Was ist der unterschied zwischen kognitiv und intellektuell

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Kognitive Fähigkeiten des Menschen

Von Elian Schweizer

Einleitung

Der nachfolgende Text behandelt das Thema über die kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Es wird ein kurzer Überlick über den Begriff 'Kognition', sowie über die unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten gegeben. Im Anschluss wird mit den Auswirkungen des Informationszeitalter auf die Kognition ein für den Medieninformatiker interessanter Punkt besprochen.

Begriffserklärung

Kognition ist geistige Wahrnehmung. Die kognitiven Fähigkeiten des Menschen beschreiben seine Fähigkeit Signale aus der Umwelt wahrzunehmen und weiterzuverarbeiten. Das Wort 'kognitiv' leitet sich aus dem lateinischem 'cognoscere' ab, was mit 'zu erkennen' zu übersetzen ist. Kognition findet immer und überall statt. Sie macht erst die Umwelt zu einem Teil des menschlichen Lebens und ist quasi die Schnittstelle zwischen Umwelt und Gehirn. Im aktuellen Forschungsstand werden die kognitiven Fähigkeiten immer mehr von den geistigen Fähigkeiten abgegrenzt. So finden sich unter den kognitiven Fähigkeiten zum Beispiel die Lernfähigkeit und das Abstraktionsvermögen. Im nächsten Abschnitt wird hierauf näher eingegangen. Die Kognition selber kann in verschiedene Bereiche untergliedert werden (nach Hayes, 1995):
  • Wahrnehmung der Umwelt: Über unsere Sinne
  • Aufmerksamkeit auf spezielle Geschehen: Objekte der Interesse
  • Nachdenken: Verarbeitung der Information im Gehirn
  • Speicherung der Information: Gedächtnisspeicherung für spätere Erinnerung
  • Zuweisung von Bedeutungen: Meist über Sprache

Erläuterung an einem simplen Beispiel:
Der Mann geht durch einen Wald und nimmt über seine Augen die Umwelt wahr. In seine Aufmerksamkeit gerät ein Baum, der durch seine beachtlichte Größe auffällt. Weil er selten einen solchen Baum gesehen hat, speichert er die Information und wird sie eventuell später seiner Frau erzählen.

Arten der Kognitiven Fähigkeiten

Die Wissenschaft unterscheidet viele Arten der kognitiven Fähigkeiten. Hier sei ein kurzer Auszug gegeben, um wichtige kognitive Fähigkeiten besser verstehen zu können. Es wurden primär die für Medieninformatiker interessanten Aspekte herausgegriffen. Die unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten sind voneinander abhängig. Durch mögliche Überschneidungen ist daher eine klare Abgrenzung der einzelnen Gebiete nicht möglich:

Aufmerksamkeit:

Die Aufmerksamkeit könnte man als Vorstufe der Wahrnehmung bezeichnen. Unsere Umwelt bombadiert uns andauernd mit einer Unzahl von Informationen und der Mensch ist nur fähig einen gewissen Teil davon zu beachten. So muss das Gehirn entscheiden, welche Informationen relevant sind und welche nicht. Es findet also eine Vorauswahl statt. Es gibt einige Faktoren die normalerweise eine höhere Aufmerksamkeit hervorrufen. Dies ist gerade auch bei der Gestaltung einer Benutzeroberfläche von Relevanz. So ruft die Farbe Rot wesentlich mehr Aufmerksamkeit hervor als die Farbe Blau. Dies hat unter anderem mit dem Aufbau des Auges zu tun. Weitere besonders beachtete Faktoren wären z.B.: Bewegung, Laute schrille Töne, Kontrast, Symetrie.

Wahrnehmung:

Unter der Wahrnehmung versteht man die bewusste Informationsaufnahme. Hier kommen die verschiedenen Sinnesorgane des Menschen zum Einsatz. Heutzutage kommt im EDV-Bereich primär die visuelle und auditive Wahrnehmnung zum Tragen. Es gibt aber schon Projekte und Visionen die auch den Tastsinn, den Geruchssinn, den Gleichgewichtssinn und sogar den Geschmackssinn mit einbinden.

Lernen:

Die Lernfähigkeit bestimmt die Fähigkeit des Menschen sich Verhaltensweisen anzugewöhnen. Sie ist eng verbunden mit der Merkfähigkeit. Sie spielt im Informatikbereich vorallem dann eine Rolle, wenn ein Benutzer sich eine neue Arbeitsumgebung aneignen soll oder eine neue Schnittstelle erhält. Dies kann z.B. ein dreidimensionales Touchpad sein.

Abstraktion:

Die Abstraktionsfähigkeit arbeit in zwei Richtungen. Die Abstraktion, d.h. die Reduzierung auf allgemeingültige Eigenschaften, kann sowohl vom Menschen getätigt werden, als auch von ihm rückgängig gemacht. Ein Graphiker muss für ein Computerprogramm z.B. das Symbol "leeres Blatt" abstrahieren, da er nur begrenzte Zeichenmöglichkeiten hat. Der Nutzer hingegen muss dieses Symbol als leeres Blatt erkennen.

