Aggressives kind in der grundschule was tun

Familienleben

Aggressives kind in der grundschule was tun

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Manchen Kindern fällt es schwer, mit negativen Gefühlen umzugehen. Sie sind oft gereizt, haben plötzliche Stimmungsschwankungen oder bekommen Wutanfälle.

Warum das so ist, untersucht die Uniklinik Köln in ihrer ADOPT-Studie. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zur affektiven Dysregulation zu erlangen sowie dem Kind und den Eltern Strategien zum Umgang mit Wut, Traurigkeit & Co an die Hand zu geben. Für KÄNGURU hat die Psychologin und approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Anne-Katrin Treier von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters einige Empfehlungen gegeben, wie Eltern reagieren sollten.

Aggressives Verhalten darf nicht zum Erfolg führen

Oppositionelles und aggressives Verhalten sind Teil der ganz normalen Entwicklung und insbesondere im Kleinkind- und Kindergartenalter sehr häufig. Aber sie treten auch bis ins Kindes- und Jugendalter auf. Ein falscher Umgang mit aggressivem Verhalten führt häufig zu Eskalationen. Dann wird geschrien und getobt, geweint und um sich geschlagen. Viele der Kinder sind in diesen Situationen auf der einen Seite verzweifelt und kennen keinen anderen Ausweg. Gleichzeitig merken sie, dass sie durch ihr Verhalten Erwachsene und Gleichaltrige steuern können. Wichtigste Grundregel lautet daher: Aggressives Verhalten darf nicht zum Erfolg führen.

Aggressionsprobleme bei Kindern: Was kann ich als Elternteil konkret tun?

  • Stärke die positive Beziehung zu deinem KindAuch wenn das nicht immer ganz leicht fällt: Führe dir die Stärken und liebenswerten Eigenschaften deines Kindes vor Augen. Am besten richtet ihr euch gemeinsam positive Zeiten ein.
  • Stelle klare Regeln aufWichtig ist dabei, dass du eindeutige und konkrete Formulierung findest und nicht zu viele Regeln auf einmal einführst. Sie müssen für dein Kind zu bewältigen sein.
  • Lobe dein Kind, wenn es etwas gut gemacht hat
    und setze positive Konsequenzen ein. Du kannst zum Beispiel aus einem Buch vorlesen oder ihr könnt gemeinsam etwas spielen. Das Gute an dieser Regel ist, dass sie besonders wirksam ist! Und für die Auswahl einer positiven Konsequenz kannst du dir noch einmal gut die Stärken und Interessen deines Kindes vor Augen führen.
  • Verhalte dich konsequent, wenn dein Kind die Regel übertritt
    Sei nicht nachtragend. Es ist wichtig, Konsequenzen vorher anzukündigen und deinem Kind die Chance zu geben, sein Verhalten zu ändern. Führe keine langen Diskussionen und bleibe möglichst ruhig. Achte darauf, dass Konsequenzen nicht willkürlich sind und zum Regelübertritt passen. Hier sind einige Beispiele dafür:
    • Wiedergutmachung (z. B. Kind baut umgestoßenen Legoturm wieder auf)
    • Ausschluss aus der Situation (z. B. Kind darf erst 5 Minuten später zu den anderen auf den Spielplatz)
    • Entzug von Privilegien (z. B. 15 Min weniger Handyzeit morgen, weil heute 15 Min überzogen wurde)
    • Einengung des Handlungsspielraumes bei kleineren Kindern (z. B. Führen der Hand beim Aufräumen)

Was erreichst du damit?

Dein Kind weiß genau, was von ihm erwartet wird, du bietest ihm eine Orientierung. Gleichzeitig lernt es die Konsequenzen seines Handelns kennen und bekommt Verantwortung dafür übertragen.

Wie kann ich meinem Kind bei der Aggressionsbewältigung helfen?

  • Sei deinem Kind ein VorbildHinterfrage dein eigenes Verhalten in Konfliktsituationen und versuche, eigene ungünstige Verhaltensweisen künftig zu reduzieren.
  • Unterstütze dein Kind dabei, Konflikte mit anderen zu lösenSprich mit ihm in einer ruhigen Situation darüber, wie der Konflikt zustande kam. Was sind seine eigenen Anteile daran? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Was sind Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungen?
  • Unterstütze dein Kind, bei Konflikten ruhig zu bleibenÜberlegt euch am besten schon vorab, was dein Kind in Konfliktsituationen tun kann, um sich erst einmal zu beruhigen und dann zu handeln.
  • Unterstütze dein Kind im Aufbau positiver KontakteHäufig haben Kinder mit aggressiven Verhaltensweisen Kontakt zu anderen Kindern mit ähnlichen Schwierigkeiten. Sie finden bei diesen Anerkennung, die sie sonst nicht erhalten. Biete dazu Alternativen an, beispielsweise durch die Mitgliedschaft in Sportvereinen oder Freizeitgruppen.
  • Schütze dein Kind bei Regelverstößen nicht vor den Folgen
    Es ist wichtig, dass dein Kind frühzeitig Konsequenzen seines Handelns trägt. Deshalb solltest du ihm die Folgen in der Schule oder der Freizeit nicht abnehmen.

