Was ändert sich mit 50 Jahren Mann

Aktualisiert: 27.01.2020 - 15:52

Was ändert sich mit 50 Jahren Mann

Wechseljahre beim Mann

Wechseljahre mit all ihren Beschwerden treffen nicht nur Frauen, sondern auch Männer.Sehen Sie in unserem Video die typischen Symptome und was hilft.

Wechseljahre mit all ihren Beschwerden treffen nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Typische Symptome, wie lange sie dauern und welche Heilpflanzen helfen.

Wechseljahre – die haben doch nur Frauen? Trugschluss! Auch Männer können darunter leiden: Wenn er gestresster wirkt als früher, schneller zu- oder die Libido abnimmt, können das Anzeichen für Wechseljahre beim Mann sein. Ursache ist wie bei der Frau das Absinken der Sexualhormone. Beim Mann bedeutet das, dass der Körper weniger Testosteron produziert. Außerdem nehmen weitere Geschlechtshormone wie DHEA (Dehydroepiandrosteron) und DHEAS (Dehydroepiandrosteronsulfat) ab. Gleichzeitig steigt das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG).

Medizinisch spricht man dann vom Klimakterium virile. Mancherorts liest sich auch die Bezeichnung "Andropause", die jedoch irreführend und ungünstig ist. Wo "Menopause" nämlich "Tod der Periode" bedeutet, heißt "Andropause" übersetzt so viel wie "Tod des Mannes". Auch verläuft der Hormonabfall beim Mann nicht so drastisch wie bei der Frau. Oft wird daher eher vom "Partiellen Androgendefizit des alternden Mannes" (PADAM) gesprochen.

Die sieben Symptome für Wechseljahre beim Mann

Die Anzeichen dafür können ähnlich sein wie bei der Frau:

  1. verminderte Libido (weniger sexuelle Lust), Erektionsprobleme
  2. Muskelabbau, Kraft schwindet
  3. Bauchfett nimmt zu
  4. Knochendichte verringert sich, Gelenkbeschwerden treten auf
  5. Gedächtnisleistung nimmt ab, Konzentrationsschwäche
  6. Nervosität
  7. Depression

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Beginn und Dauer der Wechseljahre beim Mann

Etwa jeder zehnte Mann ist laut neuerer Studien vom Klimakterium virile betroffen. Bei vielen Männern beginnen diese Beschwerden etwa ab 40 Jahren und dauern rund zehn Jahre oder länger an. Anders als Frauen, spüren Männer die ersten Anzeichen der Wechseljahre jedoch kaum. Denn schon ab 30 Jahren produziert ihr Körper pro Jahr rund ein Prozent weniger Testosteron. Bis dieses minimale Absinken zum Tragen kommt, vergehen einige Jahre. Auch dann kommen die Symptome der Wechseljahre beim Mann nur langsam und nicht so plötzlich wie etwa Hitzewallungen bei der Frau.

Nicht alle Männer spüren etwas von den Wechseljahren

Die Erklärung dafür: Bei Frauen sinkt der Sexualhormon-Spiegel schubweise und bewirkt deshalb deutliche Symptome – 17 Wechseljahrssymptome bei Frauen. Beim Mann nehmen die Hormone minimal, aber stetig ab. Über 50-jährige Männer weisen einen Testosteronspiegel auf, der unter 20 Prozent des Normalwerts liegt. Das zumindest zeigen Studien.

Das langsame Abfallen belastet nur wenig, der Körper kann sich besser an die sinkenden Hormonspiegel anpassen und die Anzeichen sind deshalb nicht so ausgeprägt.

Therapie: Vor allem Lebensstiländerung kann helfen

Wechseljahrsbeschwerden beim Mann werden nur dann behandelt, wenn der Arzt mit einem Bluttest einen Testosteronmangel festgestellt hat und belastende Beschwerden auftreten. Dann kann schon eine Lebensstiländerung kleine Wunder bewirken. Diese Veränderungen lindern Wechseljahrssymptome:

  • Vitaminreiche, pflanzliche Kost (Verzicht auf Fleisch und vor allem Wurst)
  • Rauchen aufhören
  • weniger Alkohol trinken
  • viel Sport und täglich Bewegung (kurbelt Hormonproduktion wieder an)
  • Stressabbau
  • sexuell wieder aktiv werden (dazu gehört auch Selbstbefriedigung, weil Potenz Trainingssache ist)

Daneben gibt es einige Heilpflanzen, die dem Mann ab 50 guttun und die Wechseljahre beim Mann etwas abschwächen können, etwa:

  • Brennnesseln (Teekur mit zwei Tassen Brennnesseltee täglich)
  • Johanniskraut
  • Melisse
  • Teufelskralle

Eine Hormonersatztherapie empfehlen Ärzte Männern dagegen nur ungern. Denn Testosteron als Medikament eingenommen kann bei Männern Langzeitfolgen haben, die noch nicht absehbar sind, so könnten sie etwa das Risiko für Prostatakrebs erhöhen.

Außerdem streiten sich Mediziner noch immer darüber, ob die Wechseljahre beim Mann wirklich auftreten. Dass die hormonellen Veränderungen auftreten, ist klar, jedoch bemerken wie gesagt bei weitem nicht alle Männer etwas davon, da die Umstellung über Jahrzehnte hinweg verläuft. Nur wenn nachweislich ein deutlicher Hormonmangel besteht, sollte über eine Behandlung mit Hormonpräparaten nachgedacht werden.

Auch potenzsteigernde Mittel sollten Betroffene nur nach ärztlicher Rücksprache und unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Denn hier können ernste Nebenwirkungen vor allem fürs Herz-Kreislauf-System auftreten.

Die Wechseljahre: Wie sie bei der Frau anschlagen und was dagegen zu tun ist - unsere Themenseite gibt Infos.

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FOCUS Magazin | Nr. 36 (2007)

Der Schritt über die Mittellinie

Freitag, 13.10.2017 | 12:46

Männer um die 50 sind körperlich meist topfit und stehen am Höhepunkt ihrer Karriere. Trotzdem ziehen sie ernsthaft Bilanz, denn sie wollen ein neues Lebensgefühl definieren. Zweifel und heftige Emotionen begleiten den oft schwierigen Prozess

Das Leben ist doch fantastisch für Männer um die 50. Die härtesten Kämpfe um die Karriere sind ausgestanden, der Kontoauszug weist ein verlässliches Polster aus, und die Familie funktioniert prächtig. Die Kinder rufen an, wenn sie Rat oder Geld brauchen, und freuen sich auf gemeinsame Grillabende. Die Ehefrau meckert kaum noch. Sogar die nassen Handtücher, die tagelang in der Sporttasche aneinanderkleben, stopft sie inzwischen kommentarlos in die Waschmaschine. Am Morgen, nach einem sorgenfreien Schlaf, zeigt der Badezimmerspiegel einen kernigen und selbstbewussten Typen. Nun ja, vielleicht graben sich ein paar Falten in die Stirn, und am Bauch verdeckt eine kleine Fettschicht die einst prächtigen Muskelstränge. Aber sonst? Alles bestens. Schließlich sind die Frauen, denen man aus dem Sportwagen heraus nachschaut, noch immer 25. Und an richtig guten Tagen schmerzt nicht einmal das Knie.

Männer in ihren besten Jahren – trotzdem kann diese Lebensphase irgendwie bitter schmecken. Sie kann sich anfühlen wie edle Schokolade, die zart auf der Zunge schmilzt, und plötzlich beißt man auf eine ranzige Nuss. „Ich habe so viele Männer gesehen, die hat der 50. Geburtstag total aus der Bahn geworfen“, erzählt der Münchner Unternehmer Stephan Goetz, seit wenigen Tagen 51. Auch der Hamburger Architekt Holger Reiners kennt Männer, die „extrem panisch“ reagieren, wenn das entscheidende Datum näher rückt und Freunde schulterklopfend trösten, dass man immer nur so alt sei, wie man sich fühle. „Viele leiden wie Hunde, sie würden aber niemals darüber reden“, weiß Reiners, der mit seinen 58 Jahren das Drama inzwischen mit distanzierter Gelassenheit betrachtet.

