode führten. Meist ereigneten sich diese Vorfälle mit chinesischen Geräten und Maschinen. Elektronische Haushaltsgeräte stehen auf Platz eins der gefährlichsten Produkte.

Der deutsche Markt wird mit chinesischen Waren nahezu überschwemmt. "Man kann chinesische Produkte nicht vermeiden", sagt Jörg Feldmann, Sprecher des Bundesamtes im Gespräch mit pressetext. Einen Anhaltspunkt in Sachen Produktsicherheit soll für Konsumenten die CE-Kennzeichnung liefern. Sie ist an sich ein Hinweise auf die geprüfte Qualität von Waren. Allerdings nutzen das Kriminelle auch aus. "Kriminelle Hersteller oder Verkäufer kleben das CE-Zeichen auch ohne Zertifizierung auf das Produkt", berichtet Feldmann.

30 Prozent verletzten Sicherheitsbestimmungen

Gefahren lauern nicht nur bei Maschinen - auch Kinderspielzeug aus China schneidet besonders schlecht ab. In Bällen, Plüschfiguren, Spielzeugautosets und ein Kinderfaschingskostüme wurden gesundheitsgefährdende Substanzen nachgewiesen. Aber auch Feuerzeuge, Kleber und andere Haushaltsgegenstände wurden von den deutschen Behörden beanstandet. Bei elektrischen Geräten wie Reis- und Wasserkocher oder Haartrockner, Heizlüfter oder Waschmaschinen wurde oftmals die Gefahr eines Stromschlags entdeckt.

30 Prozent aller chinesischen Produkte verletzten die Sicherheitsbestimmungen des deutschen "Dachgesetzes" für technische Geräte. Aber auch die berüchtigten Vuvuzelas bergen die Gefahr, einen Hörschaden zu bekommen. Der Verbraucher sollte sich überlegen, für gute Qualität auch ein Paar Euro mehr zu bezahlen, rät Feldmann. "Wenn man durch die billige Lichterkette einen Schwelbrand auslöst, hat man am falschen Ende gespart", sagt Feldmann. Dennoch würde er nicht dazu aufrufen, Produkte aus China zu boykottieren. "Denn dann kann man hierzulande nur noch wenig kaufen."

Bericht "Gefährliche Produkte 2011" als pdf: http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/GPSG-2011.pdf?__blob=publicationFile&v=3

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