Bei ausgeprägten Schwierigkeiten im Umgang mit negativen Gefühlen und Wutausbrüchen können sich Eltern an die ADOPT-Studie wenden. Dort erhalten Kinder zwischen 8 und 12 Jahren mit Schwierigkeiten der Gefühlsregulation eine individuelle Psychotherapie, bei der auch die Eltern und Lehrkräften einbezogen werden können. Ziel der ADOPT-Studie ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zur affektiven Dysregulation zu erlangen sowie dem Kind und den Eltern Strategien zum Umgang mit Wut, Traurigkeit & Co an die Hand zu geben.

Kontakt und weitere Infos:

Tel. 0221 478-76837

E-Mail

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Die Situation ist ebenso bekannt, wie häufig. Traurig oder aufgeregt kommt Ihr Kind nach Hause und schimpft über ein anderes Kind. Die Wut und Enttäuschung steht Ihrem Kind noch regelrecht ins Gesicht geschrieben und oftmals bekommen Sie nur langsam heraus, was passiert ist: Ihr Kind hat ein anderes Kind geschlagen! Und manchmal sind Kinder sogar stolz darauf.

Machtkampf auf dem Spielplatz

Jungs im Grundschulalter schlagen sich deutlich häufiger als gleichaltrige Mädchen. Die Gründe sind so vielschichtig wie die Kleinen selbst. Oftmals geht es bei den körperlichen Auseinandersetzungen nicht um konkrete Dinge wie etwa ein beliebtes Spielzeug. Vielmehr sind es meist abstrakte Vorstellungen und Erfahrungen, die Kinder zum Schlagen bringen. In erster Linie werden hier Machtkämpfe ausgefochten. Ihr Kind muss seine Position in der Schulklasse oder im Freundeskreises behaupten. Dazu haben Kinder oftmals keine anderen Ideen, als sich körperlich durchzusetzen und zu schlagen.

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Spirale der Gewalt

Immer wieder kommt es aber auch dazu, dass ein Kind schlägt, weil es überfordert ist und auf diese Weise angestaute Aggressionen loswerden muss. Das trifft beispielsweise zu, wenn sich Kinder beleidigt fühlen, von den anderen geschmäht werden oder die Familie selbst von anderen Kindern verspottet wird. Auch "von der Norm abweichende" Kinder, die etwa zu dick oder zu dünn sind, eine Brille oder die "falschen" Klamotten tragen, sind oftmals die Zielscheibe von Spötteleien bis hin zu Mobbing. Die Betroffenen sehen als einzigen Ausweg oft nur den Weg der Gewalt, um sich aus der Spirale von Beschimpfung, unguten Gefühlen und weiteren Beschimpfungen zu befreien.

Was hilft aggressiven Kindern

Aber was können Eltern tun, wenn sie erfahren, dass ihr Kind schlägt? Am Anfang steht immer das vertrauensvolle Gespräch. Schimpfen Sie nicht sofort mit Ihrem Kind, sondern versuchen Sie zunächst, die Situation zu klären. Kommen Sie beispielsweise zu einer Schlägerei unter Grundschülern hinzu, dann trennen sie die Kampfhähne voneinander und sorgen Sie dafür, dass jeder seines Weges geht. Erst dann hat das ruhige Gespräch über das Schlagen störungsfreien Raum. Und planen Sie für ein solches Gespräch auch genügend Zeit ein. "Jetzt ist alles wieder gut!", dieser Spruch zwischen Tür und Angel ändert nichts an der Situation. Versuchen Sie auch nicht, die Schuldfrage zu klären.

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Sportlicher Wettkampf statt Prügelei

Überhaupt geht es nicht um Schuld. Vielmehr geht es dann um neue Wege zur Lösung von Konflikten. Paul hat Max geschlagen, weil Max Paul einen Feigling genannt hat. Hier verteilt sich Schuld auf beide Seiten. Deshalb ist es viel wichtiger, dass vor allem Paul erfährt, wie er mit solchen Situationen anders umgehen kann. Beispielsweise kann Paul Max zu einem Wettkampf in Liegestützen einladen und so zeigen, was er kann. Oder man trifft sich im Sportverein zum gemeinsamen Kräftemessen nach sportlichen Regeln. Auch der Besuch von Max bei Paul ist ein probates Mittel, wie sich Jungen und natürlich auch Mädchen in solchen schwierigen Situationen besser kennenlernen können. Dann erfahren beide, dass weder körperliche noch sprachliche Gewalt der sinnvolle Weg ist, miteinander auszukommen.

Denken Sie über Ihre Gewalt-Erfahrungen nach

Nutzen Sie als Eltern die Situation dafür, selbst über Ihre Kindheit nachzudenken. Haben Sie als Kind vielleicht auch geschlagen oder wurden Sie geschlagen? Wie haben sich diese Probleme geklärt? Und was ist mit Gewalt im eigenen Erziehungsalltag? Oft versteckt sich hier die Ursache, warum ein Kind schlägt. Natürlich müssen Kinder sich auch körperlich erproben, doch dazu brachen sie keine hemmungslose Prügelei auf dem Schulhof. Es gibt immer auch andere Wege, um die Rangordnung in Kindergruppen zu klären oder aktuell aufbrandende Konflikte zu lösen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welche Möglichkeiten es noch sieht. Auf diesem Weg kommen Sie bald zu gemeinsamen Ideen, die sich auch schnell in die Tat umsetzen lassen. Strafen und Verbote nützen hier meist weniger als die gemeinsame Suche nach anderen Lösungen.