Die berühmte Midlife-Crisis? „Zwischen Mitte 40 und Ende 50 durchschreitet jeder Mann eine mehr oder weniger heftige Krise, manche geben es nur nicht zu“, weiß die Münchner Psychologin Anna Schoch, die Anfang der 90er-Jahre als erste Wissenschaftlerin in Deutschland über das männliche Befinden in diesem Alter geforscht hat. „Viele ziehen zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft Bilanz.“ Sie wägen das Soll und Haben ab, erinnern sich an ihre Träume und stellen sich selbst und ihre Umwelt in Frage. Um die 50 testen Männer die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, sie bemessen ihre Chancen im Beruf und suchen noch einmal nach Abenteuern in der Liebe – und immer wieder berechnen sie die Zeit, die übrig bleibt, wenn die Mittellinie unverkennbar überschritten ist.

In Deutschland leben 5,8 Millionen 45- bis 55-Jährige. In diesem Alter fühlen sich viele Männer im Zenit ihres Lebens. Das Gehirn erbringt Höchstleistungen. Zwar erlernt es Neues wie eine Sprache oder ein Musikinstrument wesentlich langsamer und mühsamer als früher, aber das angesammelte Wissen und die reichen Erfahrungen erleichtern Entscheidungen. Der Körper erscheint fit, jugendlich und intakt – auch wenn nach stressigen Tagen der Rücken schmerzt.

Männer um die 50 beherrschen die Schaltstellen, die es in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur zu besetzen gibt. Sie gelten als die Hauptadressaten in der Welt des Luxus. Wer sonst sollte einen Aston Martin DB9 für 220000 Euro kaufen, eine IWC Grande Complication für 160000 Euro oder einen Anzug von Brioni, der mehr als 3000 Euro kostet?

 Passende Geschenkideen zum 50. Geburtstag finden Sie hierVielleicht bleiben noch 20 aktive Sommer. Das ist der Satz, der wie ein Mantra in den Köpfen der Kerle um die 50 rumort. Er klingt wie eine Drohung, wie die Ankündigung zum letzten Akt. Bei vielen ruft er Nervosität, Beklemmung, Frust, sogar Angst und Depressionen hervor.Ist alles möglich? Oder alles vorbei? Zwischen diesen Extremen schwanken Männer in ihren kraftvollen, aber dennoch kritischen Jahren – und viele wussten bis dato gar nicht, dass sie überhaupt zu derartigen Gefühlsanwandlungen neigen. Psychologin Schoch erklärt den männlichen Blues so: „Die Lebensmitte wiegt ähnlich schwer wie die Pubertät, und sie ist mit ebenso heftigen Emotionen verbunden.“ In diesem entscheidenden Lebensabschnitt gelte es, seine Perspektiven, Ziele und Werte neu zu definieren. „Wer das nicht schafft, rutscht in einen trostlosen Zustand“, glaubt Schoch. „Der Körper kann topfit sein, psychologisch gesehen lebt so ein Mann als Greis.“

In einer Phase, die Experten diplomatisch als Orientierungsphase bezeichnen, stürzen sich viele Männer in seltsam, gar bizarr anmutende Abenteuer. Plötzlich cruisen gesetzte, grauhaarige Herren, die ihren Mercedes grundsätzlich mit die Wirbelsäule entlastenden Sitzen bestellen, auf Harleys durch Mecklenburg-Vorpommern. Andere jagen Bären im Ural, strampeln mit dem Fahrrad nach Pakistan, rudern im Einer über den Atlantik oder gründen Rockbands.

Der Münchner Unternehmer Stephan Goetz hat ein Buch über das Phänomen geschrieben. An der Schwelle der eigenen biografischen Zäsur saß Goetz nächtelang zu Hause am Schreibtisch – zwischen den Lippen eine Havanna, auf dem Schreibtisch eine Flasche Rotwein und einen Stapel Papier. Er räsonierte über das Lebensgefühl seiner Generation. „Ich hatte einen Bekannten, der mit 50 Jahren alles über Bord warf: Job, Familie, Freunde“, erzählt Goetz, der die Auswirkungen des Dramas „mit Schrecken“ beobachtete. „Mir kam das vor wie heftiges Aquaplaning.“ Man rutsche in eine Sinnkrise und versuche gegenzusteuern, um die Kontrolle über das Leben zurückzugewinnen, aber „nichts greift“. „Kompletter Haftungsverlust auf gerader Strecke“, diag-nostiziert der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Töchtern.

Im Prolog seines Ende August erschienenen Romans, der nun auch „Aquaplaning“ heißt, beschreibt Goetz ein Gespräch zwischen sich und einem Freund. Beide Männer – damals noch Ende 40 – sitzen auf einer Terrasse mit Blick übers blaue Mittelmeer und philosophieren über das irdische Dasein. „Die letzten Sommer“, lamentiert der Freund, „dann kommen 1000 Probleme, Schluss mit lustig.“Nur noch Probleme? Im realen Leben wagte Uwe Birk, Personalberater aus Bremen, den „Befreiungsschlag“. Im Jahr 2005, kurz vor seinem 50. Geburtstag, packte Birk zwei Koffer in sein Auto und riskierte „den radikalen Schnitt“. Er verließ seine Frau, die ihn „zutiefst enttäuscht“ hatte, sowie den liebevoll restaurierten Bauernhof bei Magdeburg. Hunde, Freunde und die samstäglichen Partys, Luxus, Gewohnheiten und Routine – alles ließ der Entschlossene hinter sich. In Bremen, wo er „eher zufällig“ landete, mietete er sich in einer kleinen Pension ein. Hier im Norden begann das Jetzt. Sein neues Leben.

Schnell und sinnentleert, „wie Jet-Fliegen um den Kirchturm herum“ – so habe sich seine Vergangenheit angefühlt, vergleicht Birk. Heute sei er bei sich „angekommen“ und habe eine „gewisse Leichtigkeit“ gewonnen, schwärmt der 52-Jährige, inzwischen Gesellschafter der Firma smc Personalberatung und mit neuer Freundin in zwei getrennten Wohnungen lebend. „Jeder Mensch bekommt jeden Tag die Option, noch einmal ganz von vorn anzufangen.“ Dieser Satz, der für risikoscheue Menschen wie eine Bedrohung klingen mag, hat der gebürtige Leipziger zu seinem Credo erkoren.

Wer so einen Bruch meistert, gewinnt Stärke und Gelassenheit. „Aber die meisten Männer werden von den Umwälzungen der Lebensmitte überrascht“, glaubt der Schweizer Psychologe Dieter Wartenweiler. „Theoretisch“ wisse zwar jeder Bescheid, „aber auf das wirkliche Erleben“ könne sich keiner vorbereiten. Bei Wartenweiler, Jahrgang 1945, lösten Nierenkoliken die körperlich-seelische Krise aus: „Nun beginnt der Lebensherbst. Nun bin ich nicht mehr bei den ewig Tüchtigen, die pausenlos arbeiten können, sondern gehöre zu jenen, welche die Grenzen der eigenen Kräfte erfahren haben.“Ohne Zweifel, das Gefühl von Verlust schmerzt. Aber Verlust kann auch Gewinn bedeuten.Neben dem Alter, das allein die Jahre summiert, verfügt jeder Mensch auch über ein psychologisches Alter, das sich mit mathe-matisch-statistischen Methoden ermitteln lässt. „Eine hohe Lebensqualität stellt sich dann ein, wenn diese beiden Alter kongruent sind“, sagt Psychologin Schoch. In jungen Jahren strebten Männer nach Karriere, sie gründeten eine Familie, bauten ein Haus und schufen eine möglichst solide materielle Basis. Das Denken orientiere sich automatisch an der Zukunft, weil sich Aufgaben und Ziele regelrecht auftürmten.

