Wann ist der Nationalfeiertag in Deutschland

Am 3. Oktober wird in Deutschland der Tag der Deutschen Einheit 2022 gefeiert - ein geschichtsträchtiges Datum. Was hat es mit diesem Datum auf sich? Wir erklären die Bedeutung.

Ist der Tag der Deutschen Einheit überall gesetzlicher Feiertag? Haben die Geschäfte offen? Auch diese Antwort gibt es hier.

Der Tag der Deutschen Einheit ist einer der neun gesetzlichen Feiertage, die in ganz Deutschand gelten. Er ist fest mit dem 3. Oktober verbunden und fällt damit natürlich in jedem Jahr auf dieses Datum.

Warum ist der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober?

Der Tag der deutschen Einheit erinnert an das "Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik Deutschland". Das war am 3. Oktober 1990. Vier Tage vor ihrem 41. Gründungstag hörte die DDR als souveräner Staat auf zu existieren und trat der Bundesrepublik Deutschland bei. In Berlin feierten Hunderttausende die Wiedervereinigung. „In freier Selbstbestimmung wollen wir die Einheit Deutschlands vollenden“, gelobte Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Ein geschichtlicher Rückblick:

  • Bereits am 17. Juni 1990 hatte die konservative DSU (Deutsche Soziale Union) in der Volkskammer in Ostberlin gefordert, die DDR möge mit dem heutigen Tag der Bundesrepublik beitreten. Die Emotionen schlugen hoch. Nur mit Mühe gelang es Ministerpräsident Lothar de Maizière, Zeit zu gewinnen.
  • Im Sommer 1990 spitzte sich die Lage in der DDR zu. Die Wirtschaft stand nach der Einführung der D-Mark vor dem Kollaps, gleichzeitig siedelten nach wie vor hunderttausende DDR-Bürger in den Westen über. Gerüchte machten die Runde, Stasi, Armee und Volkspolizei würden putschen.
  • Aus Furcht, das Land könne im Chaos versinken, trat der DDR-Ministerpräsident die Offensive an und schlug am 3. August im Alleingang vor, den Beitritt der DDR wie die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen auf den 14. Oktober vorzuziehen.
  • Delegationen beider deutscher Regierungen handelten dann den Einigungsvertrag aus. Parallel dazu liefen die Zwei-plus-vier-Verhandlungen zwischen den deutschen Staaten und den vier Siegermächten.
  • In einer dramatischen Sitzung einigten sich die Parteien in der Volkskammer dann auf den 3. Oktober als Beitrittsdatum - es war der erstmögliche nach dem Abschluss der Zwei-plus-vier-Gespräche.

Tag der Deutschen Einheit: Was war der 17. Juni für ein Feiertag?

Vor den Ereignissen des Jahres 1990 wurde der Tag der deutschen Einheit in Westdeutschland - mit kleinem "d" - am 17. Juni begangen. Die Menschen gedachten an diesem Tag dem blutig niedergeschlagenen Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953. (AZ)

Lesen Sie dazu auch

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Das Ringen um ein vereinigtes Deutschland. Seit dem Zerfall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahre 1806 dominierte eine Frage den politischen Diskurs in Deutschland und Europa: Eine klein- oder eine großdeutsche (mit Österreich) Lösung? Im Jahre 1871 wurde das Zweite Deutsche Reich gegründet und deren kleindeutsche Lösung schien die territoriale Frage beantwortet zu haben. Die Rivalität mit Frankreich, die beiden Weltkriege und das geteilte Deutschland führten jedoch immer wieder zu territorialen Streitigkeiten, die erst mit dem Tag der Deutschen Einheit ein Ende fanden.

Deutschland zwischen Monarchie, Diktatur und Demokratie

Seit Anfang des 19. Jahrhundert befand sich Deutschland in einem Spannungsfeld zwischen Einheit und Freiheit. Die Paulskirchenverfassung von 1849 versuchte diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen, scheiterte jedoch am Willen der Regierenden.

Im Jahre 1871 wurde die Einheit Deutschlands durch Otto von Bismarcks historische Leistung verwirklicht - ohne freiheitlichen Anspruch. Nach Ende des Ersten Weltkrieges vermochte es die Verfassung der Weimarer Republik die Elemente Freiheit und Einheit miteinander zu verbinden. Die politische Realität stand jedoch im kompletten Widerspruch zu den formalen und theoretischen Grundlagen der ersten deutschen Demokratie. Das Scheitern der Weimarer Republik war vor allem auch ein Scheitern jener Demokraten, die ihre Demokratie nicht verteidigten. Auch deshalb konnte Adolf Hitler die Macht „ergreifen“ und Deutschland zu einem Unrechtsstaat umfunktionieren. Die darauffolgende Schreckensherrschaft des Dritten Reiches wurde zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert. Der Zweite Weltkrieg kostete ca. 50 Millionen Menschen das Leben.

