Stand: 30.04.2022, 10:22 Uhr Show
Die Blutgruppe hat nicht nur Einfluss darauf, wie wahrscheinlich es ist sich mit Corona zu infizieren. Laut einer französischen Studie können sich Menschen mit kompatiblen Blutgruppen auch leichter untereinander anstecken.
Die Blutgruppe hat nach wissenschaftlichen Erkenntnissen einen gewissen Einfluss auf das individuelle Corona-Infektionsrisiko. Studiendaten deuten nun auch auf eine wichtige Rolle der Blutgruppe bereits bei der Corona-Übertragung hin. So fand ein Forscherteam um Rachida Boukhari und Adrien Breiman von der Universität Nantes heraus, dass ein infizierter Mensch wesentlich häufiger eine andere Person im selben Haushalt ansteckt, wenn die Blutgruppen der beiden kompatibel sind. Die Erkenntnisse aus der französischen Studie wurden im Fachblatt "Frontiers in Microbiology" veröffentlicht. Ergebnisse: Mehr Infektionen bei kompatibler BlutgruppeDemnach kam es in 47,2 Prozent der Fälle zu einer Ansteckung, wenn die Blutgruppen miteinander verträglich waren, also beispielsweise, wenn der Erstinfizierte die Blutgruppe 0 hatte und der Empfänger A, B oder AB. Im umgekehrten Fall, wenn der Infizierte eine Blutgruppe hatte, die der Partner bei einer Blutspende nicht verträgt, kam es nur zu 27,9 Prozent zu einer Ansteckung. Konkret bedeutete dies ein um 41 Prozent geringeres Ansteckungsrisiko, wenn die Blutgruppen nicht zueinander passten.
Blutgruppe 0: Geringstes Infektionsrisiko - aber "Super-Spreader"Bezogen auf die einzelnen Blutgruppen bestätigten die Studienergebnisse im Umkehrschluss bisherige, mehrfach empirisch gewonnene Erkenntnisse, nach denen ein Mensch mit der Blutgruppe 0 das geringste Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus hat, so die Forscher. Blutgruppe 0 beim Empfänger ist schließlich nur mit der eigenen kompatibel. Wenn ein Mensch mit der Blutgruppe 0 aber infiziert sei, könne er das Virus besonders leicht an Menschen verschiedener Blutgruppen weitergeben. Insgesamt könnten die Beobachtungen erklären, warum Menschen mit der Blutgruppe 0 besser gegen Corona geschützt seien als Menschen der Blutgruppe A und B, schreiben die Studienautoren. Der Schutz basiere offenbar auf den Häufigkeiten von Antikörpern, die gegen die A- und B-Antigene gerichtet sind. "Da die Blutgruppe A häufiger vorkommt als die Blutgruppen B und AB, treffen Personen der Blutgruppe A in einer Bevölkerung westeuropäischer Herkunft seltener auf inkompatible Infizierte." Die Datenanalyse erkläre wahrscheinlich, warum nach bisheriger Kenntnis Menschen der Blutgruppe A ein höheres Risiko und Personen der Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko für Covid-19 als der Durchschnitt der Bevölkerung hätten. Forscher befragten mit Corona infizierte KlinikmitarbeiterDen Daten liegen die Befragungen coronainfizierter Klinikmitarbeiter und derer im gemeinsamen Haushalt lebender Partner zugrunde. Die Infektionen fanden demnach von Januar 2020 bis Mai 2021 statt. Die Forscher erfassten die Blutgruppen der Menschen, wobei die jeweilige Häufigkeit der Zugehörigkeit in der Stichprobe etwa der in der französischen Gesamtbevölkerung entsprochen habe, hieß es. Insgesamt konnten die Forscher so bei 333 Paaren die Weitergabe des Virus in Abhängigkeit von der Blutgruppe ermitteln.
KommentareTeilen Einer Studie zufolge hängt die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus auch von der eigenen Blutgruppe ab. Eine Blutgruppe neigt demnach zum Superspreader. München/Lausanne - Der Fokus der Gesellschaft hat sich voll auf den Russland-Ukraine-Krieg gelegt. Egal, wohin man kommt, es drängt sich einem der Eindruck auf: Das Coronavirus wird vielerorts zur Nebensache, obwohl einzig in Deutschland am 3. Mai wieder 113.522 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden festgestellt wurden. Es sind Zahlen, die früher für kollektiven Ausnahmezustand gesorgt hätten. Ansteckungen mit dem Coronavirus: Blutgruppen sollen mitentscheidend seinNachrichten aus dem privaten Umfeld, dass sich Personen schon ein drittes Mal mit dem heimtückischen Virus angesteckt haben, sind für viele Menschen keine Seltenheit mehr. Aber: Wer steckt sich öfter an? Lassen sich diese Menschen eingrenzen? Eine Studie hat nun den Zusammenhang zwischen den Blutgruppen und der Ansteckungsgefahr untersucht. Die Studie mit dem Namen „ABO Blood Group Incompatibility Protects Against SARS-CoV-2 Transmission“ erschien im wissenschaftlichen Magazin frontiers in Microbiology, das seinen Sitz in der französischen Schweiz hat. In der Studie wurden 333 Paare und deren Ansteckungen untereinander untersucht. Die Autoren der Studie hätten gezeigt, „dass wenn die Viren bei der Ansteckung von jemand kommen, der die Blutgruppen A, B oder AB hat, sie es schwer haben, jemanden anzustecken, der Antikörper gegen A und B hat – und das sind Menschen mit der Blutgruppe 0“, erklärte der Berliner Immunologe Prof. Andreas Radbruch der Bild. Heißt: Menschen mit der Blutgruppe 0 bekommen