Irgendwann endet der Aufbaustress – was dann? Falls auf der Visitenkarte jetzt noch immer nicht der lang ersehnte Titel prangt, geht die Position wohl irgendwann an einen jüngeren Kollegen. In der Garage am Reihenhaus parkt ein Opel Meriva? Ohne Lottogewinn wird der Traum vom Porsche vermutlich einer bleiben. „Wer an diesem Punkt der Wahrheit angelangt ist, sollte sich mit der Sinnfrage auseinandersetzen“, empfiehlt Expertin Schoch. „Er muss sich Zielen widmen, die über Oberflächliches und Vordergründiges hinausweisen.“

Über den Sinn des Lebens hat der heute 46-jährige Benno Neumüller bereits in einem Alter gegrübelt, in dem viele andere Männer noch um die Karriere ringen. Neumüller, preisgekrönter Sportreporter, leitete bereits als 35-Jähriger die Redaktion der ARD-„Sportschau“ in Köln und konzipierte Sendungen bei RTL und Premiere. Mit Frau und zwei Kindern wohnte er im eigenen Haus in der Nähe von München. Schnelle Karriere und persönliches Glück – das ideale Leben. So glaubte er, bis Zweifel aufkamen. Bin ich wirklich glücklich? Lebe ich so, wie ich es mir immer gewünscht habe?

Das Finden von Antworten dauerte „ein paar Jahre“, aber dann folgten schnelle Entschlüsse. Vor wenigen Monaten gründete Neumüller die Firma Contenthouse, die Konzepte entwickelt und Formate für Fernsehsender und Internet-Portale produziert. Er trennte sich von seiner Familie und wohnt nun mit seiner brasilianischen Freundin, seiner „großen Liebe“, in München. „Ich wollte einfach nicht mehr fremdbestimmt leben“, sagt Neumüller, der sich heute „so glücklich fühlt wie noch nie“.

Der Schweizer Psychologe C. G. Jung (1875 bis 1961) formulierte bereits 1930, dass der Mensch in der Lebensmitte – auf dem Höhepunkt seines Bewusstseins – zu einer „Umbewertung aller Werte“ gelangen müsse. Als Aufgabe postulierte Jung, von einer expansiven Lebenshaltung zu mehr Zurückgezogenheit und Innerlichkeit zu finden. Gelinge dies nicht, stagniere die Entwicklung, und der Mensch sehe einem langweiligen und traurigen Alter entgegen.„Die Wesentlichkeitsfrage stellen“ – so bezeichnet der Münchner Stephan Goetz den Auftrag. Er setzt sich „intensiv mit Tod und Vergänglichkeit auseinander“, praktiziert jeden Morgen Yoga und übt sich in Meditation. Aber er trainiert auch Tennis, als wolle er Roger Federer von Platz eins der Weltrangliste verjagen, und mit seiner Firma konkurriert Goetz im internationalen Finanz-Poker. „Für mich sind das keine Widersprüche. Ich liebe Grenzerfahrungen“, sagt Goetz. Seine Werte habe er seit Überschreiten der Mittellinie „nicht neu definiert, aber stärker postuliert“.Die Suche nach dem Wesentlichen beschäftigt auch den Hamburger Holger Reiners. Der in erster Ehe verheiratete Vater von zwei Kindern (zehn und 13 Jahre alt) schreibt Fachbücher über Depression und Architektur und hat seine Haltung „vom Ich zum Wir“ verlagert. An seinem 50. Geburtstag fällte Reiners zwei Entscheidungen: Er verkaufte seine Sammlung von fast zwei Dutzend wertvollen Armbanduhren, weil er nicht ständig an die vergehende Zeit erinnert werden wollte. Und er gründete eine Stiftung, die seinen Namen trägt und Architektur und Wissenschaft fördert. „Geben, ohne Gegenleistung zu erwarten – das ist eine wundervolle Erfahrung“, schwärmt der Mäzen.Reife Männer profitierten von einem neuen Lebensgefühl, denn sie empfinden eine größere Freiheit von Zwängen sowie mehr Eigenständigkeit und Selbstvertrauen, hat Psychologin Schoch erforscht. „Freude, Genuss und persönliches Wohlbefinden – dies sind Kategorien, die Männer in der Lebensmitte häufig bewusst entdecken“, glaubt sie. Viele seien erst jetzt in der Lage, dem Leben bewusst Glück und Freude abzugewinnen.

Eine „Gefühlstransformation“ durchschreite der Mann um die 50, behaupten italienische Forscher. Das Psychologische Institut Rom hat im Jahr 2000 in einer Untersuchung herausgefunden, dass Männer dieser Altersklasse häufig zu schwärmerischer Verliebtheit neigten, die sonst nur Teenagern zugestanden werde. Verantwortlich dafür sei „eine Laune der Natur“, erklären die Italiener. Erst in der Lebensmitte, wenn der Testosteronspiegel allmählich absinkt (siehe Kasten S. 109), ließen Männer tiefere Gefühle zu. Plötzlich verspürten sie Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme und Nähe – also nach allem, was Frauen schon immer wollen, von jüngeren Partnern aber selten bekommen. Gleichzeitig giere der Mann nach Leben und Abenteuer. Er wolle sich beweisen, dass er noch immer der tolle Typ und unwiderstehliche Verführer sei – „ein letztes großes Aufbäumen“, lästert Architekt Reiners. Diese – aus weiblicher Sicht – widersprüchlichen Wünsche zwischen Jagen- und Kuscheln-Wollen schüfen dann den Schwerverliebten mit den grauen Schläfen.

Und der präsentiert seinen Freunden häufig eine junge, hübsche Frau. Mit 51 heiratete Komiker Otto Waalkes die süße Schauspielerin Eva Hassmann, damals 27. Schauspieler Dominique Horwitz, 50, verließ nach 22 Jahren seine Ehefrau, um für Anna, 36, frei zu sein. Auch der biedere Talk-Master Hans Meiser ordnete sein Leben neu, als er 54 war. Er trennte sich von der 44 Jahre alten Ehefrau und zog zur Freundin, noch einmal zehn Jahre jünger als die Ex. Schauspieler Sky du Mont gründete im Alter von 53 Jahren mit der Studentin Mirja, damals 25, eine Familie. „Darf ich der Vater Ihrer Kinder werden?“, soll Hollywood-Star Michael Douglas, heute 62, bei der ersten Begegnung mit der 25 Jahre jüngeren Cathe-rine Zeta-Jones gefragt haben. Er sieht ziemlich glücklich aus in seiner neuen Rolle.„Der Klassiker“, kommentiert Psychologin Schoch. „Viele Männer glauben, sie könnten ihre Probleme lösen, indem sie ihre Frau austauschen.“ Die größere Herausforderung bedeute es, die schwierige Phase als Paar gemeinsam zu meistern. Eine neue Liebe lasse den Mann Zeit gewinnen, sodass er die Auseinandersetzung mit sich selbst verschieben könne, analysiert Psychologe Wartenweiler.Die meisten Männer jedoch genießen das Glück, das eine neue, vielleicht jüngere Frau bei ihnen auszulösen vermag: Der Alltag gelingt mit einer längst vergessenen Leichtigkeit. Das Leben fühlt sich unbeschwert, spannend und aufregend an.

