Wer hat keine Kerne Mandarine oder Clementine?

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Zitrusfrüchte gehören zu den ältesten Obstsorten der Welt, sie wurden schon vor mehr als 4.000 Jahren kultiviert. Sämtliche Sorten gehen dabei auf drei Urformen zurück: Pampelmuse, Zitronatzitrone und: Mandarine. Aus diesen entstanden durch Kreuzungen alle anderen Arten.

„Die echte Mandarine (Citrus reticulata) kommt aus China. Ihr Gene sind auch in Satsumas zu finden, die man aus Japan kennt. Sie ist vermutlich genauso wie die Clementine, die in der Mittelmeerregion wächst, durch natürliche Mutation entstanden“, so Katharina Seiser, Kochbuchautorin und Kulinarikjournalistin im Gespräch mit help.ORF.at.

Wer hat keine Kerne Mandarine oder Clementine?
Getty Images/miguelangelortega Die ersten Mandarinen wurden um 1800 aus China nach Europa eingeführt

Clementinen und Satsumas süß und ohne Kerne

Im Handel sind echte Mandarinen inzwischen rar, stattdessen finden sich in den Obstregalen der Supermärkte vor allem Clementinen und Satsumas – wegen ihrer praktischen Eigenschaften. Denn echte Mandarinen haben Kerne und sind aufgrund ihrer dünnen Schale nur kurz haltbar. Clementinen und Satsumas hingegen haben keine Kerne, dafür aber eine dickere Schale, und sind dadurch besser transportfähig. Diese Eigenschaften wurden gezielt weiter vermehrt, so dass inzwischen viele weitere Unterarten mit gleichen Merkmalen auf dem Markt angeboten werden. Immer mit dem Zweck: lange haltbar, möglichst süß und ohne Kerne.

Säure, Süße: Aroma der echten Mandarine unübertroffen

Geschmacklich komme die Verwandtschaft aber nicht an das Original heran. „Das Tolle an der echten Mandarine ist ihr ausgewogenes Verhältnis von Säure und Süße. Sie schmeckt nicht fad süß, sondern wahnsinnig aromatisch“, so die Kochbuchautorin. Auch das Schalenaroma sei umwerfend und intensiv, sowohl fruchtig süß, als auch mit einer Thymian-Kräuternote, die man sonst nur von Mayer-Zitronen kenne (einer natürlich entstandene Hybride aus Zitrone und Orange oder Mandarine).

Am ehesten bekommt man echte Mandarinen aus Italien. Die Sorte „Tardivo di ciaculli“, übersetzt „die Späte aus Ciaculli“, wächst auf Sizilien, wird erst im März oder April geerntet und ist dann bei gut sortierten Marktständen und Obstgeschäften auch hierzulande erhältlich. Die typische orange Farbe sagt dabei nichts über den Reifegrad aus.

Wer hat keine Kerne Mandarine oder Clementine?
ORF.at/Zita Klimek Die Sorte „Tardivo di Ciaculli“ gilt als eine der besten Mandarinen überhaupt und ist im Frühling auch hierzulande erhältlich

Grüne Stellen haben nichts mit Unreife zu tun

Mandarinen können grüne Stellen haben oder sogar gänzlich grün sein, das bedeutet aber lediglich, dass die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht zu gering sind. Je kälter es im Winter wird, umso eher färbt das Chlorophyll in Carotinorange um.

Satsumas und Clementinen sind nach dem Kauf bei Zimmertemperatur circa zwei Wochen haltbar, die echte Mandarine wird dagegen schon nach fünf bis sechs Tagen trocken und verliert an Aroma. Schimmel lässt sich durch richtiges Aufbewahren vermeiden.

Locker aufgelegt lagern und vor dem Schälen waschen

Seiser empfiehlt Zitrusfrüchte nach dem Einkauf grundsätzlich aus dem Netz zu geben und locker aufzulegen. Sie sollten nicht dicht an dicht gestapelt, sondern eher mit ein bisschen Abstand nebeneinander gelagert werden.

Vor dem Verzehr sollten auch Mandarinen gewaschen werden, damit etwaiger Schmutz oder Pestizide nicht beim Schälen auf die Finger gelangen und mitgegessen werden.

Weiße Haut unter der Schale ist Geschmackssache

Das weiße Netz unter der Schale kann man mitessen oder runterkletzeln. „Das ist reine Geschmackssache. Manche stören sich an dem Mundgefühl und entfernen alles fein säuberlich, andere essen einfach alles mit“, so die Kulinarikjournalistin. Die Haut sei weder schädlich noch bitter, man könne sie problemlos essen.