demnach seltener Corona. Die Gefahr, dass sie sich mit dem Virus anstecken, ist geringer. Das habe der Einschätzung von Radebruch nach einen plausiblen Grund. Denn: Menschen mit der Blutgruppe 0 könnten nur von der gleichen Gruppe Blut gespendet bekommen. Deshalb würden sich diese Menschen am seltensten mit einem Coronavirus infizieren. Umgekehrt neige jemand mit der Blutgruppe 0 eher zum „Superspreader“, da sein oder ihr Blut Menschen mit allen anderen Blutgruppen gespendet werden kann. Der Studie zufolge sind Infektionen zwischen Menschen, deren Blutgruppen nicht zueinanderpassen, wesentlich seltener. Infektionen mit dem Coronavirus: Ansteckungsgefahr hängt mit Blutgruppen zusammenWer wem Blut spenden kann, entscheidet damit über das Ansteckungsrisiko mit. Radbruch findet das „gar nicht verwunderlich“, da dieser Mechanismus „auch schon für andere Viren nachgewiesen wurde“. Das bedeute aber nicht, dass sich Menschen mit derselben Blutgruppe nicht auch gegenseitig anstecken könnten. (pm) KommentareTeilen Bereits 2020 kamen Forscher zu dem Schluss, dass sich Menschen mit Blutgruppe 0 seltener mit Corona infizieren. Eine neue Studie deckt die mögliche Ursache auf. Manche Menschen ziehen Krankheiten förmlich an. Wieder andere können sich nicht erinnern, wann sie sich zuletzt auskurieren mussten. Weltweit beschäftigen sich Forscher mit der Frage, wie Erkältungs-, Autoimmun- bis hin zu Krebserkrankungen entstehen und wer besonders anfällig ist. Seit rund zwei Jahren steht vor allem das Coronavirus im Fokus der Forschung. Bereits 2020 stellten österreichische Wissenschaftler eine Verbindung zwischen Blutgruppe und Infektanfälligkeit her. Eva Maria Matzhold und Thomas Wagner von der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an der Medizinischen Universität Graz (Med Uni Graz) schlussfolgerten aus ihrer groß angelegten Studie: Menschen mit der Blutgruppe Null sollen seltener am Coronavirus Sars-CoV-2 erkranken als Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB*. Für ihre Studie hatten die Grazer Wissenschaftler Daten von 399 Covid-19-Patienten ausgewertet, die wegen der Krankheit stationär behandelt werden mussten. „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit der Blutgruppe O eine statistisch signifikant geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu erkranken, als Menschen mit der Blutgruppe A, B oder AB“, erklärte Thomas Wagner in einer Pressemitteilung der Med Uni Graz: „Die Blutgruppe AB hingegen wurde bei Infizierten und an Covid-19 erkrankten Menschen signifikant häufiger festgestellt“. Lesen Sie auch: Haben Sie „goldenes Blut“? Seltenste Blutgruppe der Welt als außergewöhnliches Phänomen* Umfrage zum Thema CoronavirusPeter J.I. Ellis, Dozent für Molekulargenetik und Reproduktion an der britischen University of Kent, hat sich der Ursachenforschung gewidmet. „In westlichen Populationen sind also Personen vom Typ A und AB „Super-Empfänger“, während Personen vom Typ O „Super-Verbreiter“ sind“, erläutert Ellis in seiner im Juni 2021 auf dem Fachportal ScienceDirect veröffentlichten Studie das Modell, das er seiner Studie zugrunde legt. Mehrere unabhängige Datensätze würden darauf hindeuten, dass die Blutgruppe A bei Covid-19-Patienten über- und die Blutgruppe O unterrepräsentiert ist, so Ellis. „Blutgruppenantigene scheinen jedoch keine herkömmlichen Anfälligkeitsfaktoren zu sein“, heißt es weiter in der Studie. Ellis sieht dagegen Hinweise darauf, dass die Ursache für die geringere Anfälligkeit von Blutgruppe-0-Personen in der Kompatibilität von Blutgruppen liegt. „Auf der Grundlage von Informationen aus der ganzen Welt zeigt unser neuestes Datenmodell, dass sich eine SARS-CoV-2-Infektion ähnlich wie eine Bluttransfusion verhält und dass infizierte Patienten das Virus mit zwei- bis dreifach höherer Wahrscheinlichkeit an jemanden weitergeben, für den sie ein kompatibler Blutspender sind“, wird Peter Ellis auf dem Portal medicalxpress zitiert. „Dies erklärt, warum Menschen mit Blutgruppe 0 ein geringeres Infektionsrisiko haben. Genauso wie sie Bluttransfusionen von Nicht-O-Typen ablehnen, können sie Viruspartikel von einem Patienten mit Nicht-O-Blut abstoßen und so einer Infektion entgehen“, führt Ellis weiter aus. Weitere Studien müssten allerdings folgen, so heißt es in der Studie: „Angesichts der guten Übereinstimmung zwischen diesem Modell und den Beobachtungsdaten zur Krankheitsprävalenz muss die zugrunde liegende Biochemie dringend experimentell untersucht werden“. Wie hoch die Corona-Ansteckungsgefahr für Menschen mit kompatibler Blutgruppe ist, erklärt 24vita.de. Ein Freibrief sei die Blutgruppe 0 außerdem keinesfalls, warnten die Grazer Forscher. Eine Coronavirus-Infektion* verlaufe bei Menschen mit Blutgruppe 0 nicht leichter als bei anderen. „Personen mit Blutgruppe Null müssen sich trotzdem gleich schützen“, zitierte orf.at den Grazer Transfusionsmediziner Wagner. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA. |