„Kurz vor der Rente“ erfülle sich sein Kinderwunsch doch noch, freut sich Peter Lukassen, 51 Jahre alter Rechtsanwalt aus Goch in Nordrhein-Westfalen. Er wartet täglich darauf, dass sein Baby zur Welt kommt. Seine Frau Nicole ist Kundenberaterin bei einer Bank und 21 Jahre jünger als er. „Es ist schön, so eine junge Frau zu haben“, glaubt Lukassen. Sein Leben erfahre „eine neue Dynamik“, denn seine Gefährtin vergleiche ihn mit ihren jungen Freunden. „Für mich bedeutet das eine Verpflichtung, mich fit zu halten“, sagt Lukassen. „Ich gehe regelmäßig joggen.“

„Männer haben Angst vor schlechten Nachrichten, deshalb leiden sie unter einer Arztphobie“, weiß Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, weltweit der einzige Lehrstuhl dieser Art. Nur jeder fünfte Mann nutze Vorsorgeuntersuchungen. „Sie kommen immer erst, wenn es nicht mehr geht.“Und dann sitzen die Patienten im Behandlungszimmer und klagen über Müdigkeit, Schweißausbrüche, Antriebsschwäche, Überlastung. „Was sie häufig meinen, aber nicht sagen: Sie leiden unter Erektionsstörungen“, erzählt der 40-jährige Urologe. Zwischen 40 und 50 Jahren leide jeder dritte Mann an „mäßigen Potenzstörungen“, weiß der Mediziner. Im folgenden Jahrzehnt habe sich die Zahl verdoppelt, zwölf Prozent versagten dann völlig.Wer keine Lust mehr hat, schweigt: Mit ihrem besten Freund diskutieren Männer über den Job, über Autos, Fußball und Frauen, aber niemals würden sie ihre Probleme im Bett ansprechen. „Versagen empfinden Männer als persönliche Beleidigung“, weiß Sommer.

In seinem Ende September erscheinenden Buch „Steh Deinen Mann“ formuliert Sommer zehn Gebote, die Männer sowohl tags-über als auch nachts fit halten sollen: Neben bekannten Ratschlägen wie gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf und regelmäßiger Sport empfiehlt Sommer „drei oder mehr Orgasmen in der Woche“. „Dadurch steigt der Testosteronspiegel, Muskeln bauen sich auf und das Fett ab. Die Lust am Sex nimmt zu.“

Wenn Frank Bascombe, 55 Jahre alt, Immobilienmakler mit Beziehungsproblemen und Prostatakrebs, nachts nicht schlafen kann, erinnert er sich an die Namen der Frauen, mit denen er geschlafen hat. Oder er überarbeitet die Liste seiner Sargträger. Frank Bas-combe heißt der Held im Roman „Die Lage des Landes“, dem neuesten Werk des amerikanischen Starautors Richard Ford. Mit Mitte 50 bewege man sich gemächlicher und irre sich häufiger, erklärt dieser Mann seiner Tochter. Beides mache ihm nichts aus. „Mit den Herausforderungen der Welt“ gehe man nicht besser um, „nur langsamer“. Er mag das neue Lebensgefühl, sagt Bascombe. „Es ist irgendwie offen.“

Offenheit, Neugier und die Fähigkeit, Wünsche formulieren zu können – „diese Begabung muss man sich unbedingt erhalten“, mahnt der Hamburger Holger Reiners, denn wer keine Wünsche mehr habe, könne nicht glücklich sein. „Unser Leben bekommt doch nur deshalb Sinn, weil wir ihm mit unseren Wünschen und Zielen einen geben wollen.“„Themen, die mich begeistern“, so nennt der Architekt und Unternehmensberater seine persönlichen Wünsche. „Ich habe das Gefühl, dass noch etwas Besonderes kommen wird“, sagt er. Er freue sich darauf, sagt er. Und er sei neugierig, was das wohl sein wird.

Wer bin ich, wo stehe ich?

Die Psychologin Anna Schoch hat für FOCUS einen Test entwickelt, der fünf verschiedene Lebensbereiche erfasst. Der Test gibt Männern im mittleren Lebensalter – und natürlich auch Frauen – Antworten darauf, wo sie im Leben stehen.www.focus.de/maennerpsyche

Entschlossen zum Befreiungsschlag

Uwe Birk, 52, hat vor zwei Jahren ein neues Leben begonnen.Der gebürtige Leipzigerentschloss sich zum „radikalen Schnitt“. Er verließ Frau, Haus, Job und seine Heimat und fing in Bremen noch einmal von vorn an.Eine neue Leichtigkeit habe er gewonnen, sagt der Personalberater. Er sei bei sich „angekommen“.Jeder Mensch habedie Option, neu anzufangen, glaubt Birk. Dieser Satz ist sein Lebensmotto.

Der lange Weg zum Glück

Benno Neumüller, 46, lebt als Unternehmer in München.Mit Anfang 40hatte er das Gefühl, im Hamsterrad zu rennen. Er wollte „nicht mehr fremdbestimmt leben“, entschied der ehemalige Sportreporter.Was ihn glücklich macht, muss jeder Mensch für sich selbst entdecken. Neumüller brauchte einige Jahre, um Glück definieren zu können.

Die Suche nach dem Wesentlichen

Stephan Goetz, 51, zeigt sich offen für spirituelle Erlebnisse.An die Magie einer Zahl glaube er zwar nicht, sagt der Unternehmer. Aber der 50. Geburtstag bedeute eine „deutliche biografische Zäsur“.Das Denken richte sich plötzlich nicht mehr nur in die Zukunft. „Sobald die Mittellinie überschritten ist, muss man sich fragen, was man noch erreichen kann“, weiß er.

Die Verantwortung beginnt mit 50

Ernst-Moritz Krossa, 52, lebt mit Familie in Berlin.

Wie viele „gute Sommer“bleiben noch?, rechnet Ernst-Moritz Krossa manchmal. Die Zeit wolle er „intensiv genießen und vernünftig nutzen“, hat sich der Rechtsanwalt aus Berlin vorgenommen.Sohn Max ist fast ein Jahralt. Er sei genau im richtigen Alter Vater geworden, findet Krossa, der bereits zwei Ehen hinter sich hat. Vorher hätte er ein Kind „gar nicht so genießen können“.

Junge Frauen, Abenteuer, Sonnenbräune

Für Prominente – mit Ausnahme der englischen Königin – gilt folgende Regel: Berühmtheiten sollen schön, jugendlich und gesund aussehen, und sie müssen zeigen, dass sie Spaß am Leben haben. Bei ihren Versuchen, das Alter zu kaschieren, schaut ihnen die ganze Welt zu.

Der Spaß hört nie aufDieter Bohlen, 53, wird zwar auch älter, aber seine Freundinnen bleiben immer Anfang 20. Die aktuelle Eroberung – wie üblich dunkelhaarig – heißt CarinaZum Warten geborenPrinz Charles, ergraut und 58, hat seine Karriere noch immer nicht begonnen. Seine Mutter, Queen Elizabeth II, regiert ihre englischen Untertanen lieber selbstDie Schöne und der LustigeMit 51 führte Komiker Otto Waalkes die blonde Schauspielerin Eva Hassmann, damals 27, zum Traualtar. Sie sei die einzige Frau, die ihn zum Lachen bringe, kommentierte Otto. Gerüchte über Ehekrisen dementiert der heute 59-Jährige standhaftEin bisschen müdeMit 52 Jahren kämpfte Schauspieler Bruce Willis in „Stirb langsam IV“. Vom Dreh der Actionszenen habe er sich langsamer erholt als vor 20 Jahren bei Teil I, gab er zuLebensgefühl Hollywood

Seit 2000 ist Michael Douglas, inzwischen 62, mit Catherine Zeta-Jones verheiratet. Sein faltenloses Gesicht verdankt er Chirurgen, nicht seiner 25 Jahre jüngeren Frau

Bayer mit FernwehSerien-Mime Wolfgang Fierek, 56, liebt das Gefühl von Abenteuer und Freiheit. Mit seiner Harley-Davidson durchquerte er AmerikaBitte, keine Party!Harald Schmidt wurde am 18. August 50 Jahre alt. Die ARD feierte ihn mit einer Fernsehgala – der Jubilar fands nicht lustig. Er boykottierte die Show

Ein neuer Aufbruch in die Zukunft

Peter Lukassen, 51, ist promovierter Rechtsanwalt.„Plötzlich steht die Fünf davor, und jeder spricht dich darauf an – ein komisches Gefühl“, gibt Peter Lukassen zu. Seinen Geburtstag beging er mit einem Frühschoppen mit Live-Musik, „bloß keine spießige Party“.„Kurz vor der Rente“wird Lukassen Vater. Der51-Jährige war bereits einmal verheiratet. Er sagt, er habe nicht mehr daran geglaubt, dass sich sein Kinderwunsch erfüllen werde.