In der Industrie werde hier Säure eingesetzt, um die Fruchtfleischfilets ohne Hautreste, etwa für Dosenkompotte, zu erhalten. Die Mandarinen werden in ein Säurebad gelegt und bleiben dort bis sich das Netz und die Haut aufgelöst haben. Übrig bleiben nur die orangefarbene Filets.

Wer hat keine Kerne Mandarine oder Clementine?
Public Domain Die echte Mandarine hat Kerne, Clementinen und Satsumas in der Regel nicht

Schale der echten Mandarine zum Würzen verwenden

Kulinarisch können Mandarinen viel mehr als nur roh verspeist zu werden. Sie passen zum Beispiel auch sehr gut zu in pikante Salate, etwa mit Kraut. Kochbuchautorin Seiser empfiehlt immer zu Bioqualität zu greifen, um auch die Schale verwenden zu können.

„Die Schalenstücke so groß wie möglich abschälen, und auf einem Teller auf der Heizung ein paar Tage trocknen lassen, bis sie knusprig brechen. Dann kann man diese großen Stücken in ein Schraubglas geben und bei Bedarf zum Würzen verwenden. Man kann die getrocknete Schale zum Beispiel pulverisieren und Zucker damit machen oder ein Stück Mandarinenschale, die in China seit Jahrtausenden als Gewürz verwendet wird, in die Hühnersuppe geben und damit plötzlich ein Geschmacksspektrum eröffnen, das vorher ungeahnt war“, so Seiser.

09.12.2021, 10:42 Uhr

In den Herbst- und Wintermonaten kommen bei uns die kleinen, leckeren Zitrusfrüchte auf den Markt. Aber wo liegt der Unterschied zwischen Mandarine und Clementine?

Im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt tauchen sie jetzt wieder auf: die kleinen, süß-sauren Zitrusfrüchte, die, im Herbst geerntet, bei uns in der kalten Jahreszeit auf den Markt kommen. Aber warum werden die mal als „Clementinen“ bezeichnet, mal als „Mandarinen“?

Gibt es einen Unterschied zwischen Mandarine und Clementine, und wenn ja: welchen?

Ganz klar: Die Mandarine (lateinisch Citrus reticulata) ist die ältere Frucht. Sie hat ein saftig orangenes Fruchtfleisch und meist viele Kerne. Das unterscheidet sie vom gelborangefarbenen, fast kernlosen oder kernlosen Fruchtfleisch der Clementine. Ein weiterer Vorzug der Clementine ist die dickere und widerstandsfähigere Schale. Kein Wunder, dass die Mandarine in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener angebaut wurde.

Zu unterscheiden sind die beiden Sorten auch an der Zahl der Segmente. Mandarinen haben neun Segmente, bei Clementinen variiert die Zahl zwischen acht und zwölf.

Die Ur-Mandarine stammt aus Südostasien

Mandarinen werden schon seit Jahrtausenden kultiviert – zunächst im Nordosten Indiens oder Südwesten Chinas. Die erste schriftliche Überlieferung jedenfalls datiert aus dem 12. Jahrhundert vor Christus.

Dagegen ist die Clementine ein echter Newcomer. Sie wurde erst 1912 im Garten des botanisch interessierten Paters Pierre Clement in Algerien entdeckt. Genetische Untersuchungen zeigten: Es handelte sich um eine Kreuzung zwischen einer Mandarine und einer Pomeranze, einer Bitterorange.

Neben Clementinen und Madarinen gibt es auch noch weniger bekannte Sorgen wie Satsumas, Tangelos, Tangerinen und Ortanique-Früchte.

Vorsicht beim Schälen!

Allen diesen Früchten gemeinsam ist die wächserne Schale und der betörende Zitrusduft beim Schälen, der auf ätherische Öle zurückgeht. Die appetitlich glänzende Schale sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Früchte aus konventionellem Anbau mit Chemikalien behandelt werden, die sie vor dem Austrocknen und vor Schimmelbefall schützen sollen.

Vor dem Schälen ist es darum ratsam, die Frucht in warmem Wasser zu waschen und sich vor dem Essen noch einmal die Finger zu waschen. Oder gleich zu unbehandelter Bio-Ware zu greifen. Denn die erhält weder eine konservierende Chemie-Behandlung, noch werden die Pflanzen und Früchte während des Wachstums mit chemisch-synthetischen Pestiziden behandelt.