Errinnern, Merken:


Wenn man von Merkfähigkeit spricht, meint man allgemein die Fähigkeit des Menschen, Informationen im Gedächtnis zu speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder hervorzurufen. Einfache und logische Zusammenhänge lassen sich oft besser merken, weshalb man die 'Fenster Schliessen'-Funktion im rechten oberen Eck wesentlich schneller beherrscht, als über das Menü eines Programms.

Weitere kognitive Fähigkeiten:


Neben obengenannten gibt es eine Reihe weiterer kognitiver Fähigkeiten. Hier sei zum Beispiel die Erkenntnisfähigkeit, die einem Objekt ein Begriff zuordnet, oder die Schlussfolgerungsfähigkeit, die von gegebenen Umständen eine Konsequenz zieht, genannt. Daneben gibt es noch die Urteilsfähigkeit, die den Entscheidungsprozess beinhaltet, oder die Rationalität, welche auch als Grundlage allen Denkens bezeichnet wird. Um sich diesem Thema zu nähern, muss man erst den Unterschied zwischen unserem jetzigen Informationszeitalter und dem, was früher war, erkennen. In den letzten Jahren hat die Menge der zur Verfügung stehenden Informationen und das Allgemeinwissen drastisch zugenommen. Man mag philosophisch sagen, dass die Menschheit vielleicht nicht viel mehr weiß, aber das Individuum viel mehr wissen soll. Im Informationszeitalter sind dies durchwegs Dinge, die nicht sehr natürlich und selbsterklärend sind. Dies liegt vorallem an der durch die Technik hervorgerufenen nötigen Abstraktion der vorliegenden Information. Ein fauler Apfel ist eben leichter zu erkennen, als ein leerer Akku. Durch neue Kommunikationstechnologien sind auch die Möglichkeiten zur Informationsweitergabe/-zugriff rapide gestiegen. Dies ist vorallem für einen Medieninformatiker von Relevanz. Die Computerisierung erfasst mittlerweile weite Teile der Bevölkerung. Über 50% aller Nordamerikaner nutzen das Internet. In Deutschland sind es immerhin schon über 25%. Dies führt dazu, dass vielerorts schon von einem Information Overflow gesprochen wird. So stellt sich die Frage, welche Einflüsse dies auf die Kognition des Menschen genommen hat. Dies führt das Problem mit sich, dass Veränderungen sehr schwer messbar sind und teilsweise sehr lange brauchen, um sich zu entwickeln. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der Wirkungskraft auf ausgewählte kognitive Fähigkeiten.
Wahrnehmung: Wahrnehmung ist eng verbunden mit dem Problem des Überangebots an Information. Im Informationszeitalter ist vor allem die visuelle Wahrnehmungen stark angestiegen. Ein Beispiel hierfür ist der Monitor, der sich zu einer Hauptquelle in der Informationsverarbeitung entwickelt hat. Dadurch könnte eine Verschiebung von auditiver zu visueller Wahrnehmungsfähigkeit stattfinden.

Lernen:

Mit den zahlreichen neuen Möglichkeiten des Informationszeitalters ist eine Steigerung des Lernaufwandes einhergegangen. Die Kurzlebigkeit führt oft auch zu einer Verschiebung hin zu einem kurzfristigen bzw. schnelleren Verstehen.

Merken:


Wie schon beim Lernen erwähnt, ist Wissen kurzlebig geworden. Es gilt zunehmend die Regel 'Funktion vor Inhalt'. Das heißt, dass man sich die Funktionen in komplexeren Systeme öfters merken muss, aber der eigentliche Inhalt hat an Priorität verloren. Man merkt sich zum Beispiel die Bedienung eines Programmes, aber nicht dessen Inhalt.

Rationalität:

Wenns es um die Verarbeitung von Information geht, dem Denken an sich, ist eine Schlussfolgerung am schwersten, da dies eine der kompliziertesten kognitiven Fähigkeiten ist. Infolgedessen wurden neben den komplexer werdenden Zusammenhängen auch Begriffe wie die des Systemdenkens geprägt. Dies fordert wesentlich mehr Flexibilität und Denkfähigkeit. Die menschlichen kognitiven Fähigkeiten spielen für den Medieninformatiker bei der Gestaltung von Programmen und Bedienoberflächen eine entscheidende Rolle. Eine geschickte Ausnützung des Wissens in diesem Bereich führt zu ergonomischeren und optimaleren Ergebnissen. Eine Missachtung kann selbst ein inhaltlich gutes Programm nutzlos machen. Gerade die visuelle Wahrnehmung, sowie die Lern- und die Abstraktionsfähigkeit sind wichtig und sollten bei jeder Gestaltung beachtet werden. Daher gibt es auch viele Forschungarbeiten auf diesem Gebiet und das in der letzten Vorlesung betrachtete Fizz Law behandelt jene Kriterien der Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit und Wahrnehmung.
Hayes, Nicky (1995): Kognitive Prozesse - eine Einführung, in: Gerstenmaier 1995, S.11-40)

//education.calumet.purdue.edu/vockell/EdPsyBook/Edpsy7/edpsy7_instruction.htm

//de.wikipedia.org

Ballstaedt, Steffen Peter: Kognition und Wahrnehmung in der Informations- und Wissengesellschaft

//www.spiegel.de


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