Eine Frage der Haltung

Holger Reiners, 58, arbeitet als Architekt, Berater, Autor.Jedes Alter hat eigene Toleranzgrenzen. Junge Männer dürften Extravaganz und Extrovertiertheit pflegen und ihre Erfolge zeigen. „Ab 50 müssen wir auf-passen, dass wir uns nicht lächerlich machen“, warnt Reiners.Neues Erleben, so heißt Reiners Devise. Wer keine Wünsche mehr habe, empfinde Überdruss und Ziellosigkeit. „Und dann vergammeln viele Männer auch äußerlich.“

Wie deutsche Männer der Alterklasse von 45 bis 55 leben (2005):

verheiratet: 4,31 Mio.ledig: 811000geschieden/verwitwet: 678000Eheschließung: 42707davon zum wiederholten Mal: 30288Scheidung: 54523Vater sind: 3,2 Mio.Vater werden: 22108erwerbstätig: 4,81 Mio.davon Angestellte: 1,9 Mio.Arbeiter: 1,7 Mio.Selbstständige: 801000Beamte: 409000Durchschnittsverdienst netto monatl.: 1863 EuroLebenserwartung: 73,5 Jahre

Das Leben gewinnt eine neue Qualität

Ab Mitte 40 korrigieren viele Männer ihre Werte und Ziele.Erreichen einer neuen Lebenseinstellung, in ProzentZunahme von Glück, in ProzentNavigation Wer es schafft, seine Position neu zu bestimmen, erreicht ab Mitte 50 eine größere Zufriedenheit
Was wie verlieren und gewinnenDas mittlere Lebensalter korreliert mit positiven und negativen Veränderungen.Beruflicher Aufstieg, in ProzentMangel an beruflichen Perspektiven, in ProzentDas Gefühl, mehr Abstand und Gelassenheit zu haben, in ProzentVerlust der Unbeschwertheit, in ProzentFreiheit von Zwängen, in ProzentNeue Perspektiven – Die Karrierechancen verringern sich mit zunehmendem Alter, dafür wächst das Gefühl von Unabhängigkeit_____

Quelle: Statistisches Bundesamt

Das Leben ist doch fantastisch für Männer um die 50. Die härtesten Kämpfe um die Karriere sind ausgestanden, der Kontoauszug weist ein verlässliches Polster aus, und die Familie funktioniert prächtig. Die Kinder rufen an, wenn sie Rat oder Geld brauchen, und freuen sich auf gemeinsame Grillabende. Die Ehefrau meckert kaum noch. Sogar die nassen Handtücher, die tagelang in der Sporttasche aneinanderkleben, stopft sie inzwischen kommentarlos in die Waschmaschine. Am Morgen, nach einem sorgenfreien Schlaf, zeigt der Badezimmerspiegel einen kernigen und selbstbewussten Typen. Nun ja, vielleicht graben sich ein paar Falten in die Stirn, und am Bauch verdeckt eine kleine Fettschicht die einst prächtigen Muskelstränge. Aber sonst? Alles bestens. Schließlich sind die Frauen, denen man aus dem Sportwagen heraus nachschaut, noch immer 25. Und an richtig guten Tagen schmerzt nicht einmal das Knie.

Männer in ihren besten Jahren – trotzdem kann diese Lebensphase irgendwie bitter schmecken. Sie kann sich anfühlen wie edle Schokolade, die zart auf der Zunge schmilzt, und plötzlich beißt man auf eine ranzige Nuss. „Ich habe so viele Männer gesehen, die hat der 50. Geburtstag total aus der Bahn geworfen“, erzählt der Münchner Unternehmer Stephan Goetz, seit wenigen Tagen 51. Auch der Hamburger Architekt Holger Reiners kennt Männer, die „extrem panisch“ reagieren, wenn das entscheidende Datum näher rückt und Freunde schulterklopfend trösten, dass man immer nur so alt sei, wie man sich fühle. „Viele leiden wie Hunde, sie würden aber niemals darüber reden“, weiß Reiners, der mit seinen 58 Jahren das Drama inzwischen mit distanzierter Gelassenheit betrachtet.

Die berühmte Midlife-Crisis? „Zwischen Mitte 40 und Ende 50 durchschreitet jeder Mann eine mehr oder weniger heftige Krise, manche geben es nur nicht zu“, weiß die Münchner Psychologin Anna Schoch, die Anfang der 90er-Jahre als erste Wissenschaftlerin in Deutschland über das männliche Befinden in diesem Alter geforscht hat. „Viele ziehen zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft Bilanz.“ Sie wägen das Soll und Haben ab, erinnern sich an ihre Träume und stellen sich selbst und ihre Umwelt in Frage. Um die 50 testen Männer die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, sie bemessen ihre Chancen im Beruf und suchen noch einmal nach Abenteuern in der Liebe – und immer wieder berechnen sie die Zeit, die übrig bleibt, wenn die Mittellinie unverkennbar überschritten ist.

In Deutschland leben 5,8 Millionen 45- bis 55-Jährige. In diesem Alter fühlen sich viele Männer im Zenit ihres Lebens. Das Gehirn erbringt Höchstleistungen. Zwar erlernt es Neues wie eine Sprache oder ein Musikinstrument wesentlich langsamer und mühsamer als früher, aber das angesammelte Wissen und die reichen Erfahrungen erleichtern Entscheidungen. Der Körper erscheint fit, jugendlich und intakt – auch wenn nach stressigen Tagen der Rücken schmerzt.

Männer um die 50 beherrschen die Schaltstellen, die es in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur zu besetzen gibt. Sie gelten als die Hauptadressaten in der Welt des Luxus. Wer sonst sollte einen Aston Martin DB9 für 220000 Euro kaufen, eine IWC Grande Complication für 160000 Euro oder einen Anzug von Brioni, der mehr als 3000 Euro kostet?

 Passende Geschenkideen zum 50. Geburtstag finden Sie hierVielleicht bleiben noch 20 aktive Sommer. Das ist der Satz, der wie ein Mantra in den Köpfen der Kerle um die 50 rumort. Er klingt wie eine Drohung, wie die Ankündigung zum letzten Akt. Bei vielen ruft er Nervosität, Beklemmung, Frust, sogar Angst und Depressionen hervor.Ist alles möglich? Oder alles vorbei? Zwischen diesen Extremen schwanken Männer in ihren kraftvollen, aber dennoch kritischen Jahren – und viele wussten bis dato gar nicht, dass sie überhaupt zu derartigen Gefühlsanwandlungen neigen. Psychologin Schoch erklärt den männlichen Blues so: „Die Lebensmitte wiegt ähnlich schwer wie die Pubertät, und sie ist mit ebenso heftigen Emotionen verbunden.“ In diesem entscheidenden Lebensabschnitt gelte es, seine Perspektiven, Ziele und Werte neu zu definieren. „Wer das nicht schafft, rutscht in einen trostlosen Zustand“, glaubt Schoch. „Der Körper kann topfit sein, psychologisch gesehen lebt so ein Mann als Greis.“

In einer Phase, die Experten diplomatisch als Orientierungsphase bezeichnen, stürzen sich viele Männer in seltsam, gar bizarr anmutende Abenteuer. Plötzlich cruisen gesetzte, grauhaarige Herren, die ihren Mercedes grundsätzlich mit die Wirbelsäule entlastenden Sitzen bestellen, auf Harleys durch Mecklenburg-Vorpommern. Andere jagen Bären im Ural, strampeln mit dem Fahrrad nach Pakistan, rudern im Einer über den Atlantik oder gründen Rockbands.