Als Folge des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland in zwei Staaten geteilt - die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Während in Westdeutschland Demokratie und Marktwirtschaft florierten, wurde im Osten die zweite Diktatur der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts im Zeichen des Sozialismus aufgebaut.

Die Teilung Deutschlands endete mit dem 3. Oktober 1990, der Einheit und Freiheit als eine politische Realität in Deutschland etablierte.

Warum nicht der 9. November?

Der 9. November ist ohne Zweifel der Schicksalstag der deutschen Geschichte, an dem sich zentrale Ereignisse des 20. Jahrhundert ereignet haben. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob diese Tatsache den 9. November zu einem besseren Nationalfeiertag macht als den 3. Oktober. Der Nationalfeiertag sollte primär ein Ereignis mit einer positiven Symbolwirkung darstellen, der die Menschen zusammenschweißt und sie mit Optimismus in die Zukunft schauen lässt. Der 9. November ist nicht zuletzt aufgrund des Hitler-Putsch (1923) und der Reichspogromnacht (1938) ein Datum, das mit negativen Konnotationen behaftet ist. Des Weiteren sollte der Nationalfeiertag eine klare Botschaft aussenden und dies ist beim 9. November aufgrund der Anzahl und der Charakteristika der Ereignisse nicht der Fall. Welche Botschaft würde den ein Nationalfeiertag am 9. November aussenden - Lehren aus dem Zusammenbruch der Weimarer Republik (Ausrufung der Republik; Hitler-Putsch), das zerstörerische Ausmaß der Judenverfolgung (Reichspogromacht) oder die friedliche Revolution des Deutschen Volkes (Fall der Berliner Mauer)?

Die Botschaft des 3. Oktober ist dagegen klar und eindeutig: Ein Sieg der Freiheit.

3. Oktober 1990 - Symbol eines neuen Friedenszeitalters in Europa

Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte beim Festakt zum „Tag der deutschen Einheit“: „Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen.“ Diese Worte sollten der Welt das Bild eines Deutschlands vermitteln, das sich in Zukunft als verlässlicher Partner der Internationalen Gemeinschaft zeigen wird. Deutschland verabschiedete sich von seinen territorialen Ansprüchen der Vergangenheit und ging den Weg Richtung Völkerverständigung. Der 3. Oktober ist eine Mahnung, die Geschichte nicht zu wiederholen.

Deshalb ist das Signal der deutschen Wiedervereinigung: Demokratie und Frieden für Europa!

Dieser Artikel präsentiert bewusst nur eine der zahlreichen, divergierenden Meinungen zu diesem kontroversen Thema. Sein Inhalt entspricht nicht zwingendermaßen der persönlichen Meinung seines Verfassers. Bitte sehen Sie hierzu Die Philosophie von Duel Amical.

This article convinced me.

Dass der 3.Oktober in Deutschland selbst kaum Respekt besitzt wurde 2004 klar, als der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder vorschlug, den Nationalfeiertag lieber am ersten Sonntag im Oktober zu feiern. Ein Feiertag weniger im Jahr um das Wirtschaftswachstum an zu kurbeln, so die Begründung. Ein Arbeitstag mehr im Jahr –das wurde selbstverständlich von der deutschen Bevölkerung entschieden abgelehnt.

So lässt der 3. Oktober die Menschen in Deutschland bis heute „kalt“. Vor Kanzleramt und Bundestag wird gefeiert – der Rest der Republik nimmt es zur Notiz. Vor den staatlichen Institutionen wird Schwarz-Rot-Gold gehisst – die Menschen gehen daran vorbei. Doch ein solcher Umgang mit dem nationalen Staatsfeiertag birgt Gefahren.

Das Nationalbewusstsein der Deutschen ist bis heute geschädigt. Nur allzu oft muss man als Deutscher im Ausland seine Nationalität verteidigen. Oder man versucht, sie gar ganz zu verschweigen. Denn selbst fast 3 Generationen nach Ende des 2. Weltkriegs, Nazideutschlands und des Versuchs der Vernichtung der Juden wird das gegenüber Nicht-Deutschen wahrgenommene Deutsch-sein vor allem mit Völkermord, preußisch-nazistischer Diktatur und Kriegsschuld assoziiert.
Doch war dies jahrzehntelang ein gerechter und notwendiger internationaler Mechanismus, so birgt es heute vielmehr die Gefahr, ein gesundes Nationalbewusstsein, wie es in vielen anderen Ländern gelebt wird (Großbritannien, Frankreich, USA, …) zu beeinträchtigen.