Der Münchner Unternehmer Stephan Goetz hat ein Buch über das Phänomen geschrieben. An der Schwelle der eigenen biografischen Zäsur saß Goetz nächtelang zu Hause am Schreibtisch – zwischen den Lippen eine Havanna, auf dem Schreibtisch eine Flasche Rotwein und einen Stapel Papier. Er räsonierte über das Lebensgefühl seiner Generation. „Ich hatte einen Bekannten, der mit 50 Jahren alles über Bord warf: Job, Familie, Freunde“, erzählt Goetz, der die Auswirkungen des Dramas „mit Schrecken“ beobachtete. „Mir kam das vor wie heftiges Aquaplaning.“ Man rutsche in eine Sinnkrise und versuche gegenzusteuern, um die Kontrolle über das Leben zurückzugewinnen, aber „nichts greift“. „Kompletter Haftungsverlust auf gerader Strecke“, diag-nostiziert der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Töchtern.

Im Prolog seines Ende August erschienenen Romans, der nun auch „Aquaplaning“ heißt, beschreibt Goetz ein Gespräch zwischen sich und einem Freund. Beide Männer – damals noch Ende 40 – sitzen auf einer Terrasse mit Blick übers blaue Mittelmeer und philosophieren über das irdische Dasein. „Die letzten Sommer“, lamentiert der Freund, „dann kommen 1000 Probleme, Schluss mit lustig.“Nur noch Probleme? Im realen Leben wagte Uwe Birk, Personalberater aus Bremen, den „Befreiungsschlag“. Im Jahr 2005, kurz vor seinem 50. Geburtstag, packte Birk zwei Koffer in sein Auto und riskierte „den radikalen Schnitt“. Er verließ seine Frau, die ihn „zutiefst enttäuscht“ hatte, sowie den liebevoll restaurierten Bauernhof bei Magdeburg. Hunde, Freunde und die samstäglichen Partys, Luxus, Gewohnheiten und Routine – alles ließ der Entschlossene hinter sich. In Bremen, wo er „eher zufällig“ landete, mietete er sich in einer kleinen Pension ein. Hier im Norden begann das Jetzt. Sein neues Leben.

Schnell und sinnentleert, „wie Jet-Fliegen um den Kirchturm herum“ – so habe sich seine Vergangenheit angefühlt, vergleicht Birk. Heute sei er bei sich „angekommen“ und habe eine „gewisse Leichtigkeit“ gewonnen, schwärmt der 52-Jährige, inzwischen Gesellschafter der Firma smc Personalberatung und mit neuer Freundin in zwei getrennten Wohnungen lebend. „Jeder Mensch bekommt jeden Tag die Option, noch einmal ganz von vorn anzufangen.“ Dieser Satz, der für risikoscheue Menschen wie eine Bedrohung klingen mag, hat der gebürtige Leipziger zu seinem Credo erkoren.

Wer so einen Bruch meistert, gewinnt Stärke und Gelassenheit. „Aber die meisten Männer werden von den Umwälzungen der Lebensmitte überrascht“, glaubt der Schweizer Psychologe Dieter Wartenweiler. „Theoretisch“ wisse zwar jeder Bescheid, „aber auf das wirkliche Erleben“ könne sich keiner vorbereiten. Bei Wartenweiler, Jahrgang 1945, lösten Nierenkoliken die körperlich-seelische Krise aus: „Nun beginnt der Lebensherbst. Nun bin ich nicht mehr bei den ewig Tüchtigen, die pausenlos arbeiten können, sondern gehöre zu jenen, welche die Grenzen der eigenen Kräfte erfahren haben.“Ohne Zweifel, das Gefühl von Verlust schmerzt. Aber Verlust kann auch Gewinn bedeuten.Neben dem Alter, das allein die Jahre summiert, verfügt jeder Mensch auch über ein psychologisches Alter, das sich mit mathe-matisch-statistischen Methoden ermitteln lässt. „Eine hohe Lebensqualität stellt sich dann ein, wenn diese beiden Alter kongruent sind“, sagt Psychologin Schoch. In jungen Jahren strebten Männer nach Karriere, sie gründeten eine Familie, bauten ein Haus und schufen eine möglichst solide materielle Basis. Das Denken orientiere sich automatisch an der Zukunft, weil sich Aufgaben und Ziele regelrecht auftürmten.

Irgendwann endet der Aufbaustress – was dann? Falls auf der Visitenkarte jetzt noch immer nicht der lang ersehnte Titel prangt, geht die Position wohl irgendwann an einen jüngeren Kollegen. In der Garage am Reihenhaus parkt ein Opel Meriva? Ohne Lottogewinn wird der Traum vom Porsche vermutlich einer bleiben. „Wer an diesem Punkt der Wahrheit angelangt ist, sollte sich mit der Sinnfrage auseinandersetzen“, empfiehlt Expertin Schoch. „Er muss sich Zielen widmen, die über Oberflächliches und Vordergründiges hinausweisen.“

Über den Sinn des Lebens hat der heute 46-jährige Benno Neumüller bereits in einem Alter gegrübelt, in dem viele andere Männer noch um die Karriere ringen. Neumüller, preisgekrönter Sportreporter, leitete bereits als 35-Jähriger die Redaktion der ARD-„Sportschau“ in Köln und konzipierte Sendungen bei RTL und Premiere. Mit Frau und zwei Kindern wohnte er im eigenen Haus in der Nähe von München. Schnelle Karriere und persönliches Glück – das ideale Leben. So glaubte er, bis Zweifel aufkamen. Bin ich wirklich glücklich? Lebe ich so, wie ich es mir immer gewünscht habe?

Das Finden von Antworten dauerte „ein paar Jahre“, aber dann folgten schnelle Entschlüsse. Vor wenigen Monaten gründete Neumüller die Firma Contenthouse, die Konzepte entwickelt und Formate für Fernsehsender und Internet-Portale produziert. Er trennte sich von seiner Familie und wohnt nun mit seiner brasilianischen Freundin, seiner „großen Liebe“, in München. „Ich wollte einfach nicht mehr fremdbestimmt leben“, sagt Neumüller, der sich heute „so glücklich fühlt wie noch nie“.

Der Schweizer Psychologe C. G. Jung (1875 bis 1961) formulierte bereits 1930, dass der Mensch in der Lebensmitte – auf dem Höhepunkt seines Bewusstseins – zu einer „Umbewertung aller Werte“ gelangen müsse. Als Aufgabe postulierte Jung, von einer expansiven Lebenshaltung zu mehr Zurückgezogenheit und Innerlichkeit zu finden. Gelinge dies nicht, stagniere die Entwicklung, und der Mensch sehe einem langweiligen und traurigen Alter entgegen.„Die Wesentlichkeitsfrage stellen“ – so bezeichnet der Münchner Stephan Goetz den Auftrag. Er setzt sich „intensiv mit Tod und Vergänglichkeit auseinander“, praktiziert jeden Morgen Yoga und übt sich in Meditation. Aber er trainiert auch Tennis, als wolle er Roger Federer von Platz eins der Weltrangliste verjagen, und mit seiner Firma konkurriert Goetz im internationalen Finanz-Poker. „Für mich sind das keine Widersprüche. Ich liebe Grenzerfahrungen“, sagt Goetz. Seine Werte habe er seit Überschreiten der Mittellinie „nicht neu definiert, aber stärker postuliert“.Die Suche nach dem Wesentlichen beschäftigt auch den Hamburger Holger Reiners. Der in erster Ehe verheiratete Vater von zwei Kindern (zehn und 13 Jahre alt) schreibt Fachbücher über Depression und Architektur und hat seine Haltung „vom Ich zum Wir“ verlagert. An seinem 50. Geburtstag fällte Reiners zwei Entscheidungen: Er verkaufte seine Sammlung von fast zwei Dutzend wertvollen Armbanduhren, weil er nicht ständig an die vergehende Zeit erinnert werden wollte. Und er gründete eine Stiftung, die seinen Namen trägt und Architektur und Wissenschaft fördert. „Geben, ohne Gegenleistung zu erwarten – das ist eine wundervolle Erfahrung“, schwärmt der Mäzen.Reife Männer profitierten von einem neuen Lebensgefühl, denn sie empfinden eine größere Freiheit von Zwängen sowie mehr Eigenständigkeit und Selbstvertrauen, hat Psychologin Schoch erforscht. „Freude, Genuss und persönliches Wohlbefinden – dies sind Kategorien, die Männer in der Lebensmitte häufig bewusst entdecken“, glaubt sie. Viele seien erst jetzt in der Lage, dem Leben bewusst Glück und Freude abzugewinnen.

Eine „Gefühlstransformation“ durchschreite der Mann um die 50, behaupten italienische Forscher. Das Psychologische Institut Rom hat im Jahr 2000 in einer Untersuchung herausgefunden, dass Männer dieser Altersklasse häufig zu schwärmerischer Verliebtheit neigten, die sonst nur Teenagern zugestanden werde. Verantwortlich dafür sei „eine Laune der Natur“, erklären die Italiener. Erst in der Lebensmitte, wenn der Testosteronspiegel allmählich absinkt (siehe Kasten S. 109), ließen Männer tiefere Gefühle zu. Plötzlich verspürten sie Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme und Nähe – also nach allem, was Frauen schon immer wollen, von jüngeren Partnern aber selten bekommen. Gleichzeitig giere der Mann nach Leben und Abenteuer. Er wolle sich beweisen, dass er noch immer der tolle Typ und unwiderstehliche Verführer sei – „ein letztes großes Aufbäumen“, lästert Architekt Reiners. Diese – aus weiblicher Sicht – widersprüchlichen Wünsche zwischen Jagen- und Kuscheln-Wollen schüfen dann den Schwerverliebten mit den grauen Schläfen.

Und der präsentiert seinen Freunden häufig eine junge, hübsche Frau. Mit 51 heiratete Komiker Otto Waalkes die süße Schauspielerin Eva Hassmann, damals 27. Schauspieler Dominique Horwitz, 50, verließ nach 22 Jahren seine Ehefrau, um für Anna, 36, frei zu sein. Auch der biedere Talk-Master Hans Meiser ordnete sein Leben neu, als er 54 war. Er trennte sich von der 44 Jahre alten Ehefrau und zog zur Freundin, noch einmal zehn Jahre jünger als die Ex. Schauspieler Sky du Mont gründete im Alter von 53 Jahren mit der Studentin Mirja, damals 25, eine Familie. „Darf ich der Vater Ihrer Kinder werden?“, soll Hollywood-Star Michael Douglas, heute 62, bei der ersten Begegnung mit der 25 Jahre jüngeren Cathe-rine Zeta-Jones gefragt haben. Er sieht ziemlich glücklich aus in seiner neuen Rolle.„Der Klassiker“, kommentiert Psychologin Schoch. „Viele Männer glauben, sie könnten ihre Probleme lösen, indem sie ihre Frau austauschen.“ Die größere Herausforderung bedeute es, die schwierige Phase als Paar gemeinsam zu meistern. Eine neue Liebe lasse den Mann Zeit gewinnen, sodass er die Auseinandersetzung mit sich selbst verschieben könne, analysiert Psychologe Wartenweiler.Die meisten Männer jedoch genießen das Glück, das eine neue, vielleicht jüngere Frau bei ihnen auszulösen vermag: Der Alltag gelingt mit einer längst vergessenen Leichtigkeit. Das Leben fühlt sich unbeschwert, spannend und aufregend an.

„Kurz vor der Rente“ erfülle sich sein Kinderwunsch doch noch, freut sich Peter Lukassen, 51 Jahre alter Rechtsanwalt aus Goch in Nordrhein-Westfalen. Er wartet täglich darauf, dass sein Baby zur Welt kommt. Seine Frau Nicole ist Kundenberaterin bei einer Bank und 21 Jahre jünger als er. „Es ist schön, so eine junge Frau zu haben“, glaubt Lukassen. Sein Leben erfahre „eine neue Dynamik“, denn seine Gefährtin vergleiche ihn mit ihren jungen Freunden. „Für mich bedeutet das eine Verpflichtung, mich fit zu halten“, sagt Lukassen. „Ich gehe regelmäßig joggen.“

„Männer haben Angst vor schlechten Nachrichten, deshalb leiden sie unter einer Arztphobie“, weiß Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, weltweit der einzige Lehrstuhl dieser Art. Nur jeder fünfte Mann nutze Vorsorgeuntersuchungen. „Sie kommen immer erst, wenn es nicht mehr geht.“Und dann sitzen die Patienten im Behandlungszimmer und klagen über Müdigkeit, Schweißausbrüche, Antriebsschwäche, Überlastung. „Was sie häufig meinen, aber nicht sagen: Sie leiden unter Erektionsstörungen“, erzählt der 40-jährige Urologe. Zwischen 40 und 50 Jahren leide jeder dritte Mann an „mäßigen Potenzstörungen“, weiß der Mediziner. Im folgenden Jahrzehnt habe sich die Zahl verdoppelt, zwölf Prozent versagten dann völlig.Wer keine Lust mehr hat, schweigt: Mit ihrem besten Freund diskutieren Männer über den Job, über Autos, Fußball und Frauen, aber niemals würden sie ihre Probleme im Bett ansprechen. „Versagen empfinden Männer als persönliche Beleidigung“, weiß Sommer.

In seinem Ende September erscheinenden Buch „Steh Deinen Mann“ formuliert Sommer zehn Gebote, die Männer sowohl tags-über als auch nachts fit halten sollen: Neben bekannten Ratschlägen wie gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf und regelmäßiger Sport empfiehlt Sommer „drei oder mehr Orgasmen in der Woche“. „Dadurch steigt der Testosteronspiegel, Muskeln bauen sich auf und das Fett ab. Die Lust am Sex nimmt zu.“

Wenn Frank Bascombe, 55 Jahre alt, Immobilienmakler mit Beziehungsproblemen und Prostatakrebs, nachts nicht schlafen kann, erinnert er sich an die Namen der Frauen, mit denen er geschlafen hat. Oder er überarbeitet die Liste seiner Sargträger. Frank Bas-combe heißt der Held im Roman „Die Lage des Landes“, dem neuesten Werk des amerikanischen Starautors Richard Ford. Mit Mitte 50 bewege man sich gemächlicher und irre sich häufiger, erklärt dieser Mann seiner Tochter. Beides mache ihm nichts aus. „Mit den Herausforderungen der Welt“ gehe man nicht besser um, „nur langsamer“. Er mag das neue Lebensgefühl, sagt Bascombe. „Es ist irgendwie offen.“

Offenheit, Neugier und die Fähigkeit, Wünsche formulieren zu können – „diese Begabung muss man sich unbedingt erhalten“, mahnt der Hamburger Holger Reiners, denn wer keine Wünsche mehr habe, könne nicht glücklich sein. „Unser Leben bekommt doch nur deshalb Sinn, weil wir ihm mit unseren Wünschen und Zielen einen geben wollen.“„Themen, die mich begeistern“, so nennt der Architekt und Unternehmensberater seine persönlichen Wünsche. „Ich habe das Gefühl, dass noch etwas Besonderes kommen wird“, sagt er. Er freue sich darauf, sagt er. Und er sei neugierig, was das wohl sein wird.