Der Deutsche, wie auch sein Staat, handelt in der Folge kleinlich. Er nimmt die Verantwortung, die er in der internationalen Gemeinschaft als deren Mitglied hat, nicht oder nur eingeschränkt wahr. So bei internationalen Problemthemen, Kriegseinsätzen der NATO oder Terrorismusabwehr und bei der deutsch-europäischen Führung Europas durch die Eurokrise. Können die Menschen in Deutschland auf das moderne deutsche System nicht stolz sein, dann können sie ihre Funktion als Mitglied und Partner Europas und der Welt nicht voll wahrnehmen.
In diesem Sinne ist ein ungefeierter Nationalfeiertag und damit ein Nationalstaat auf dessen Leistungen man nicht stolz sein kann ein Problem.

Der 9. November ist der richtige Tag

Aber warum der 9. November? Nun, zunächst einmal sind da die historischen Ereignisse: die doppelte Ausrufung der „sozialistischen“ und der „Republik Deutschland“ durch Scheidemann und Liebknecht 1918. Als Intermezzo der fehlgeschlagene Putschversuch Hitlers 1923 in München. Das große Judenpogrom Nazideutschlands 1938, welchem hunderte Synagogen und jüdische Geschäfte zum Opfer fielen und welches einen großen Schritt auf dem Weg zur Vernichtung von 6 Millionen europäischen Juden darstellte. Und schließlich der Fall der Berliner Mauer am Abend des 9. November, der in der Folge nicht nur zur deutschen Einheit sondern zum Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des Ost-West-Konflikts führte. Und was passierte am 3. Oktober 1990? Der Beitritt der DDR zum Bundesgebiet wurde rechtlich wirksam (war aber real schon längst abgeschlossen).

Dementsprechend würde eine größere öffentliche Anerkennung in Deutschland in Form der Anerkennung zum Nationalfeiertag zur Stärkung des Geschichtsbewusstseins und zur Stärkung der Würde der Deutschen beitragen.

Dass der 9. November 1918 und der 9. November 1989 große Tage für den einigen, republikanisch organisierten, deutschen Staat sind, steht außer Frage. Das Datum des Inkrafttretens des Beitritts des DDR-Staatsgebiets zum Rechtsgebiet der BRD am 3. Oktober 1990 steht dabei nur allzu blass da. Aber was ist mit dem 9. November der Jahre 1923 und vor allem 1938? Sind die Ereignisse dieser beiden Jahre ein Grund, den 9. November nicht zum deutschen Nationalfeiertag zu erklären?

Nun, wenn auch unter fragwürdigen Umständen, so muss der 9. November 1923 doch als Tag gesehen werden, an dem die erste deutsche Republik erfolgreich verteidigt wurde und somit 10 weitere Jahre existieren konnte.Was den 9. November 1938 als Nationalfeiertag Deutschlands anbelangt, so ist dieses Datum gegenüber 6 Millionen ermordeten Juden nicht despektierlich, sondern ganz im Gegenteil eines: erinnernd. Warum? Dies liegt am Charakter eines Nationalfeiertages.Ein Nationalfeiertag ist nicht in erster Linie zum Feiern da – sondern zum Erinnern. Schon die alte Bundesrepublik Deutschland hatte dieses Verständnis eines Staatsfeiertags, denn dieser war der 17. Juni 1953, der Einmarsch sowjetischer Truppen in der DDR und die blutige Niederschlagung des dortigen Aufstands. Als solcher diente der 17. Juni zur Erinnerung an eines der bestürzendsten Ereignisse in der jüngsten deutschen Geschichte. Es war kein Tag zum feiern, sondern zum Trauern und zum Erinnern, an das eine, bundesrepublikanischen Ziel: Wiedervereinigung.

Und genau so sollten es die jüdische und deutsche Gemeinschaft halten und verstehen: ein Staatsfeiertag zum erinnern an das, was Staatsschaffendes, wie auch was Fürchterlichstes im Namen jenes deutschen Staates passiert ist. Dementsprechend soll und kann der 9. November die Erinnerung an den Massenmord nur erneuern und wachhalten – ganz anders der 3. Oktober, der vielmehr das Geschichtsvergessen beschleunigt.

So steht der 9. November für national Erinnerung und die Erneuerung nationaler Würde. Er steht für ein neues Deutschland auf dem Boden und in Erinnerung des Alten.

Knapp 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sollten die Menschen in Deutschland wieder das Recht auf ein „gesundes“ Nationalbewusstsein bekommen. Die Erklärung des 9. November zum deutschen Nationalfeiertag wäre in diesem Sinne eine sinnvolle und bekräftigende Reform. Sie steht momentan nicht auf der Agenda, doch es ist im allgemeinen Interesse, sie dorthin zu heben.

Dieser Artikel präsentiert bewusst nur eine der zahlreichen, divergierenden Meinungen zu diesem kontroversen Thema. Sein Inhalt entspricht nicht zwingendermaßen der persönlichen Meinung seines Verfassers. Bitte sehen Sie hierzu Die Philosophie von Duel Amical.

This article convinced me.