Wer bin ich, wo stehe ich?

Die Psychologin Anna Schoch hat für FOCUS einen Test entwickelt, der fünf verschiedene Lebensbereiche erfasst. Der Test gibt Männern im mittleren Lebensalter – und natürlich auch Frauen – Antworten darauf, wo sie im Leben stehen.www.focus.de/maennerpsyche

Entschlossen zum Befreiungsschlag

Uwe Birk, 52, hat vor zwei Jahren ein neues Leben begonnen.Der gebürtige Leipzigerentschloss sich zum „radikalen Schnitt“. Er verließ Frau, Haus, Job und seine Heimat und fing in Bremen noch einmal von vorn an.Eine neue Leichtigkeit habe er gewonnen, sagt der Personalberater. Er sei bei sich „angekommen“.Jeder Mensch habedie Option, neu anzufangen, glaubt Birk. Dieser Satz ist sein Lebensmotto.

Der lange Weg zum Glück

Benno Neumüller, 46, lebt als Unternehmer in München.Mit Anfang 40hatte er das Gefühl, im Hamsterrad zu rennen. Er wollte „nicht mehr fremdbestimmt leben“, entschied der ehemalige Sportreporter.Was ihn glücklich macht, muss jeder Mensch für sich selbst entdecken. Neumüller brauchte einige Jahre, um Glück definieren zu können.

Die Suche nach dem Wesentlichen

Stephan Goetz, 51, zeigt sich offen für spirituelle Erlebnisse.An die Magie einer Zahl glaube er zwar nicht, sagt der Unternehmer. Aber der 50. Geburtstag bedeute eine „deutliche biografische Zäsur“.Das Denken richte sich plötzlich nicht mehr nur in die Zukunft. „Sobald die Mittellinie überschritten ist, muss man sich fragen, was man noch erreichen kann“, weiß er.

Die Verantwortung beginnt mit 50

Ernst-Moritz Krossa, 52, lebt mit Familie in Berlin.

Wie viele „gute Sommer“bleiben noch?, rechnet Ernst-Moritz Krossa manchmal. Die Zeit wolle er „intensiv genießen und vernünftig nutzen“, hat sich der Rechtsanwalt aus Berlin vorgenommen.Sohn Max ist fast ein Jahralt. Er sei genau im richtigen Alter Vater geworden, findet Krossa, der bereits zwei Ehen hinter sich hat. Vorher hätte er ein Kind „gar nicht so genießen können“.

Junge Frauen, Abenteuer, Sonnenbräune

Für Prominente – mit Ausnahme der englischen Königin – gilt folgende Regel: Berühmtheiten sollen schön, jugendlich und gesund aussehen, und sie müssen zeigen, dass sie Spaß am Leben haben. Bei ihren Versuchen, das Alter zu kaschieren, schaut ihnen die ganze Welt zu.

Der Spaß hört nie aufDieter Bohlen, 53, wird zwar auch älter, aber seine Freundinnen bleiben immer Anfang 20. Die aktuelle Eroberung – wie üblich dunkelhaarig – heißt CarinaZum Warten geborenPrinz Charles, ergraut und 58, hat seine Karriere noch immer nicht begonnen. Seine Mutter, Queen Elizabeth II, regiert ihre englischen Untertanen lieber selbstDie Schöne und der LustigeMit 51 führte Komiker Otto Waalkes die blonde Schauspielerin Eva Hassmann, damals 27, zum Traualtar. Sie sei die einzige Frau, die ihn zum Lachen bringe, kommentierte Otto. Gerüchte über Ehekrisen dementiert der heute 59-Jährige standhaftEin bisschen müdeMit 52 Jahren kämpfte Schauspieler Bruce Willis in „Stirb langsam IV“. Vom Dreh der Actionszenen habe er sich langsamer erholt als vor 20 Jahren bei Teil I, gab er zuLebensgefühl Hollywood

Seit 2000 ist Michael Douglas, inzwischen 62, mit Catherine Zeta-Jones verheiratet. Sein faltenloses Gesicht verdankt er Chirurgen, nicht seiner 25 Jahre jüngeren Frau

Bayer mit FernwehSerien-Mime Wolfgang Fierek, 56, liebt das Gefühl von Abenteuer und Freiheit. Mit seiner Harley-Davidson durchquerte er AmerikaBitte, keine Party!Harald Schmidt wurde am 18. August 50 Jahre alt. Die ARD feierte ihn mit einer Fernsehgala – der Jubilar fands nicht lustig. Er boykottierte die Show

Ein neuer Aufbruch in die Zukunft

Peter Lukassen, 51, ist promovierter Rechtsanwalt.„Plötzlich steht die Fünf davor, und jeder spricht dich darauf an – ein komisches Gefühl“, gibt Peter Lukassen zu. Seinen Geburtstag beging er mit einem Frühschoppen mit Live-Musik, „bloß keine spießige Party“.„Kurz vor der Rente“wird Lukassen Vater. Der51-Jährige war bereits einmal verheiratet. Er sagt, er habe nicht mehr daran geglaubt, dass sich sein Kinderwunsch erfüllen werde.

Eine Frage der Haltung

Holger Reiners, 58, arbeitet als Architekt, Berater, Autor.Jedes Alter hat eigene Toleranzgrenzen. Junge Männer dürften Extravaganz und Extrovertiertheit pflegen und ihre Erfolge zeigen. „Ab 50 müssen wir auf-passen, dass wir uns nicht lächerlich machen“, warnt Reiners.Neues Erleben, so heißt Reiners Devise. Wer keine Wünsche mehr habe, empfinde Überdruss und Ziellosigkeit. „Und dann vergammeln viele Männer auch äußerlich.“

Wie deutsche Männer der Alterklasse von 45 bis 55 leben (2005):

verheiratet: 4,31 Mio.ledig: 811000geschieden/verwitwet: 678000Eheschließung: 42707davon zum wiederholten Mal: 30288Scheidung: 54523Vater sind: 3,2 Mio.Vater werden: 22108erwerbstätig: 4,81 Mio.davon Angestellte: 1,9 Mio.Arbeiter: 1,7 Mio.Selbstständige: 801000Beamte: 409000Durchschnittsverdienst netto monatl.: 1863 EuroLebenserwartung: 73,5 Jahre

Das Leben gewinnt eine neue Qualität

Ab Mitte 40 korrigieren viele Männer ihre Werte und Ziele.Erreichen einer neuen Lebenseinstellung, in ProzentZunahme von Glück, in ProzentNavigation Wer es schafft, seine Position neu zu bestimmen, erreicht ab Mitte 50 eine größere Zufriedenheit
Was wie verlieren und gewinnenDas mittlere Lebensalter korreliert mit positiven und negativen Veränderungen.Beruflicher Aufstieg, in ProzentMangel an beruflichen Perspektiven, in ProzentDas Gefühl, mehr Abstand und Gelassenheit zu haben, in ProzentVerlust der Unbeschwertheit, in ProzentFreiheit von Zwängen, in ProzentNeue Perspektiven – Die Karrierechancen verringern sich mit zunehmendem Alter, dafür wächst das Gefühl von Unabhängigkeit_____

Quelle: Statistisches Bundesamt